8 MOSAIK AUS SUBKULTUREN **
... die Grundstruktur einer Stadt ergibt sich aus der Beziehung zwischen urbanisierten Flächen und offenem Land - STADT-LAND-FINGER (3). Innerhalb der Streifen städtischen Bodens muß das wichtigste Strukturmerkmal die breite Vielfalt von Bevölkerungsgruppen und Subkulturen sein; die dort zusammenleben.
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Der homogene und undifferenzierte Charakter moderner Städte tötet jede Vielfalt der Lebensstile und hemmt die Entstehung individuellen Charakters.
Vergleiche drei mögliche Arten der Bevölkerungsverteilung in der Stadt:
1. In der heterogenen Stadt ist die Bevölkerung durchmischt, ungeachtet ihrer Lebensstile oder Kulturen. Das mag abwechslungsreich erscheinen. In Wirklichkeit dämpft es alle kennzeichnenden Unterschiede, hemmt die meisten Möglichkeiten der Differenzierung und fördert die Anpassung. Alle Lebensstile reduzieren sich mehr und mehr auf einen gemeinsamen Nenner. Was heterogen erscheint, stellt sich als homogen und langweilig heraus.
2. In einer Stadt, die aus "Ghettos" besteht, haben die Menschen die elementarsten und banalsten Formen der Unterscheidung als Rückhalt - Rasse oder ökonomischen Status. Die Ghettos sind in sich noch homogen und lassen es nicht zu, daß eine merkliche Verschiedenheit der Lebensstile entsteht. Die Menschen in Ghettos sind gewöhnlich gezwungen, dort zu leben, isoliert von der übrigen Gesellschaft, unfähig zur Entwicklung ihrer eigenen Lebensweise, manchmal auch intolerant gegenüber den Lebensweisen anderer.
3. In einer Stadt, die aus einer großen Zahl relativ kleiner Subkulturen besteht, von denen jede einen identifizierbaren Ort einnimmt und von den anderen durch ein Stück Nicht-Wohngebiet getrennt ist, können sich neue Lebensweisen entwickeln. Die Menschen können die Art Subkultur wählen, in, der sie leben wollen und doch viele andere Lebensweisen kennen lernen. Jedes Milieu fördert die gegenseitige Unterstützung und den Sinn für gemeinsame Werte. So können Individualitäten entstehen.
Dieses Muster eines Mosaiks aus Subkulturen wurde ursprünglich von Frank Hendricks vorgeschlagen. Seine letzte Arbeit, die dieses Thema behandelt, ist "Concepts of environmental quality standards based on life styles", gemeinsam mit Malcolm MacNair (Pittsburgh, Pennsylvania: University of Pittsburgh, Februar 1969). Die diesem Muster zugrundeliegen den psychologischen Bedürfnisse, die die räumliche Trennung funktionierender Subkulturen erfordern, sind beschrieben in:
Christopher Alexander, "Mosaic of Subcultures", Center for Environmental Structure, Berkeley, 1968. Die folgende Darstellung ist ein Auszug aus jener Arbeit.
1.
Wir 'sind die hohlen Menschen,
wir sind die ausgestopften Menschen.
aneinandergelehnt,
oben mit Stroh gefüllt. Leider.
Figur ohne Form, Schatten ohne Farbe,
gelähmte Kraft, Geste ohne Bewegung;
T. S. Eliot
Viele Menschen, die in Großstadtgebieten leben, haben einen schwachen Charakter. Tatsächlich scheint es geradezu ein Merkmal von Großstadtgebieten zu sein, daß die Leute dort einen ausgesprochen schwachen Charakter haben, verglichen mit dem Charakter, der sich in einfacheren und rauheren Situationen entwickelt. Diese Charakterschwäche ist die Ergänzung zu einem anderen, noch mehr hervortretenden Merkmal von Großstadtgebieten: der Homogenität und dem Mangel an Vielfalt der Bewohner. Freilich, Charakterschwäche und Mangel an Vielfalt sind zwei Seiten einer Münze: einer Situation, in der Menschen ein relativ undifferenziertes Selbst haben. Charakter kann nur in einem Ich entstehen, das sich stark unterscheidet und ein Ganzes ist: Eine Gesellschaft von relativ homogenen Menschen ist definitionsgemäß eine solche, wo das individuelle Ich nicht stark unterschieden ist.
