EINE MUSTER-SPRACHE

STÄDTE - GEBÄUDE - KONSTRUKTION

Christopher Alexander, Sara Ishikawa, Murray Silverstein

mit Max Jacobson, Ingrid F. King, Shlomo Angel 

Für Verbreitung, Schulung und Ergänzung digitalisiert von:
THE PATTERN COMMUNITY - Institut zur Förderung menschengerechter Dörfer, Städte und Regionen

STÄDTE

Wir beginnen mit jenem Teil der Sprache, durch den eine Stadt oder Gemeinde definiert wird. Diese Muster können keinesfalls mit einem Schlag "entworfen" oder "gebaut" werden - nur geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. 

GEBÄUDE

Hier werden die übergeordneten Muster ergänzt, die eine Stadt oder eine Gemeinde definieren. Wir beginnen jetzt jenen Teil der Sprache, die Gebäudegruppen und Einzelgebäuden ihre Form gibt, dreidimensional auf dem Grundstück. Das sind die Muster, die "entworfen" oder "gebaut" werden können - die Muster, die die einzelnen Gebäude und den Raum zwischen Gebäuden definieren. Zum ersten Mal behandeln wir Muster,die innerhalb der Kontrolle von Einzelpersonen oder kleinen Personengruppen liegen, die diese Muster in einem Zug realisieren können.

 

KONSTRUKTION

In dieser Phase haben wir einen vollständigen Entwurf für ein einzelnes Gebäude. Wenn die gegebenen Muster befolgt wurden,so hat man ein Schema der Räume, sei es mit Stecken auf dem Boden markiert oder auf einem Stück Papier - etwa aufeinen halben Meter genau. Man kennt die Höhe der Räume, die ungefähre Größe und Lage der Fenster und Türen, und man weiß ungefähr, wie die Dächer des Gebäudes und die Gärten anzuordnen sind.

Der nächste und letzte Teil der Sprache erklärt einem, wie man direkt aus diesem groben Raumschema ein baubares Gebäude macht, und erklärt auch im Detail, wie es zu bauen ist.

PROLOG

 

022.0

... das Funktionieren von Lokalverkehrszonen und die Ruhe der lokalen Gemeinden und Nachbarschaften hängt stark von der Zahl der Abstellplätze ab. Je mehr Parkflächen vorgesehen sind, desto schwerer sind diese Muster aufrechtzuerhalten, weil Parkflächen Autos anziehen und diese wiederum die Nahverkehrszonen und Nachbarschaften schädigen — LOKALVERKEHRS-ZONEN (11), GEMEINDE VON 7000 (12), IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT (14). Das folgende Muster sieht zum Schutz der Gemeinden radikale Einschränkungen in Bezug auf die Parkraumverteilung vor.

 

❖ ❖ 

 

Es ist ganz einfach - wenn die Fläche für das Parken zu groß wird, zerstört sie das Land.

Eine Muster Sprache 22 NEUN PROZENT PARKPLÄTZE

Empirirische Beobachtungen führen uns zu der Annahme, daß in einer menschengerechten Umgebung nicht mehr als 9% des Bodens zum Parken verwendet werden dürfen.

Empirirische Beobachtungen führen uns zu der Annahme, daß in einer menschengerechten Umgebung nicht mehr als 9% des Bodens zum Parken verwendet werden dürfen.Unsere Beobachtungen sind nur ein Ansatz. Systematische Analysen fehlen; unsere Beobachtungen stützen sich auf subjektive Einschätzung von Fällen mit „zu vielen Autos" und von Fällen, wo „Autos kein Problem" sind. Unsere vorläufigen Beobachtungen zeigen aber, daß verschiedene Leute in diesen Einschätzungen in bemerkenswertem Maße übereinstimmen. Deshalb vermuten wir, daß wir es hier mit einem zwar unklaren, aber sehr wichtigen Phänomen zu tun haben.

Ein Beispiel mit dieser Maximaldichte von 9% Parkplätzen zeigt unser Photo: einen „Quadrant" der University of Oregon.

Viele Leute, mit denen wir sprachen, empfanden dieses Areal intuitiv als schön, aber nur, solange nicht weitere Autos dort geparkt würden.

Welche mögliche funktionelle Basis kann eine solche Intuition haben? Wir vermuten folgendes: Die Leute verstehen unbewußt, daß die physische Umwelt das Medium ihrer sozialen Beziehungen ist. Wenn. die Umwelt richtig funktioniert, schafft sie das Potential für allen sozialen Umgang, nicht zuletzt für den Umgang mit sich selbst.

Wenn die Dichte der Autos eine bestimmte Grenze überschreitet und die Leute das Gefühl haben, daß zu viele Autos da sind, geschieht, so vermuten wir, in Wirklichkeit folgendes: Sie bekommen das Gefühl, daß die Autos die Umwelt überwältigen, daß die Umwelt nicht mehr „ihre" ist, daß sie kein Recht haben, hier zu sein, daß es kein Ort ist, sich aufzuhalten und so weiter. Schließlich reichen die Auswirkungen der Autos weit über deren bloßes Vorhandensein hinaus. Sie schaffen ein Gewirr von Fahrwegen, Garagentoren, Asphalt- und Betonoberflächen — lauter Bauelemente, die der Mensch selbst nicht benutzen kann. Wenn die Dichte das Limit übersteigt, empfinden die Leute wahrscheinlich, daß das soziale Potential der Umwelt verschwunden ist. Statt daß sie herausgelockt werden, empfangen sie von der Umwelt die Botschaft, daß sie im Freien nichts verloren haben, daß sie drinnen in ihren Gebäuden bleiben sollen, daß sozialer Umgang nicht empfehlenswert ist.

