30 KNOTEN DER AKTIVITÄT **
... dieses Muster betrifft jene wichtigen lebendigen Knoten, die zur Entstehung von IDENTIFIZIERBARER NACHBARSCHAFT (14), PROMENADE (31), NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN (52) und FUSSGÄNGERSTRASSE (100) beitragen. Um seine Wirkungsweise zu verstehen, stelle man sich eine Gemeinde und deren Grenze vor, wie sie unter dem Einfluß von GEMEINDE VON 7000 (12), SUBKULTUR-GRENZE (13), IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT (14), NACHBARSCHAFTSGRENZE (15), EXZENTRISCHER KERN (28) und RINGE VERSCHIEDENER DICHTE (29) entsteht. Während sie entsteht, bilden sich bestimmte „Sterne", wo die wichtigsten Wege zusammenkommen. Diese Sterne sind potentielle Punkte des Gemeindelebens. Die Entstehung dieser Sterne und der Wege, die sie bilden, muß so gesteuert werden, daß echte Knoten in der Gemeinde entstehen.
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Gemeinschaftseinrichtungen, die einzeln in der Stadt verteilt sind, tragen nichts zum Stadtleben bei.
Eines der größten Probleme in bestehenden Gemeinden besteht darin, daß das vorhandene öffentliche Leben so dünn verteilt ist, daß es keine gemeinschaftliche Wirkung hat. Es ist fiir die Mitglieder der Gemeinde nicht wirklich vorhanden. 'Verhaltensstudien von Fußgängern zeigen, daß sie, wann imitier möglich, die Ansammlung anderer Menschen suchen (z. B. Jan Gehl, „Mennesker til Fods (Pedestrians)," Arkitekten, Nr. 20, 1968).
Damit Menschenansammlungen in einer Gemeinde entstehen, müssen Einrichtungen dicht um kleine öffentliche Plätze gruppiert werden, die als Knotenpunkte dienen können. Die Wege müssen so organisiert sein, daß alle Fußgängerbewegungen durch diese Knoten führen. Für solche Knoten kann man vier notwendige Eigenschaften angeben:
Erstens müssen in jedem Knoten die Hauptwege der umgebenden Gemeinde zusammenführen. Die Hauptfußgängerwege sollten auf dem Platz zusammenlaufen, die kleineren in die Hauptwege einmünden, sodaß ein elementares sternförmiges 'Muster entsteht. Das ist viel schwerer zu erreichen, als man glaubt. Als Beispiel für die Schwierigkeiten, die sich bei der Anwendung auf eine Stadt ergeben, zeigen wir den folgenden Plan - ein Wohnbauprojekt von uns für Peru -, in dem alle Wege auf einer sehr kleinen Zahl von Plätzen zusammenlaufen.
Das ist kein sehr guter Planer ist zu steif und formalistisch. Aber man kann dieselbe Beziehung auf eine viel lockerere Art erreichen. Jedenfalls ist die Beziehung zwischen Wegen, Gemeinschaftseinrichtungen und Plätzen entscheidend und schwer zu erreichen. Als wichtiges Merkmal der Stadt muß sie von Anfang an ernst genommen werden.
Zweitens ist es entscheidend, die Plätze eher klein zu machen, damit die Aktivität konzentriert bleibt; und zwar kleiner als man zunächst annehmen würde. Ein Platz von etwa 15 m x 20 m kann den normalen Rhythmus des öffentlichen Lebens konzentriert enthalten. Die Größe wird im einzelnen unter KLEINE PLÄTZE (61) behandelt.
Drittens müssen die um einen Knoten gruppierten Einrichtungen nach ihren symbiotischen Beziehungen gewählt werden. Es genügt nicht, irgendwelche kommunalen Funktionen in sogenannten Gemeinschaftszentren zusammenzulegen. Zum Beispiel sind Kirche, Kino, Kindergarten und Polizeistation alles Gemeinschaftseinrichtungen, aber sie unterstützen einander nicht wechselseitig. Sie werden von verschiedenen Leuten, zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Angelegenheiten aufgesucht. Ihre Gruppierung ergibt keinen Sinn. Zur Entstehung intensiver Vorgänge müssen die um einen Knoten zusammenliegenden Einrichtungen kooperierend funktionieren. Sie müssen dieselben Leute zu denselben Tageszeiten anziehen. Wenn z. B. abendliche Unterhaltungsmöglichkeiten zusammengelegt sind, können Leute, die abends ausgehen, jede von ihnen benützen, und die Konzentration der Tätigkeiten insgesamt steigt - siehe NACHTLEBEN (33). Wenn Kindergärten und kleine Parks und Gärten zusammengelegt sind, können junger Familien mit Kindern jede von ihnen benützen, sodaß ihre Attraktivität im ganzen steigt.
Viertens sollten diese Aktivitätsknoten ziemlich gleichmäßig über die Gemeinde verteilt sein, sodaß keine Wohnung und kein Arbeitsplatz mehr als einige hundert Meter von einem entfernt ist. Auf diese Art kann ein Kontrast zwischen „belebt" und „ruhig" im kleinen erreicht werden. Größere tote Zonen können so vermieden werden.
Knoten verschiedener Größe.
Daraus folgt:
Schaff Aktivitätsknoten in der ganzen Gemeinde, in Schaff Aktivitätsknoten in der ganzen Gemeinde, in Abständen von ungefähr 300 m. Finde zunächst jene bestehenden Punkte in der Gemeinde heraus, wo Aktion sich von selbst zu konzentrieren scheint. Dann modifiziere die Anlage der Wege in der Gemeinde, damit so viele Wege wie möglich durch diese Punkte laufen. Dann funktioniert jeder Punkt als „Knoten" im Wegenetz. Schließlich mach in der Mitte jedes Knoten seinen kleinen öffentlichen Platz. Um diesen Platz her,um leg eine Kombination von Gemeinschaftseinrichtungen und Geschäften, die aufeinander abgestimmt sind.
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Verbinde die dichtesten Knoten mit einem breiteren, wichtigeren Spazierweg — PROMENADE (31); schaff spezielle Zentren für Nachtaktivitäten — NACHTLEBEN (33); immer, wenn neue Wege angelegt werden, führ sie durch die Knoten, sodaß sie das Leben dort weiter intensivieren — WEGE UND ZIELE (120); differenziere die Wege, sodaß sie weiter in der Nähe der Zentren und schmaler in der Entfernung sind - ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT (36). In der Mitte jedes Knotens errichte einen kleinen öffentlichen Platz - KLEINE PLÄTZE (61) -, und umgib jeden Platz mit einer geeigneten Zusammenstellung aufeinander abgestimmter Einrichtungen - GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN (41), UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT (43), LOKALES RATHAUS (44), GESUNDHEITSZENTRUM (47), GEBÄRHÄUSER (65), TEENAGER-GESELLSCHAFT (84), LADENSCHULEN (85), GESCHÄFTE IN PRIVATBESITZ (87), STRASSENCAFE (88), BIERHALLE (90), IMBISSSTÄNDE (93) ...
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