Nehmen wir Zuerst das Problem der Vielfalt. Die Vorstellung von Menschen als Millionen gesichts- und namenloser Zahnräder zieht sich durch die Literatur des 20. Jahrhunderts. Der moderne Wohnbau spiegelt dieses Bild wider und hält es aufrecht. Die große Mehrheit des heutigen Wohnbaus trägt den Stempel der Massenproduktion. Nebeneinander liegende Wohnungen sind identisch. Nebeneinander liegende Häuser sind identisch. Das verheerendste aller Bilder war ein Foto, das vor einigen Jahren in Life als Werbung für eine Bauholzfirma erschien:
Es zeigte einen riesigen Raum voller Leute; alle hatten genau das gleiche Gesicht. Im' Bildtext hieß es: Zur Feier seines Geburtstages tragen die Aktionäre der Gesellschaft nach dem Gesicht des Präsidenten hergestellte Masken.Das sind nur Bilder und Zeichen. . .. Aber woher kommen all' die beängstigenden Bilder von Einförmigkeit/menschlichen Nummern und menschlichen Zahnrädern? Warum sprechen Kafka, Camus und Sartre zu unserem Herzen?
Viele Schriftsteller haben diese Frage ausführlich beantwortet - (David Riesman, The Lonely :Crowd; Kurt Goldstein,. The Organism; Max Wertheimer, The Story ot Three Days; Abraham Maslow, Motivation and Personality; Rollo May, Man's·Search for Himself etc.). Ihre Antworten laufen alle auf folgenden wesentlichen Punkt hinaus: Wenn eine Person auch eine andere Kombination von Eigenschaften aufweist als ihr Nachbar, ist sie nicht wirklich anders, solange sie keine starke Mitte hat, solange ihre Einmaligkeit nicht zu einem Ganzen zusammengefaßt und überzeugend ist. In den Großstadtgebieten scheint das heute nicht der Fall zu sein. Die Leute 'sind im einzelnen zwar verschieden, stützen sich aber immer aufeinander, bemühen sich, anderen nicht zu mißfallen und scheuen sich, sie selbst zu sein;
Dinge werden auf diese oder jene Weise erledigt, weil man das so macht', statt, "weil wir es so richtig finden". Der Kompromiß, das Mitmachen, der Geist der Komitees und alles, was damit zusammenhängt - diese Eigenschaften scheinen in Großstadtgebieten bereits als erwachsen, reif und angepaßt. Euphemismen können jedoch die Tatsache nicht verschleiern, daß Menschen, die etwas tun, um mit anderen auszukommen, statt zu tun, woran sie glauben, damit vermeiden, mit ihrem eigenen Ich zurechtzukommen, dazu zu stehen und andere damit zu konfrontieren. Es ist leicht, diese Charakterschwäche mit Zweckmäßigkeit zu begründen. Aber was man auch dafür vorbringen mag, schließlich zerstört Charakterschwäche die Person; niemand mit schwachem Charakter kann sich selbst lieben. Der Selbsthaß, der so entsteht, schafft nicht die Situation, in der eine Person ein Ganzes werden kann.
Im Gegensatz dazu gibt die Person, die ein Ganzes wird, ihre eigene Natur sichtbar nach außen zu erkennen, laut und klar, für jeden wahrnehmbar. Sie fürchtet sich nicht vor ihrem eigenen Ich; sie steht zu dem, was sie ist. Sie ist sie selbst, stolz auf sich, ist sich ihrer Mängel bewußt, bemüht, diese zu ändern, aber trotzdem stolz auf sich und glücklich, sie selbst zu sein.
Es ist aber schwer, das unter der Oberfläche lauernde Ich herauszulassen und zu zeigen. Es ist soviel leichter, nach Idealen zu leben, die andere aufgestellt haben, sein wahres Ich der Gewohnheit zu beugen, sich selbst hinter Bedürfnissen zu verstecken, die nicht die eigenen sind und die einen unbefriedigt lassen.Es scheint also klar, daß Vielfalt, Charakter und Selbstfindung eng miteinander verwoben sind. In einer Gesellschaft, wo ein Mensen sein eigenes Ich finden kann, wird es eine genügende Vielfalt von Charakteren geben, und zwar von starken Charakteren. In einer Gesellschaft, wo es schwer ist, sein eigenes Ich zu finden, wird die Bevölkerung homogen erscheinen, wird es weniger Vielfalt geben, und die Charaktere werden schwach sein.