Wir haben diese Vermutung bisher nicht getestet. Wenn sie sich aber als richtig erweisen sollte, könnte dieses scheinbar auf dürftige Beweise gestützte Muster in Wirklichkeit eines der kritischsten Muster überhaupt sein, eines, das eine Schlüsselrolle für den Unterschied zwischen einer sozial und psychologisch gesunden und einer ungesunden Umwelt spielt,

Wir vermuten also, daß in einer menschlichen, sozial und ökologisch durch das Vorhandensein geparkter Autos nicht zerstörten Umwelt weniger als 9% des Bodens für Stellplätze verwendet werden. Parkplätze und Garagen dürfen deshalb nie mehr als 9% des Bodens einnehmen.

Es kommt darauf an, dieses Muster auf die strengste Weise auszulegen. Das Muster wird sinnlos, wenn wir zulassen, daß die durch ein Grundstück A entstehenden Parkflächen auf ein angrenzendes Grundstück B gelegt werden, sodaß die Parkflächen auf A unter 9% liegen, die auf B aber über 9% ansteigen. Das heißt, jedes Stück Land muß für sich betrachtet werden; wir dürfen uns nicht erlauben, die Probleme eines Grundstücks auf Kosten eines anderen zu lösen. Eine Stadt oder eine Gemeinde kann das Muster in diesem strengen Sinn nur verwirklichen, indem die ganze Gemeinde in einen Raster selbständiger „Parkzonen" unterteilt wird, jede 72-5 ha groß. Dann muß die Regel unabhängig und mit aller Strenge innerhalb jeder Parkzone durchgesetzt werden.

Die Neun-Prozent-Regel hat klare und unmittelbare Folgen für das Verhältnis zwischen Parken auf der Oberfläche und Parken in Garagen bei verschiedenen Stellplatzdichten. Dies ergibt sich aus einer einfachen Rechnung. Nehmen wir z. B. an, ein Gebiet erfordere 50 Stellplätze/ha. 50 Stellplätze brauchen etwa 1500 m², was bei Parken an der Oberfläche 15% des Bodens ausmachen würde. Um die 50 Autos/ha in Einklang mit der Neun-Prozent-Regel zu bringen, muß mindestens die Hälfte davon in Garagen geparkt werden. Die folgende Tabelle gibt entsprechende Zahlen für verschiedene Dichten:

 Autos/ha  Parken auf der Oberfläche  Parken in zweistöckigen Garagen  Parken in dreistöckigen Garagen
 29  100 - -
 41  50 50 -
 56  50  - 50
 74  -  - 100

Wie verhält es sich mit Tiefgaragen? Dürfen wir sie als Ausnahme dieser Regel betrachten? Nur dann, wenn sie die Nutzung des darüber liegenden Bodens nicht zerstören oder einschränken. Wenn z.B. eine Tiefgarage unter einer Fläche liegt, die vorher ein Freiraum mit großen Bäumen war, dann wird sie mit Sicherheit den Charakter des Raumes darüber verändern, weil die großen Bäume dort nicht mehr wachsen können. Eine solche Tiefgarage bedeutet eine Zerstörung des Landes. Ebenso ist es eine Zerstörung, wenn der Konstruktionsraster der Garage — z. B. 16 m Stützweite — den Konstruktionsraster des darüber liegenden Gebäudes einschränkt, sodaß dieses Gebäude sich nicht frei entfalten kann. Tiefgaragen mögen nur in jenen seltenen Fällen zulässig sein, wo sie den Boden darüber in keiner Weise beeinträchtigen: vielleicht unter einer Hauptstraße oder unter einem Tennisplatz.

Die Neun-Prozent-Regel hat also kolossale Folgen': Da Tiefgaragen nur selten die angeführten Bedingungen erfüllen werden, ergibt sich aus dem Muster in Wirklichkeit, daß fast kein Teil eines Stadtgebiets mehr als 75 Stellplätze /ha haben kann. Dies bedeutet große Veränderungen in den Stadtzentren. Nehmen wir einen Teil eines typischen Innenstadtgebiets. Dort arbeiten vielleicht an die 1000 Pendler/ha; unter heutigen Bedingungen parken viele davon ihre Autos in Garagen. Wenn aber wirklich nicht mehr als 75 Stellplätze /ha möglich sind, dann müssen entweder die Arbeitsstätten dezentralisiert werden oder die Beschäftigten müssen sich des öffentlichen Verkehrs bedienen. Kurz, dieses einfache, auf sozialen und psychologischen Umweltfaktoren beruhende Muster führt uns anscheinend zu denselben Konsequenzen wie die Muster ÖFFENTLICHES VERKEHRSNETZ (16) und STREUUNG DER ARBEITSSTÄTTEN (9).

 

Daraus folgt:

Laß in keiner gegebenen Fläche die Verwendung von mehr als 9% des Bodens für das Parken zu. Um zu verhindern, daß Parkplätze sich auf großen vernachlässigten Flächen konzentrieren, muß die Stadt oder die Gemeinde ihren Boden in „Parkzonen" von höchstens 5 ha unterteilen und diese Regel für jede Zone anwenden.

