7 DAS LAND *
... in jeder Region gibt es zwischen den Städten große Gebiete offenen Lands - Ackerland, Parks, Wälder, Wüsten, Weideland; Seen und Flüsse. Die rechtliche und ökologische Situation dieses offenen Lands ist entscheidend für das Gleichgewicht der Region. Richtig angewendet wird dieses Muster zum Gelingen anderer Muster beitragen: DIE VERTEILUNG DER STÄDTE (2), STADT-LAND-FINGER (3), LANDWIRTSCHAFTSTALER (4), MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN (5) und KLEINSTADTE (6).
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In meiner Vorstellung ist das Land für den Gebrauch einer riesigen Familie bestimmt, von der viele tot sind, einige am Leben und unzählige noch nicht geboren. - ein nigerianischer Stammesangehöriger.
Parks sind tot und künstlich. Landwirtschaften, die als Privateigentum behandelt werden, berauben die Menschen ihres natürlichen biologischen Erbes - des Landes, von dem sie herkommen.
Eigentum ist Diebstahl.
In Norwegen, England und Österreich gilt es als selbstverständlich, daß die Leute auf Wiesen ,und Weiden picknicken, spazieren'gehen und spielen dürfen - solange sie Tiere und Ernte schützen., Aber auch umgekehrt - es gibt keine Wildnis, die sich selbst überlassen wird -, sogar die Berghänge werden terrassiert, gemäht, abgeweidet und gepflegt.
Wir können diese Gedanken zusammenfassen, indem wir sagen, daß es nur eine Art nicht-städtischen Bodens gibt - das Land. Es gibt keine Parks, keine Farmen, keine unerforschte Wildnis. Jedes Stück Land hat Hüter, die das Recht haben, es zu nutzen, wenn es behaubar ist, oder die Verpflichtung, es zu pflegen, wenn es wild ist. Und jedes Stück Land ist im allgemeinen für die Menschen offen, solange sie die organischen Prozesse, die dort vor sich gehen, respektieren.
Den zentralen Begriff hinter dieser Auffassung von Land beschreibt Aldo Leopold in seinem Essay" The Land Ethic" (A Sand County Almanac. New York: Oxford University Press, 1949). Leopold meint, daß unsere Beziehung zum Boden den Rahmen für die nächste große ethische Veränderung in der menschlichen Gemeinschaft darstellen wird:
Diese Erweiterung der Ethik, mit der sich bis jetzt nur die Philosophen beschäftigt haben, ist in Wirklichkeit ein Prozess der ökologischen Entwicklung. Ihre Folgen können sowohl ökologisch als auch philosophisch beschrieben werden. Ökologisch gesehen ist eine Ethik eine Begrenzung der Handlungsfreiheit im Kampf um die Existenz. Philosophisch gesehen ist eine Ethik eine Unterscheidung des sozialen Verhaltens vom asozialen. Das sind zwei Definitionen derselben Sache. Die Sache selbst hat ihren Ursprung im Bestreben voneinander unabhängiger Individuen oder Gruppen, Formen der Kooperation zu entwickeln. Der Ökologe nennt das Symbiosen. Politik und Ökonomie sind fortgeschrittene Symbiosen, in denen der ursprüngliche Wettkampf teilweise durch kooperative Mechanismen ethischen Inhalts ersetzt worden ist...
Alle bisher entwickelte Ethik beruht auf einer einzigen Prämisse, daß das Individuum Mitglied einer Gemeinschaft voneinander abhängiger das Individuum Mitglied einer Gemeinschaft voneinander abhängiger Teile ist. Seine Instinkte veranlassen es zum Kampf um seinen Platz in dieser Gemeinschaft, aber seine Ethik veranlasst es auch zur Kooperation...
Die Ethik des Landes erweitert einfach die Grenzen der Gemeinschaft, um auch den Boden, das Wasser, die Pflanzen, die Tiere, insgesamt gesprochen: das Land einzubeziehen ...
