20 MINI-BUSSE *
... dieses Muster ergänzt die LOKALVERKEHRSZONEN (11) und das ÖFFENTLICHE VERKEHRSNETZ (6). Die Lokalverkehrszonen stützen sich auf den Fußgängerverkehr, auf Fahrräder,.Karren und Pferde. Das öffentliche Verkehrsnetz beruht auf Bahnen, Flugzeugen, Lift, Autobussen. Beide Muster brauchen eine flexiblere öffentliche Verkehrsart zur Unterstützung.
❖ ❖ ❖
Der öffentliche Verkehr muß im stand sein, Leute innerhalb des Großstadtgebiete von jedem beliebigen Punkt zu jedem anderen zu bringen.
Liniengebundene Autobusse und Züge sind von den meisten Quell- und Zielpunkten des Verkehrs zu weit entfernt. Taxis können von Punkt zu Punkt fahren, sind aber zu teuer. Zur Lösung, dieses Problems braucht man eine Art Fahrzeug, das etwas von beiden hat - halb wie ein Bus, halb wie ein Taxi "7, einen kleinen Bus also, der Leute an 'jedem' beliebigen Punkt aufnehmen' und zu,jedem anderen Punkt bringen kann, der aber auf dem Weg auch andere Fahrgäste mitnimmt und daher billiger ist als' ein Taxi.
Forschungen und Betriebsversuche haben gezeigt, daß ein telefonisch abrufbares System von, Mini-Bussen so funktionieren kann. Binnen 15 Minuten verfügbare Haus-zu-Haus-Fahrten kosteten 1974 nicht mehr als 50 Cents; das System ist kostendeckend. Es funktioniert genau wie ein Taxi, außer daß es während der Fahrt Leute aufnimmt und absetzt; es bleibt nicht bei der Haustüre stehen, sondern an der nächsten Ecke; es kostet ein Viertel einer durchschnittlichen Taxifahrt:
Bis zu einem gewissen Grad hängt das System von der Entwicklung komplizierter Computerprogramme ab. Kommt ein Anruf herein, so überprüft der Computer die augenblicklichen Bewegungen aller Mini-Busse, die Ziele der einzelnen Fahrgäste, und entscheidet, welcher Bus bei einem Minimum von Umwegen den neuen Fahrgast aufnehmen kann. Ern Zweikanal-Funkkontakt verbindet die Mini-Busse mit dem Fahrdienstleiter am Computer. Dieses Detail ist wie viele andere ausführlich in einem Überblick über die laufende Ruf-Bus-Forschung enthalten: Summary Report - The Dial-a-Ride Transportation System, M.I.T. Urban Systems Laboratory, Report Nr. USLTR70-10, März 1971.
Kanadischer Mini-Bus.
Tatsächlich entstehen heute Rufsysteme für Busse, weil sie wirtschaftlich tragbar sind. Während die konventionellen netzgebundenen öffentlichen Verkehrssysteme in eine gefährliche Spirale von niedrigerer Leistung, geringerer Fahrgastzahl und steigenden öffentlichen Subventionen geraten, sind gegenwärtig weltweit über 30 Bus-Ruf-Systeme in Betrieb. Ein Bus-Ruf-System in Regina, Saskatchewan z. B. ist der einzige kostendeckende Teil des Regina-Transit-System. (Regina Telebus Study: Operations Report, and Financial Report, W. G. Atkinson u.a., Juni 1972.) In Batavia im Staat New York ist der Ruf-Bus das einzige öffentliche Verkehrsmittel. Er versorgt eine Bevölkerung von 16.000 zum Preis von 40-60 Cents pro Fahrt.
Wir erinnern den Leser zum Abschluß dieses Musters an zwei entscheidende Probleme des öffentlichen Verkehrs, die die Bedeutung des Mini-Bus-Gedankens unterstreichen.
Erstens gibt es in Städten eine sehr große Zahl von Leuten, die nicht Auto fahren können; nach unserer Meinung ist das Mini-Bus-System der einzig realistische Weg, den Bedarf dieser Menschen abzudecken.
Ihre Zahl ist viel größer, als man gemeinhin annimmt. Sie sind in Wirklichkeit eine schweigende Minderheit, zu der die Alten und Körperbehinderten, die sich nicht beklagen, die Jungen und die Armen gehören. 1970 besaßen mehr als 20% aller Haushalte in den Vereinigten Staaten keinen Wagen. 57,5% aller Haushalte mit Einkommen unter $ 3000 besaßen keinen Wagen. 44,9% der Haushalte, deren Vorstand über 65 Jahre alt war, besaßen keinen Wagen. Unter den Jungen zwischen 10 und 18 Jahren sind 80% in ihrer Mobilität von anderen abhängig (den öffentlichen Verkehr eingeschlossen). Unter den Körperbehinderten wären 5,7 Mio. potentielle Fahrgäste, wenn der öffentliche Verkehr sie von Haus zu Haus bringen könnte. ,(Sumner Myers, „Turning Transit Subsidies into ,Compensatory Transportation City, Vol. 6, Nr. 3, Sommer 1972, S. 20.)
Zweitens kann, ganz abgesehen von speziellen Bedürfnissen, ein öffentliches Verkehrsnetz mit großen Bussen, Schiffen und Bahnen an und für sich ohne ein Mini-Bus-System nicht funktionieren. Die großen Systeme brauchen Zubringer: irgendwie muß man zu den Stationen kommen. Wenn die Leute mit ihren Autos zur Bahn fahren müssen, dann bleiben sie gleich im Auto und benützen die Bahn überhaupt nicht. Das Mini-Bus-System ist als Zubringerleistung im größeren öffentlichen Verkehrsnetz unabdingbar.
Daraus folgt:
Richte ein System von kleinen, taxiähnlichen Bussen ein, die bis zu 6 Leute fassen, mit Zweikanal-Funk kontrolliert werden, telefonisch bestellt werden können und einen Punkt-zu-Punkt-Verkehr nach Bedarf bieten. Ergänze es durch ein Computer-System, das Umwege und Wartezeiten minimiert. Leg die Haltestellen für die Mini-Busse in Abständen von unter 200 m in jeder Richtung an und installiere an jeder Haltestelle ein Bus-Ruf-Telefon.
❖ ❖ ❖
Leg die Bushaltestellen vor allem entlang der Hauptstraßen an, solange die Geh-Entfernung für niemanden mehr als 200 m beträgt - PARALLELE STRASSEN (23); leg eine in jede UMSTEIGESTELLE (34) und mach aus jeder einen Ort, wo ein kurzer Aufenthalt angenehm ist - BUSHALTESTELLE (92) ...
< Zurück zu 19 | Weiter zu 21 > |