Eine Muster Sprache 22 NEUN PROZENT PARKPLÄTZE 1

 

❖ ❖ 

 

Aus zwei späteren Mustern geht hervor, daß Parken nur eine von zwei Formen haben kann: winzige Parkplätze an der Oberfläche oder abgeschirmte Parkhäuser — ABGESCHIRMTES PARKEN (97), KLEINE PARKPLÄTZE (103). Wenn man diese Muster akzeptiert, ergibt die Neun-Prozent-Regel eine effektive Obergrenze von 75 Abstellplätzen/ha, und zwar in jedem Teil der Umwelt. Das heutige Parken auf der Straße mit Zufahrten, das etwa 90 Autos/ha an der Oberfläche erlaubt, wird ausgeschlossen. Und die heutigen dichten Geschäftsviertel sind, soweit sie von der Benützung des Autos abhängen, ebenfalls ausgeschlossen....

 

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021.0

. . . innerhalb eines "städtischen Gebiets ist die Bebauungsdichte nicht gleich. Im allgemeinen ist sie zum Zentrum hin höher und zu den Rändern hin niedriger - STADT-LAND-FINGER (3), MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN (5), DER ZAUBER DER STADT(10). Es gibt jedoch für die ganze Stadt, auch für ihre dichtesten Punkte, starke humane Gründe, alle Gebäude einer Höhenbeschränkung zu unterwerfen. 

 

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Es gibt ausreichende Beweise dafür, daß hohe Gebäude Menschen verrückt machen.

 

Hohe Gebäude haben keine eigentlichen Vorteile, außer daß sie Banken und Grundeigentümern Spekulationsgewinne verschaffen.Sie sind nicht billiger, sie sparen keinen Freiraum, sie zerstören das 'Stadtbild, sie zerstören das soziale Leben, sie erzeugen Kriminalität, sie erschweren das Leben für Kinder, sie haben hohe Betriebskosten, sie ruinieren die Freiflächen in ihrer Nähe, sie beeinträchtigen Licht, Luft und Aussicht. Aber abgesehen von allen Hinweisen darauf, daß sie nicht sehr vernünftig sind, zeigen empirische Belege, daß sie tatsächlich Geist und-Gefühl von Menschen schädigen können.

Es gibt dafür zwei verschiedene Gruppen von Beweisen. Die eine zeigt die Auswirkungen von Wohnhochhäusern auf das geistige und soziale Wohlbefinden von Familien. Die andere zeigt die Auswirkungen von großen und hohen Gebäuden auf die menschlichen Beziehungen in Büros und Arbeitsstätten. Im folgenden Tex. beschreiben wir die erste dieser beiden Beweisgruppen. Die zweite, die Büros und Arbeitsstätten betrifft,haben wir in GEBÄUDEKOMPLEX (95) aufgenommen, da es sich dabei nicht nur um die Höhe von Gebäuden, sondern auch um ihr Gesamtvolumen handelt.

Wir möchten aber betonen, daß die scheinbar einseitige Betrachtung des Wohnbaus in den folgenden Abschnitten nur ein Aspekt ist. Das zugrunde liegende Phänomen - nämlich die von der Gebäudehöhe Verursachte psychische Störung und soziale Entfremdung - gilt gleicherweise für den Wohnbau und für Arbeitsstätten.

 

021.1

"Das Wahrheitsministerium - Miniwahr, wie es in der Neusprache  ... hieß - sah verblüffend verschieden von allem anderen aus, was der Gesichtskreis umfasste. Es war ein riesiger pyramidenartiger, weiß schimmernder Betonbau, der sich  terrassenförmig dreihundert Meter hoch in die Luft reckte"  (George Orwell: 1984)

 

Das stärkste Beweismaterial stammt von D.M. Fanning ("Families in Flats", British Medical Journal, 18. November 1967,S. 382-386). Fanning weist auf eine direkte Korrelation zwischen dem Vorkommen psychischer Störungen und der Höhenlage von Wohnungen. Je höher Menschen über dem Bodenleben, desto wahrscheinlicher treten psychische Krankheiten auf. Und es ist nicht einfach so, daß für solche Krankheiten anfällige Menschen Hochhauswohnungen .. wählen. Fanning zeigt, daß die Korrelation bei Leuten am stärksten ist, die die meiste Zeit in ihren Wohnungen verbringen. Innerhalb der erfassten Familien war die Entsprechung am stärkste~ für Frauen,die die meiste Zeit, weniger stark für Kinder, die weniger Zeit, und am schwächsten für Männer, die die wenigste Zelt in ihrer Wohnung zubringen. Das ist ein starker Hinweis  darauf, daß die im Hochhaus verbrachte Zeit an sich diese Auswirkungen hat.

Ein einfacher Mechanismus konnte das erklaren, Das.Lebe im Hochhaus entfernt die Leute vom Boden um vom zufälligen alltäglichen Gesellschaftsleben, das auf den Gehsteigen und Straßen in den Gärten und Veranden vor sich geht. Sie sind in ihren Wohnungen allein. Der Entschluss, hinaus in die Öffentlichkeit zu gehen, wird zu einer bewussten und schwierigen Angelegenheit, und wenn es keinen besonderen Anlass gibt, hinunterzugehen, bleibt man eher zu Hause allein. Die zwangsläufige Isolierung führt dann zu Zusammenbrüchen.