Wenn es stimmt, daß die Charaktere heute in Großstadtgebieten schwach sind, und wir das ändern wollen, müssen wir zunächst verstehen, wie diese Wirkung der Großstadt zustande kommt.
2.
Wie schafft die Großstadt jene Bedingungen, in denen es für Menschen schwierig ist, sich selbst zu finden?
Wir wissen, d.i,lß das Individuum sein eigenes Ich aus den Werten, Gewohnheiten, Überzeugungen und Einstellungen formt, die ihm seine Gesellschaft vorgibt. [George Herbert Mead: Mind, Self and Society]. In einer Großstadt steht das Individuum vor einer gewaltigen Szene verschiedener Werte, Gewohnheiten, Überzeugungen und Einstellungen. Während.,in einer primitiven Gesellschaft die Person sich bloß in alte tradierten Überzeugungen einfühlen mußte (gewissermaßen war ein Ich bereits fertig vorhanden), mußte in der modernen Gesellschaft ein Ich für sich selbst aus dem umgebenden Chaos der Werte buchstäblich erfinden.
Wenn man jeden Tag Leute mit leicht unterschiedlichem Hintergrund trifft und jeder anders reagiert, obwohl man das Gleiche tut, wird die Situation immer verwirrender. Die Chance, daß man stark und selbstsicher wird, überzeugt von dem, was man ist und was man tut, fällt drastisch. Ständig einer unberechenbaren, sich verändernden sozialen Welt ausgesetzt, bringen die Menschen nicht mehr die Kraft auf sich selbst zu vertrauen; sie lassen sich immer mehr von der Bestätigung anderer leiten; sie schauen, ob Leute lächeln, wenn sie etwas sagen, wenn ja, reden sie weiter, und wenn nicht, halten sie den Mund. In einer solchen Welt ist es für jeden sehr schwer, irgendeine innere Stärke zu entwickeln.
Wenn wir einmal akzeptieren, daß die Formung des Ich ein sozialer Prozeß ist, dann hängt die Formung eines starken sozialen Ich von der Starke der umgebenden sozialen Ordnung ab. Wenn Einstellungen, Werte, Überzeugungen und Gewohnheiten so verschwommen und durcheinander sind wie in einer Großstadt, wird eine Person, die unter diesen Umständen aufwächst, fast zwangsläufig ebenfalls verschwommen und durcheinander sein. Schwacher Charakter ist ein direktes Ergebnis der gegenwärtigen großstädtischen Gesellschaft.
Dieser Gedanke wurde schon von Margaret Mead in äußerst scharfen Worten zusammengefaßt [Culture, Change and Character Structure]. Eine Reihe von Schriftstellern hat diese Ansicht empirisch untermauert:
Hartshome,.H. und May, M. A., Studies in the Nature of Character, New York: Macmillian, 1929; und "A Summary of the Work of the Character Education Inquiry", Religious Education, 1930, Band 25, S. 607-619 und 754-762. "Widersprüchliche Anforderungen an das Kind in verschiedenen Situationen, in denen es sich vor Erwachsenen verantworten muß verhindern nicht nur den Aufbau eines beständigen Charakters, sondern erzwingen sogar die Unbeständigkeit als Preis für Frieden und Selbstachtung." ...Das ist aber noch nicht alles. Wir haben gesehen wie die Verschwommenheit der Großstadt schwache Charaktere hervorbringt. Verschwommenheit jedoch bewirkt, wenn sie überhand nimmt, eine bestimmte Art oberflächlicher Gleichförmigkeit. Viele Farben, in vielen kleinen Stückchen vermischt, ergeben als Gesamteffekt grau. Dieses Grau fördert selbst wieder die Entstehung schwachen Charakters. In einer Gesellschaft mit vielen Stimmen und vielen Werten klammern sich die Menschen an die wenigen Dinge, die sie gemeinsam haben. In diesem Sinne schreibt Margaret Mead (op. cit. ,Man neigt dazu, alle Werte auf einfache Maßstäbe wie Dollars, Schulnoten oder andere simple Quantitätsmaße zurückzuführen, wodurch die völlig unvergleichbaren Größen vieler verschiedener kultureller Wertsysteme leicht, aber eben oberflächlich in Einklang gebracht werden können. Und Joseph T. Klapper [The Effects of Mass Communication, Free Press, 1960].
