63 TANZEN AUF DER STRASSE *
... Grundlagen für abendliches Freizeitverhalten in der Öffentlichkeit finden sich in mehreren Mustern — DER ZAUBER DER STADT (10), PROMENADE (31), NACHTLEBEN (33), VERGNÜGUNGSPARK (58), KLEINE PLÄTZE (61). Um diese Orte nachts zu beleben, gibt es nichts geeigneteres als Musik und Tanz; das folgende Muster legt einfach die baulichen Bedingungen dar, die einen Anreiz für Tanz und Musik in den Straßen bilden.
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Warum tanzen die Menschen heutzutage nicht auf den Straßen?
Auf der ganzen Welt haben die Menschen einst auf den Straßen getanzt; auf dem Theater, in Liedern, in der Umgangssprache ist „Tanzen auf der Straße" ein Bild höchster Freude. In vielen Kulturen gibt es immer noch eine Spielart dieses Vorgangs. Balinesische Tänzer geraten in Ekstase, während sie auf der Straße herumwirbeln; die Mariachi-Orchester in Mexiko — jede Stadt hat mehrere Plätze, wo die Orchester spielen und die Bewohner zum Tanzen herauskommen; es gibt die europäische und amerikanische Tradition von Musikpavillons im Park; es gibt die bon odori-Feier in Japan, wo jeder auf der Straße klatscht und tanzt.
Aber in den Teilen der Welt, die „modern" und technisch hochentwickelt geworden sind, ist diese Erfahrung abgestorben. Die Gemeinden sind zerbrochen; die Leute fühlen sich auf den Straßen nicht wohl und fürchten sich voreinander; es gibt kaum geeignete Musik; man empfindet es als peinlich.
Sicher kann eine so einfache Änderung der Umwelt, wie wir sie vorschlagen, diesen Verhältnissen nicht abhelfen. Aber ein Stimmungswechsel ist festzustellen. Die Verlegenheit und die Entfremdung sind relativ neue Entwicklungen, durch die grundlegendere Bedürfnisse blockiert werden. Und wenn wir an diese Bedürfnisse rühren, kommen Dinge in Bewegung. Die Leute können wieder tanzen; jeder nimmt ein Instrument; viele bilden kleine Bands. Während das hier geschrieben wird, gibt es in San Francisco, Berkeley und Oakland eine Kontroverse über „Straßenmusikanten" — Gruppen, die spontan angefangen haben, bei gutem Wetter auf Straßen und Plätzen zu spielen —, wo soll man ihnen das Spielen gestatten, sind sie ein Verkehrshindernis, dürfen die Leute tanzen?
Es ist dieser Zusammenhang, in dem wir dieses Muster vorschlagen. Wo immer man das Gefühl hat, daß dieser Brauch wieder entstehen soll, kann der richtige Rahmen zu seiner Verwirklichung und Verwurzelung beitragen. Die wesentlichen Elemente sind ganz einfach: eine Plattform für die Musiker, vielleicht überdeckt; rundherum ein harter Belag zum Tanzen; Möglichkeiten zum Sitzen und Anlehnen für Leute, die zuschauen und sich ausruhen wollen; Vorkehrungen für Getränke und Erfrischungen (manche mexikanischen Pavillons haben eine sehr schöne Lösung: sie bauen winzige Stände in den Sockel der Plattform, sodaß die Leute für einen Fruchtsaft oder ein Bier zwischen den Tänzern zur Musik gehen müssen); das Ganze an einem Ort, wo Leute zusammenkommen.
Daraus folgt:
Bau an Promenaden, auf Plätzen und Stellen, wo man am Abend hinkommt, eine etwas erhöhte Plattform als Musikpavillon, wo Straßenmusiker und örtliche Orchester spielen können. Der Pavillon sollte überdeckt sein und vielleicht auf Straßenebene kleine Erfrischungsstände haben. Rund um den Pavillon pflastere den Boden zum Tanzen — alles bei freiem Eintritt.
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Stell den Musikpavillon in eine Nische, wo etwas geschieht, an den Rand eines Platzes oder einer Promenade — AKTIVITÄTSNISCHEN (124)NISCHEN (124); mach daraus einen Raum, der durch Pfeiler und Spaliere begrenzt ist - ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN (69); bau IMBISSSTÄNDE (93) rund um den Pavillon; fürs Tanzen vielleicht farbige Markisen, die hinaus über Teile der Straße reichen und ein großes, halboffenes Zelt bilden - MARKISENDÄCHER (244) ...
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