Die Entdeckungen Fannings werden von den klinischen Erfahrungen von Dr. D. Cappon unterstützt, von denen in "Mental Health and the High Rise", Canadian Public Health Association, April 1971, berichtet wird:

Es gibt viele Gründe für die Annahme, daß das Leben in Hochhauswohnungen negative Auswirkungen auf die psychische und soziale Gesundheit, hat. Und es gibt genügend klinisches Fallmaterial und unmittelbare Beobachtungen, die das untermauern. Hier einige zufällig aneinandergereihte Faktoren:

Im, Verlaufe meiner fünfjährigen Erfahrung als Leiter der Abteilung für psychische Gesundheit in einer Kinderklinik in York Township,Toronto, habe ich zahlreiche bewegungsbehinderte Kinder gesehen... und die Behinderung der Bewegung ist für ein kleines Kind dies schlimmste aller Wahrnehmungs- und- Erfahrungsbehinderungen. Sie hat Lethargie oder Unruhe und asoziales Verhalten oder aber ein völliges Zurückziehen, Persönlichkeitsstörungen und psychische Erkrankungen zur Folge.

Kleine Kinder in einem Hochhaus sind viel mehr ihrer sozialen Kontakte mit Gleichaltrigen beraubt als ihre Vergleichsgruppen in Einfamilienhäusern, daher schlecht sozialisiert und in zu enger Beziehung zu den Erwachsenen, die wiederum dadurch angespannt und reizbar werden.

Jugendliche im Hochhaus leiden eher an der Langeweile, "nichts zu Jugendliche im Hochhaus leiden eher an der Langeweile, "nichts zutun zu haben", als die im Einfamilienhaus. Dadurch entsteht zusätzlicher Bedarf  an Betreuungsdiensten und eine gesteigerte Tendenz zum Eskapismus ...

Mütter sind mehr um Kleinkinder besorgt, wenn sie sie nicht vom Mütter sind mehr um Kleinkinder besorgt, wenn sie sie nicht vom Küchenfenster aus auf der Straße beobachten können.

Im Hochhaus herrscht eine größere Passivität wegen der Hindernisse auf dem Weg nach unten, wie Aufzüge, Gänge etc. Die Überwindung der vertikalen Strecke bedeutet Zeitverlust und Anstrengung. Im Hochhaus wird Mehr ferngesehen. Das wirkt sich wahrscheinlich besonders negativ auf ältere Menschen aus, die ebenso wie die ~ jungen mehr Bewegung und Aktivität brauchen. Wenn die Immobilität sie auch vor Unfällen schützt, verkürzt sie doch ihr Leben ....

In einer dänischen Studie von Jeanne Morville finden sich weitere Hinweise (Berns Brug AI Friarealer, Disponering Af Friarealer, Etageboligomräder Med Scerlig Henblik Pä Borns Legsmuligheder, S.B.I., Dänemark, 1969):

Kinder aus hohen Wohnblöcken fangen später eigenständig im Freien zu spielen an als die aus niedrigen Wohnblöcken: nur- 2% 'der Kinder zwischen zwei und drei Jahren m den hohen Wohnblöcken spielen allein im Freien, gegenüber 27% der Kinder aus den niedrigen Wohnblöcken.

In den hohen Wohnblöcken spielen 29% der Fünfjährigen noch nicht In den hohen Wohnblöcken spielen 29% der Fünfjährigen noch nicht allein im Freien, während es in den niedrigen Blöcken bereits alle tun.... Der Prozentsatz der allein im Freien spielenden Kinder nimmt mitzunehmender Höhenlage der Wohnungen ab; 90% aller Kinder aus den drei unteren Geschossen in den hohen ,Wohnblöcken spielen allein im Freien, dagegen nur 59% der Kinder aus den drei obersten. Geschossen ....

Kleine Kinder aus den hohen Blöcken haben weniger Kontakte mit Spielgefährten als die aus den niedrigen Blöcken: unter den Ein- bis Dreijährigen haben 86% aus den niedrigen Blöcken täglichen Kontakt  mit Spielgefährten; dies trifft nur auf 29% dieser Altersgruppe aus hohen Blöcken zu.

Dazu kommt das Material von Oscar Newman in Defensible Space. Newman verglich zwei benachbarte Wohnprojekte .in New York - das eine ein Hochhaus, das andere eine Reihe relativ kleiner dreigeschossiger Gebäude ohne Aufzug. Die beiden Projekte haben die gleiche Gesamtdichte und ihre Einwohner ungefähr das gleiche Einkommen. Newman stellte aber fest, dass die Kriminalitätsrate im Hochhaus ungefähr doppelt so hoch war wie in den Häusern ohne Aufzug.

Bei welcher Gebäudehöhe beginnen die von Fanning, Cappon,Morville und Newman beschriebenen Auswirkungen? Nach unseren Erfahrung beginnt das Problem sowohl in Wohn- als auch in Bürogebäuden, wenn sie mehr als vier Geschosse hoch sind.