"Die Massengesellschaft erzeugt nicht nur eine verwirrende Situation, in der Menschen sich selbst nur schwer finden können - sie bewirkt auch ein Chaos, in dem die Menschen einer nicht zu bewältigenden Vielfalt gegenüberstehen - die Vielfalt wird zu einem Brei, in dem man sich nur auf das Augenfälligste konzentriert."
... Es scheint also, daß die Großstadt schwachen Charakter auf zwei fast entgegengesetzten Wegen zusammenbringt; erstens, weil die Menschen einem Chaos von Werten ausgesetzt sind; zweitens, weil sie sich an die oberflächliche Gleichförmigkeit klammern, die all diesen Werten gemeinsam, ist. Eine unbestimmbare Mischung von Werten wird dazu neigen, unbestimmbare Menschen hervorzubringen.
3.
Offenbar gibt es viele Wege, das Problem zu lösen. Einige davon sind wohl privater Natur. Andere umfassen eine Vielfalt von sozialen Prozessen, einschließlich Bildung, Arbeit, Unterhaltung-und Familie. Ich beschreibe hier eine bestimmte Lösung, die die großmaßstäbliche soziale Organisation der Großstadt betrifft.
Die Lösung ist folgende: Die Großstadt muß aus einer großen Zahl verschiedener Subkulturen bestehen, jede von ihnen stark artikuliert, mit ihren eigenen scharf umrissenen Werten und scharf von den anderen unterschieden. Obwohl aber diese Subkulturen deutlich, unterschieden und getrennt sein sollen, dürfen sie doch nicht abgeschlossen sein; sie müssen untereinander leicht zugänglich sein, sodaß eine Person durchaus von einer zur anderen ziehen und sich einrichten kann, wo es ihr am besten paßt.
Die Lösung beruht auf zwei Annahmen:
- Eine Person wird nur dann ihr eigenes Ich finden und dadurch einen starken Charakter entwickeln können, wenn ihren Eigenarten von den umgebenden Menschen und Werten Rückhalt geboten wird.
- Um ihr eigenes Ich zu finden, muß sie auch in einem Milieu leben, wo die Möglichkeit vieler verschiedener Wertsysteme ausdrücklich anerkannt und respektiert wird. Genauer gesagt, sie braucht eine breite Vielfalt an Wahlmöglichkeiten, sodaß sie sich nicht über die Natur der eigenen Person täuscht, erkennt, qaß es viele Arten von Leuten gibt, und die findet, deren Werte und Überzeugungen den ihren am nächsten kommt.
... einer der Mechanismen, die dem Bedürfnis der Menschen nach einer verwandten Umgebungskultur zugrunde liegen könnten: Maslow hat darauf hingewiesen, daß der Prozess der Selbstverwirklichung erst beginnen kann, wenn andere Bedürfnisse, wie das nach Nahrung, Liebe und Sicherheit, bereits erfüllt sind. {Motivation and Personality, S. 84-89.] Je größer nun die Durchmischung der Menschen in 'einem lokalen Stadtgebiet und, ,'e unberechenbarer Fremde in der Nähe des Hauses sind, desto ängstlicher und unsicherer wird man. In Los Angeles und New York ist man soweit, daß die Menschen Türen und Fenster ständig abschließen und eine Mutter sich nicht getraut, ihre fünfzehnjährige Tochter zum Briefkasten an der Ecke zu schicken. Menschen furchten sich, wenn sie von Unbekanntem umgeben sind; das Unbekannte ist gefährlich. Aber solange das Problem dieser Angst nicht gelöst ist, wird sie den Vorrang vor allen anderen Lebensäußerungen haben. Selbstverwirklichung ist erst möglich, wenn diese Angst überwunden ist; und das wiederum ist erst möglich, wenn sich die Menschen auf vertrautem Gebiet befinden, unter ihresgleichen, deren Gewohnheiten und Eigenarten sie kennen und denen sie vertrauen.
... Wenn wir jedoch das Vorhandensein unterschiedlicher Subkulturen befürworten, um die Forderungen unserer ersten Annahme zu erfüllen, so meinen wir damit sicherlich nicht so etwas wie geschlossene StammeskuIturen. Das würde gerade der Qualität ins Gesicht schlagen, die die Großstadt so anziehend macht. Es müßte also möglich sein, daß Leute ohne weiters von einer Subkultur zur anderen ziehen und jene wählen, die ihnen am meisten liegt; und das muß zu jeder Zeit ihres Lebens möglich sein. Tatsächlich müßte das Gesetz, wenn es nötig sein sollte, jeder Person freien Zugang zu jeder Subkultur sichern ....