Im Rahmen einer solchen Ethik sind als "Stück Natur" für Erholungszwecke aufgefaßte Parks und Campingplätze, die keinen Bezug zum eigentlichen Wert des Landes selbst haben, tot und unmoralisch. Dasselbe gilt für Landwirtschaften, deren Fläche als "Eigentum" der Bauern aufgefaßt wird. Wenn wir das Land weiterhin als Vergnügungsgebiet und als Profitquelle behandeln, werden unsere Parks und Ausflugsziele immer künstlicher, immer mehr Kunststoff, immer mehr Disneyland werden. Und unsere Landwirtschaften werden immer mehr wie Fabriken werden. Die Boden-Ethik ersetzt die Idee öffentlicher Parks und öffentlicher Ausflugsplätze durch einen ganzheitlichen Begriff von Land.
Ein Beispiel, das diese Idee bestätigt, findet sich im Blueprint for Survival; darin wird vorgeschlagen, bestimmte Flußmündungen und Sumpfgebiete traditionellen Gemeinden in Verwaltung zu übertragen. Diese Feuchtgebiete sind die Laichplätze von'Fischen und Schalentieren, die die Grundlage der Nahrungskette für 60 Prozent des gesamten Meeresertrags bilden. Damit können Menschen richtig umgehen, die diese Fauna als wirksamen Teil der Lebenskette respektieren. (The Ecologist, England: Penguin, 1972, S. 41.)
Die Wohnwälder in Japan liefern ein weiteres Beispiel. Ein Dorf entsteht entlang des Waldrands; die Dorfbewohner hüten den Wald. Diesen richtig zu lichten ist eine ihrer Aufgaben. Der Wald steht jedem, der kommen und teilhaben will, zur Verfügung:
Die Bauernhäuser von Kurume-machi stehen in einer Reihe entlang der Hauptstraße, etwa 1112 km weit. Jedes Haus ist von einem Baumgürtel umgeben; die Arten der Bäume sind einander ähnlich, so daß der Eindruck eines einzigen großes Waldes entsteht. Die wichtigsten Bäume sind so angeordnet, daß sie einen Schutzgürtel bilden. Außerdem sind diese kleinen Wälder eine Heimstatt für Vögel, sie halten die Feuchtigkeit, sie liefern Brenn~ und Bauholz, das behutsam geschlägert wird, und sind ein Mittel zur Klimaregelung, da die Temperatur im Innern des Wohnwalds im Sommer kühler und im Winter wärmer ist. Es sollte noch bemerkt werden, daß diese vor mehr als dreihundert Jahren angelegten Wohnwälder immer noch funktionieren, was der sorgfältigen, selektiven Schlägerung und Aufforstung durch die Bewohner zuzuschreiben ist. (John 1. Creech, "Japan - Like a National Park", Yearbook of Agriculture 1963, U. S. Department of Agriculture, 5.525-528.)
Daraus folgt:
Betrachte alle Landwirtschaften als Parks mit öffentlichem Zutritt und mach alle Parks der Region zu funktionierenden Landwirtschaften.
Übergib Teile des Landes in die Verwaltung von Gruppen, Familien und Genossenschaften, wobei jede Verwaltung für ihren Teil verantwortlich ist. Die Verwalter pachten den Boden; es steht ihnen frei, das Land zu pflegen und Richtlinien für seine Nutzung aufzustellen - als Landwirtschaft, Wald, Moorland, Wüste usw. Jedermann darf das Land besuchen, dort wandern, picknicken, es erkunden, Boot fahren - solange er sich an die Richtlinien hält. So gesehen, könnten auf den Feldern einer Landwirtschaft bei einer Stadt im Sommer jeden Tag Leute picknicken.
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Wir stellen uns in jedem Naturreservat eine begrenzte Zahl von Häusern vor - HAUSGRUPPE (37) -, zu denen ungepflasterte Landwege führen - GRÜNE STRASSEN (51) ....
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