Bei drei oder vier Geschossen kann man noch bequem auf die Straße hinuntergehen, und vom Fenster aus kann inan sich noch als Teil der Straßenszene fühlen: Man kann auf der Straße Details sehen - Menschen, deren Gesichter, das Laub, Geschäfte. Vom zweiten Stock kann man hinunter schreien und jemand auf sich aufmerksam machen. Oberhalb von vier Geschossen brechen diese Verbindungen ab. Das visuelle Detail ist nicht mehr zu erkennen; man spricht von der Szene unten, als ob sie ein Spiel wäre, von dem man völlig abgesetzt ist. Die Verbindung zum Boden und zur Struktur der Stadt wird schwach; das Gebäude wird mit seinen Aufzügen und Cafeterias, zu einer eigenen Welt.

Wir glauben deshalb, dass "Höchstens vier Geschosse" geeignet ist, den Zusammenhang zwischen der Gebäudehöhe und der Gesundheit einer Bevölkerung, auszudrücken. Natürlich kommt es auf den Sinn dieses Musters an. Zweifellos kann ein Gebäude mit fünf oder sogar mit sechs Geschossen funktionieren, wenn es gut durchdacht ist. Das ist aber nicht leicht. Im großen und ganzen sind wir für höchstens vier Geschosse in der ,ganzen Stadt, mit nur gelegentlichen Abweichungen.Das letzte Wort geben wir den Kindern von Glasgow:

THE JEELY PIECE SONG by Adam McNaughton

 

I'm a skyscraper wean, I live on the nineteenth flair

On' I:m no' gaun. oot tae play ony mair,

For S10ce we moved tae oor new hoose I'm wastin' away

Cos I'm gettin' wan less meal ev'ry day,

 

Refrain

 

Oh, ye canny fling pieces oot a tw-enty-storey flat,

Seyen hundred hungry weans will testify tae that,

If It'S butter, cheese or jeely, if the breid is blain or pan

The odds against it reachin' us is ninety-nine tae wan.

 

We´ve wrote away tae Oxfam tae try an' get some aid,

We,ve a JOlned theglther an' formed a "piece" brigade,

We´ve gonny joined tae London tae .demand oor Cicil Rights,

Llke "Nae malt hooses over piece flinin´ heights."

 

Daraus folgt:

Lass in jedem beliebigen Stadtgebiet, ob dicht bebaut oder nicht, die Mehrzahl der Gebäude nur mit einer Höhe von vier Geschossen oder weniger zu. Bestimmte Gebäude mögen dieses Limit überschreiten; das sollten aber niemals Wohngebäude sein.

 Eine Muster Sprache 21 HÖCHSTENS VIER GESCHOSSE

 

❖ ❖ 

 

Innerhalb des Rahmens, den „Höchstens vier Geschosse" bezeichnen, ergibt sich die genaue Höhe der einzelnen Gebäude je nach der erforderlichen Nutzfläche, der Grundstücksfläche und der Höhe der Bauten der Umgebung durch das Muster ANZAHL DER STOCKWERKE (96). Übergeordnete Unterschiede der Dichte ergeben sich aus RINGE VERSCHIEDENER DICHTE (29). Die horizontale Unterteilung der größeren Gebäude in kleinere Einheiten und getrennte kleinere Bauten findet sich in GEBÄUDEKOMPLEX (95). WOHNHÜGEL (39) und VERBINDUNG ZWISCHEN BÜROS (82) geben an, wie man mehrgeschossige Wohn- und Bürohäuser bei höchstens vier Geschossen gestalten kann. Und schließlich: nimm das Vier-Geschoß-Limit nicht zu wörtlich. Gelegentliche Ausnahmen von der allgemeinen Regel sind sehr wichtig - AUSSICHTSPUNKTE (62) ...

 

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... dieses Muster ergänzt die LOKALVERKEHRSZONEN (11) und das ÖFFENTLICHE VERKEHRSNETZ (6). Die Lokalverkehrszonen stützen sich auf den Fußgängerverkehr, auf Fahrräder,.Karren und Pferde. Das öffentliche Verkehrsnetz beruht auf Bahnen, Flugzeugen, Lift, Autobussen. Beide Muster brauchen eine flexiblere öffentliche Verkehrsart zur Unterstützung.

 

❖ ❖ 

 

Der öffentliche Verkehr muß im stand sein, Leute innerhalb des Großstadtgebiete von jedem beliebigen Punkt zu jedem anderen zu bringen.

 

Liniengebundene Autobusse und Züge sind von den meisten Quell- und Zielpunkten des Verkehrs zu weit entfernt. Taxis können von Punkt zu Punkt fahren, sind aber zu teuer. Zur  Lösung, dieses Problems braucht man eine Art Fahrzeug, das etwas von beiden hat - halb wie ein Bus, halb wie ein Taxi "7, einen kleinen Bus also, der Leute an 'jedem' beliebigen Punkt aufnehmen' und zu,jedem anderen Punkt bringen kann, der aber auf dem Weg auch andere Fahrgäste mitnimmt und daher billiger ist als' ein Taxi.