Es scheint also klar, daß die 'Großstadt eine hohe Anzahl untereinander zugänglicher Subkulturen enthalten sollte. Aber warum sollten diese Subkulturen räumlich getrennt sein? Jemand, der nicht räumlich denkt; könnte leicht einwenden, daß diese Subkulturen im selben Raum koexistieren könnten und müßten, da ja die wesentlichen Beziehungen, aus' denen Kulturen entstehen, die Beziehungen zwischen Menschen sind.
Ich glaube, daß diese Ansicht, sollte sie jemand vorbringen, von Grund auf falsch wäre. Ich werde nun mit einigen Argumenten darlegen, daß der erkennbare Ausdruck von Subkulluren Ökologischer Natur ist; daß unterschiedliche Subkulturen nur als solche überdauern, wenn sie tatsächlich im Raum getrennt sind.
Erstens erwarten ohne Zweifel Menschen aus verschiedenen Subkulturen tatsächlich verschiedene Dinge von ihrer Umwelt. Hendricks hat das klar ausgeführt. Menschen verschiedener Altersgruppen, verschiedener Interessen, verschiedener Einstellung- zur Familie, verschiedenen nationalen Hintergrunds brauchen verschiedene Arten von Häusern, verschiedene Arten von Freiräumen außerhalb ihrer Häuser und vor allem brauchen sie verschiedene Arten von Gemeinschaftseinrichtungen. Diese Einrichtungen können sich nur dann auf die Bedürfnisse einer bestimmten Subkultur spezialisieren, wenn sie mit Sicherheit in Anspruch genommen, wenn die Interessenten aus derselben Subkultur in hoher Dichte vorhanden sind. Leute, die reiten wollen, brauchen Reitwege; Deutsche, die ein Angebot deutscher Lebensmittel suchen, können sich zusammenfinden, wie in' der Gegend von German Town in .. New York; alte Leute könnten Parks zum Sitzen brauchen, weniger störenden Verkehr, nahe Pflegeeinchtungen; Junggesellen könnten Imbißstuben mit Schnellgerichten brauchen; Ärmemer, die jeden Morgen eine orthodoxe Messe hören wollen, werden sich rund um eine armenische Kirche sammeln; Stadtstreicher finden sich bei bestimmten Geschäften und ihren Treffpunkten zusammen; Leute mit Kleinkindern können sich bei Kindergärten und offenen Spielplätzen ansiedeln.
Daraus wird klar, daß jede Subkultur ihr eigenes Leben und ihre eigene Umwelt braucht. Aber Subkulturen müssen nicht nur räumlich konzentriert sein, um konzentriertes Leben zu erlauben. Sie müssen auch deshalb konzentriert sein, damit eine Subkultur die andere nicht verwässert: Sie müssen also nicht nur - in sich betrachtet - stark sein, sondern auch voneinander physisch getrennt. ...
Wir brechen das Zitat hier ab. Der übrige Text weist empirisch nach, daß Subkulturen räumlich getrennt sein müssen, während wir - in diesem Buch - dies als zu einem anderen Muster gehörig betrachten. Dieser Gedankengang findet sich mit empirischen Details in SUBKULTUR-GRENZE (13).
Daraus folgt:
Tu, was du kannst, für das Gedeihen der Kulturen und Subkulturen in der Stadt, lös die Stadt so weit wie möglich in ein gewaltiges Mosaik kleiner und unterschiedlicher Subkulturen auf, jede mit eigenem räumlichen Bereich und jede mit dem Recht, ihren spezifischen Lebensstil hervorzubringen. Sorg dafür, daß diese Subkulturen klein genug sind, daß jede Person Zugang zur ganzen Vielfalt von Lebensstilen aus den nahe gelegenen Subkulturen hat.
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Wir stellen uns die kleinsten Subkulturen nicht größer als 50 m im Durchmesser vor; die größten vielleicht etwa 400 m - GEMEINDE VON 7000 (12), IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT (14), HAUSGRUPPE (37). Damit die Lebensstile jeder Subkultur sich frei entwickeln können, unbeeinträchtigt von den angrenzenden, ist es wesentlich, zwischen die benachbarten Subkulturen einen markanten Bereich von Nicht-Wohngebieten zu legen - SUBKULTUR-GRENZE (13) ....
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