Forschungen und Betriebsversuche haben gezeigt, daß ein telefonisch abrufbares System von, Mini-Bussen so funktionieren kann. Binnen 15 Minuten verfügbare Haus-zu-Haus-Fahrten kosteten 1974 nicht mehr als 50 Cents; das System ist kostendeckend. Es funktioniert genau wie ein Taxi, außer daß es während der Fahrt Leute aufnimmt und absetzt; es bleibt nicht bei der Haustüre stehen, sondern an der nächsten Ecke; es kostet ein Viertel einer durchschnittlichen Taxifahrt:

Bis zu einem gewissen Grad hängt das System von der Entwicklung komplizierter Computerprogramme ab. Kommt ein Anruf herein, so überprüft der Computer die augenblicklichen Bewegungen aller Mini-Busse, die Ziele der einzelnen Fahrgäste, und entscheidet, welcher Bus bei einem Minimum von Umwegen den neuen Fahrgast aufnehmen kann. Ern Zweikanal-Funkkontakt verbindet die Mini-Busse mit dem Fahrdienstleiter am Computer. Dieses Detail ist wie viele andere ausführlich in einem Überblick über die laufende Ruf-Bus-Forschung enthalten: Summary Report - The Dial-a-Ride Transportation System, M.I.T. Urban Systems Laboratory, Report Nr. USLTR70-10, März 1971.

 

020.1

Kanadischer Mini-Bus.

 

Tatsächlich entstehen heute Rufsysteme für Busse, weil sie wirtschaftlich tragbar sind. Während die konventionellen netzgebundenen öffentlichen Verkehrssysteme in eine gefährliche Spirale von niedrigerer Leistung, geringerer Fahrgastzahl und steigenden öffentlichen Subventionen geraten, sind gegenwärtig weltweit über 30 Bus-Ruf-Systeme in Betrieb. Ein Bus-Ruf-System in Regina, Saskatchewan z. B. ist der einzige kostendeckende Teil des Regina-Transit-System. (Regina Telebus Study: Operations Report, and Financial Report, W. G. Atkinson u.a., Juni 1972.) In Batavia im Staat New York ist der Ruf-Bus das einzige öffentliche Verkehrsmittel. Er versorgt eine Bevölkerung von 16.000 zum Preis von 40-60 Cents pro Fahrt.

Wir erinnern den Leser zum Abschluß dieses Musters an zwei entscheidende Probleme des öffentlichen Verkehrs, die die Bedeutung des Mini-Bus-Gedankens unterstreichen.

Erstens gibt es in Städten eine sehr große Zahl von Leuten, die nicht Auto fahren können; nach unserer Meinung ist das Mini-Bus-System der einzig realistische Weg, den Bedarf dieser Menschen abzudecken.

Ihre Zahl ist viel größer, als man gemeinhin annimmt. Sie sind in Wirklichkeit eine schweigende Minderheit, zu der die Alten und Körperbehinderten, die sich nicht beklagen, die Jungen und die Armen gehören. 1970 besaßen mehr als 20% aller Haushalte in den Vereinigten Staaten keinen Wagen. 57,5% aller Haushalte mit Einkommen unter $ 3000 besaßen keinen Wagen. 44,9% der Haushalte, deren Vorstand über 65 Jahre alt war, besaßen keinen Wagen. Unter den Jungen zwischen 10 und 18 Jahren sind 80% in ihrer Mobilität von anderen abhängig (den öffentlichen Verkehr eingeschlossen). Unter den Körperbehinderten wären 5,7 Mio. potentielle Fahrgäste, wenn der öffentliche Verkehr sie von Haus zu Haus bringen könnte. ,(Sumner Myers, „Turning Transit Subsidies into ,Compensatory Transportation City, Vol. 6, Nr. 3, Sommer 1972, S. 20.)

 

Zweitens kann, ganz abgesehen von speziellen Bedürfnissen, ein öffentliches Verkehrsnetz mit großen Bussen, Schiffen und Bahnen an und für sich ohne ein Mini-Bus-System nicht funktionieren. Die großen Systeme brauchen Zubringer: irgendwie muß man zu den Stationen kommen. Wenn die Leute mit ihren Autos zur Bahn fahren müssen, dann bleiben sie gleich im Auto und benützen die Bahn überhaupt nicht. Das Mini-Bus-System ist als Zubringerleistung im größeren öffentlichen Verkehrsnetz unabdingbar.

 

Daraus folgt:


Richte ein System von kleinen, taxiähnlichen Bussen ein, die bis zu 6 Leute fassen, mit Zweikanal-Funk kontrolliert werden, telefonisch bestellt werden können und einen Punkt-zu-Punkt-Verkehr nach Bedarf bieten. Ergänze es durch ein Computer-System, das Umwege und Wartezeiten minimiert. Leg die Haltestellen für die Mini-Busse in Abständen von unter 200 m in jeder Richtung an und installiere an jeder Haltestelle ein Bus-Ruf-Telefon.

 

Eine Muster Sprache   20 MINI BUSSE

 

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Leg die Bushaltestellen vor allem entlang der Hauptstraßen an, solange die Geh-Entfernung für niemanden mehr als 200 m beträgt - PARALLELE STRASSEN (23); leg eine in jede UMSTEIGESTELLE (34) und mach aus jeder einen Ort, wo ein kurzer Aufenthalt angenehm ist - BUSHALTESTELLE (92) ...

 

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... dieses Muster beschreibt den schrittweisen Vorgang, Geschäfte und Dienste dort anzuordnen, wo sie gebraucht werden, und zwar so, daß sie das MOSAIK AUS SUBKULTUREN (8), die SUBKULTUR-GRENZEN (13), die dezentralisierte Wirtschaft, die für die STREUUNG DER ARBEITSSTÄTTEN (9) erforderlich ist, und die LOKALVERKEHRSZONEN (11) stärken.

 

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Geschäfte siedeln sich selten dort an, wo sie zugleich den Bedürfnissen der Menschen am besten entgegenkommen und ihren eigenen Bestand sichern.

 

Die Versorgung in großen Stadtteilen ist unzureichend. Neue Geschäfte, die diese Versorgung übernehmen könnten, lassen sich oft in der Nähe anderer Geschäfte und größerer Zentren nieder statt dort, wo sie gebraucht werden. In einer idealen Stadt, wo Geschäfte als gesellschaftliche Notwendigkeit und nicht bloß als Gewinnbringer für Ladenketten betrachtet würden, wären die Geschäfte viel besser und homogener verteilt als heute.

Ebenso ist es eine Tatsache, daß viele kleine Geschäfte sich nicht halten können. Zwei Drittel der kleinen Geschäfte gehen innerhalb eines Jahres nach Eröffnung wieder ein. Es ist klar, daß der Gemeinde mit unbeständigen Geschäften nicht gedient ist und daß ihre wirtschaftliche Unbeständigkeit viel mit Standortfehlern zu tun hat.

Um sowohl den Bestand als auch die bedarfsgerechte Verteilung der Geschäfte zu sichern, muß jedes neue Geschäft dorthin, wo es eine Lücke im Netz von Geschäften mit ähnlichem Angebot füllt, und es muß die zum Überleben erforderliche Mindestzahl von Kunden erwarten können. Wir versuchen nun, dieses Prinzip genau zu beschreiben.

Die Eigenschaften eines stabilen Versorgungssystems sind hinlänglich bekannt. Es beruht im wesentlichen auf der Vorstellung, daß jede Geschäftseinheit einen bestimmten Einzugsbereich hat - die Bevölkerung, die es zum Überleben braucht - und daß Einheiten von gegebener Art und Größe demnach dann beständig sein werden, wenn sie gleichmäßig verteilt sind: jede in der Mitte eines Einzugsbereichs, der sie erhalten kann.

 Eine Muster Sprache   19 NETZ DER NAHVERSORGUNG

 

 Der Grund, warum Geschäfte und Einkaufszentren sich nicht immer automatisch entsprechend ihren Einzugsbereichen verteilen, ist leicht zu erklären. Stellen wir uns einen Strand im Sommer vor und irgendwo auf dem Strand einen Eisverkäufer. Versetzen wir uns nun in die Lage eines anderen Eisverkäufers:

Man kommt am Strand an. Wo soll man sich in Bezug zum ersten Eisverkäufer aufstellen? Es gibt zwei Möglichkeiten. 

 Eine Muster Sprache   19 NETZ DER NAHVERSORGUNG 1

 

 Im ersten Fall entscheiden wir uns im wesentlichen dafür, den Strand mit dem anderen Eisverkäufer zu teilen. Wir nehmen die eine Hälfte des Strandes und lassen ihm die andere. In diesem Fall stellen wir uns so weit weg von ihm wie möglich, an eine Stelle, wo die Hälfte der Leute am Strand zu uns näher haben als zu ihm.

Im zweiten Fall stellen wir uns direkt neben ihn. Wir entschließen uns, kurz gesagt, mit ihm zu konkurrieren, wir stellen uns so auf, daß wir den ganzen Strand beherrschen und nicht nur die Hälfte.

Jedes neue Geschäft oder Einkaufszentrum steht vor einer ähnlichen Wahl Es kann sich entweder in einem neuen Gebiet niederlassen, wo es keine konkurrierenden Unternehmen gibt, oder eben genau dort, wo die anderen Unternehmen bereits sind, in der Hoffnung, deren Kunden abzuwerben.

Das Problem ist, daß die Leute der zweiten Alternative zuneigen, weil sie auf den ersten Blick sicherer scheint. In Wirklichkeit aber ist die erste Entscheidung besser und auch sicherer. Sie ist besser für die Kunden, die jetzt Geschäfte näher bei ihren Wohnungen und Arbeitsstätten haben als vorher; und sie ist sicherer für die Geschäftsleute selbst, da ihre Geschäfte mit höherer Wahrscheinlichkeit überleben, wenn sie ohne Wettbewerb in der Mitte eines Einzugsbereichs stehen, der auf sie angewiesen ist.

Betrachten wir nun ein Netz mit solchen Eigenschaften im allgemeinen. In heutigen Städten neigen Geschäfte ähnlichen Typs zur Gruppierung in Einkaufszentren. Teilweise sind sie zur Gruppierung durch Flächenwidmungen gezwungen, die ihre Niederlassung in sogenannten Wohngebieten ausschließen; und sie begrüßen die Gruppierung wegen der falschen Auffassung, daß die Konkurrenz mit anderen Geschäften ihnen mehr nützt als die gleichmäßige Aufteilung der Kunden. Im "bewohnergerechten" Netz, das wir vorschlagen, sind Geschäfte viel gleichmäßiger verteilt. Der Nachdruck liegt weniger auf dem Wettbewerb und mehr auf der Versorgung. Natürlich gibt es dann immer noch Wettbewerb - jedenfalls genug, daß wirklich schlechte Geschäfte zugrunde gehen, weil jedes Geschäft aus dem nächsten Einzugsbereich Kunden anziehen kann, wenn es besseren Service bietet - aber der Akzent liegt auf der Zusammenarbeit und nicht auf dem Wettbewerb.

Um ein solches bewohnergerechtes Netz zu erzeugen, muß jedes Geschäft bei der Standortwahl nur folgendes dreistufige Verfahren befolgen:

 Eine Muster Sprache   19 NETZ DER NAHVERSORGUNG 2

  

  1. Stell fest, welche anderen Geschäfte die gleichen Dienste anbieten wie du selbst; bezeichne sie auf der Karte.
  2. Stell die potentiellen Kunden fest und registriere ihren Standort. Womöglich gib die Dichte oder die Gesamtanzahl der potentiellen Kunden in jedem bestimmten Gebiet an. ... 
  3. Such die größte Lücke im vorhandenen Netz von Geschäften, und zwar in den Gebieten mit potentiellen Kunden.

 Eine Muster Sprache   19 NETZ DER NAHVERSORGUNG 3

 

Zwei Kollegen haben die Effizienz und potentielle Beständigkeit von so entstandenen Netzen untersucht. ("Computer Simulation of Market Location in an Urban Area", S. Angel und F. Loetterle, CES files, Juni 1967.) Ihr Thema waren Märkte. Sie begannen mit einem bestimmten Gebiet, einer bekannten Bevölkerungsdichte und Kaufkraft sowie mit einer zufälligen Verteilung von Märkten verschiedener Größe, Sie führten in der Simulation neue Märkte ein und legten alte Märkte still, wobei sie nach folgenden Regeln vorgingen: 1) Beseitige von allen vorhandenen Märkten jene, deren Umsatz für ihre gegebene Größe nicht ausreicht. 2) Such unter allen möglichen Standorten neuer Märkte jene, die einen neuen Markt am ehesten tragen können. 3) Such für den neuen Markt die wirtschaftlich tragbare Größe, 4) Such unter allen nunmehr existierenden jenen Markt, der wirtschaftlich am wenigsten tragfähig ist, und entferne ihn aus dem Netz. 5) Wiederhole die Schritte 2) - 4), bis das Netz nicht mehr verbessert werden kann. Unter dem Einfluß dieser Regeln entsteht aus der anfänglich zufälligen Verteilung der Märkte allmählich eine fluktuierende, pulsierende Verteilung der Märkte, die in ihren Veränderungen wirtschaftlich stabil bleibt.

Nun werden, auch wenn die Geschäfte derselben Gattung durch dieses Verfahren voneinander getrennt werden, die Geschäfte verschiedener Gattungen zur Gruppierung neigen. Dies ist auf die Bequemlichkeit des Käufers zurückzuführen. Wenn wir die oben angegebenen Standortregeln befolgen - nämlich ein neues Geschäft immer in der größten Lücke des Netzes ähnlicher Geschäfte anzusiedeln -, dann bleibt innerhalb dieser Lücke immer noch eine Vielzahl möglicher Standorte; und natürlich werden wir uns bei der größten Gruppe anderer Geschäfte niederlassen, weil dort die Zahl der Passanten am größten ist, d. h. um den Käufern entgegen zukommen.

Auf diese Weise entstandene Gruppen sind von Berry genau untersucht worden. Es stellt sich heraus, daß die Größenordnungen dieser Gruppierungen bemerkenswert ähnlich sind, auch wenn ihr Abstand entsprechend der Bevölkerungsdichte stark variiert. (Siehe Geography oi Market Centers and Retail Distribution, B. Berry, Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice-Hall, 1967, S. 32 - 33.) Die Elemente in diesem Gruppierungsnetz entsprechen ziemlich genau dem in unserer Sprache definierten Muster,

 

Daraus folgt:


Folg bei der Standortwahl irgendeines einzelnen Geschäfts
einem dreistufigen Verfahren:

  1. fest, welche anderen Geschäfte die gleichen Dienste anbieten wie du selbst. Bezeichne sie auf der Karte.
  2. Stell die potentiellen Kunden fest und registriere ihren Standort. Gib womöglich die Dichte oder die Gesamtzahl der potentiellen Kunden in jedem bestimmten Gebiet an.
  3. Such die größte Lücke im vorhandenen Netz von Geschäften, und zwar in den Gebieten mit potentiellen Kunden.
  4. Innerhalb dieser Lücke platziere dein Geschäft bei der größten Gruppe von Geschäften anderer Art.

 

Eine Muster Sprache   19 NETZ DER NAHVERSORGUNG 4

 

❖ ❖ 

 

Wir nehmen an, daß bei Anwendung dieser Regel ein Ne!z von Geschäften entstehen wird, das folgende allgemeine Merkmale aufweist:

 

Bevölkerung Entfernung
DER ZAUBER DER STADT (10)
PROMENADEN (31)
EINKAUFSSTRASSEN (32)
MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN (46)
LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE (89)
300.000
50.000
10.000
4.000
1.000
15,0 km²
6,0 km²
3,0 km²
1,8 km²
0,8 km²

 

*) Diese Entfernungen sind für eine Bevölkerungsdichte von 2000 EW /km² gerechnet. Für eine Bevölkerungsdichte von D EW/km² dividiere die Entfernungen durch √D/2000 ....

 

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