EINE MUSTER-SPRACHE

STÄDTE - GEBÄUDE - KONSTRUKTION

Christopher Alexander, Sara Ishikawa, Murray Silverstein

mit Max Jacobson, Ingrid F. King, Shlomo Angel 

Für Verbreitung, Schulung und Ergänzung digitalisiert von:
THE PATTERN COMMUNITY - Institut zur Förderung menschengerechter Dörfer, Städte und Regionen

STÄDTE

Wir beginnen mit jenem Teil der Sprache, durch den eine Stadt oder Gemeinde definiert wird. Diese Muster können keinesfalls mit einem Schlag "entworfen" oder "gebaut" werden - nur geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. 

GEBÄUDE

Hier werden die übergeordneten Muster ergänzt, die eine Stadt oder eine Gemeinde definieren. Wir beginnen jetzt jenen Teil der Sprache, die Gebäudegruppen und Einzelgebäuden ihre Form gibt, dreidimensional auf dem Grundstück. Das sind die Muster, die "entworfen" oder "gebaut" werden können - die Muster, die die einzelnen Gebäude und den Raum zwischen Gebäuden definieren. Zum ersten Mal behandeln wir Muster,die innerhalb der Kontrolle von Einzelpersonen oder kleinen Personengruppen liegen, die diese Muster in einem Zug realisieren können.

 

KONSTRUKTION

In dieser Phase haben wir einen vollständigen Entwurf für ein einzelnes Gebäude. Wenn die gegebenen Muster befolgt wurden,so hat man ein Schema der Räume, sei es mit Stecken auf dem Boden markiert oder auf einem Stück Papier - etwa aufeinen halben Meter genau. Man kennt die Höhe der Räume, die ungefähre Größe und Lage der Fenster und Türen, und man weiß ungefähr, wie die Dächer des Gebäudes und die Gärten anzuordnen sind.

Der nächste und letzte Teil der Sprache erklärt einem, wie man direkt aus diesem groben Raumschema ein baubares Gebäude macht, und erklärt auch im Detail, wie es zu bauen ist.

PROLOG

 

006.0

... dieses Muster bildet das Rückgrat der VERTEILUNG DER STÄDTE (2), der zufolge eine große Anzahl von kleineren Landstädten die Städte und Großstädte in der Region unterstützen soll.

 

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Die Großstadt ist ein Magnet. Es ist für kleinere Städte angesichts des zentralen städtischen Wachstums sehr schwer, lebendig und gesund zu bleiben.

 

In den letzten 30 Jahren sahen sich 30 Millionen amerikanische Landbewohner gezwungen, ihre Farmen und kleinen Städte zu verlassen und in die übervölkerten Großstädte zu ziehen. Diese unfreiwillige Migration geht immer noch weiter, und zwar in einem Tempo von 800.000 Menschen jährlich. Die  zurückgebliebenen Familien können in der Zukunft nicht mit einem Leben auf dem Land' rechnen; ungefähr die Hälfte von ihnen lebt von weniger als 3000 Dollar [1977; Anm. d. ü.] pro Jahr.

Und es ist nicht nur die Arbeitssuche, die die Menschen weg von den Kleinstädten in die Großstadt' treibt. Es ist auch die Suche nach Information, nach einem Anschluß an populäre Kultur. In Irland und Indien zum Beispiel verlassen die aktiven Menschen die Dörfer, in denen es etwas Arbeit und ein wenig Nahrung gibt, und gehen in die Stadt auf der Suche nach Erlebnis, nach besserer Arbeit und besserem Leben. Wenn nichts unternommen wird, um das Leben in den Landstädten wieder aufzuwerten, werden die Städte die nächstgelegenen Kleinstädte aufsaugen und die weiter abliegenden ihrer tatkräftigsten Bewohner berauben. Welche Möglichkeiten gibt es?

  1. Wirtschaftlicher Wiederaufbau. Anreize für Handel und Industrie, sich zu dezentralisieren und in Kleinstädten niederzulassen. Anreize für die Einwohner von Kleinstädten, bodenständige Handels- und Produktionsunternehmen zu gründen. (Siehe zum Beispiel den von Joe Evins vorgelegten Gesetzesentwurf im Repräsentantenhaus, Congressional Record - House, 3. Oktober 1967, 276-287.)
  2. Flächenwidmung. Eine Raumordnungspolitik zum Schutz von Kleinstädten und des umgebenden Landes. Die Widmung von Grüngürteln wurde von Ebenezer Howard um die Jahrhundertwende gefordert und ist immer noch ernst zu nehmen.
  3. Sozialdienste. Es gibt unersetzbare Verbindungen zwischen Klein- und Großstädten in der Art von sozialen Dienstleistungen:
    Besuche in der Kleinstadt, Wochenenden und Urlaube auf dem Bauernhof für Städter, Schulen und Lager auf dem Land für die Stadtkinder, Kleinstädte als Wohnort für Pensionisten, die den Rhythmus des Großstadtlebens nicht mögen. Die Großstädte sollten die Kleinstädte zu diesen Dienstleistungen auf der Basis von örtlichen Unternehmen einladen, und die Großstadt oder private Gruppen würden die Kosten der Dienstleistungen übernehmen.

 

Daraus folgt:

Erhalte Kleinstädte, wo sie bereits bestehen; fördere das Wachstum neuer, selbständiger Städte mit 500 bis 10.000 Einwohnern, rundum von freiem Land umgeben und mindestens 15 km von den nächsten Städten entfernt. Mach es zu einer Angelegenheit der ganzen Region, jeder Stadt die notwendigen Mittel für eine ortsansässige Industrie zu geben, sodaß diese Gemeinden nicht Schlafstädte für anderswo arbeitende Menschen, sondern wirkliche Städte werden - in denen ein Leben als Ganzes möglich ist.

 Eine Muster Sprache   6 KLEINSTÄDT Grafik

 

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Behandle jede dieser Kleinstädte als politische Gemeinschaft, mit Einrichtungen für alle Lebensstufen - GEMEINDE VON 7000 (12), LEBENSZYKLUS (26). Behandle den offenen Landgürtel um die Stadt als Grünland, das den Leuten zur Verfügung steht und frei zugänglich ist - DAS LAND (7) ....

 

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005.0

... entsprechend dem Muster STADT-LAND-FINGER (3) gibt es zwischen Stadt und Land eine ziemlich scharfe Trennung. An den Endpunkten der Stadt-Finger aber, wo sich die Land-Finger öffnen, ist eine weitere Struktur erforderlich. Traditionsgemäß bildete diese Struktur die Stadtrandsiedlung. Aber ...

 

 ❖ ❖ 

 

Der Stadtrand ist eine veraltete und widersprüchliche Form menschlicher Ansiedlung.

 

Viele Menschen wollen am Land leben und sie wollen auch nahe einer großen Stadt sein. Tausende kleiner Höfe, nur wenige Minuten von einem größeren Stadtzentrum entfernt, sind rein geometrisch unmöglich.

Für ein richtiges Landleben braucht man ein angemessenes Grundstück - groß genug für Pferde, Kühe, Hühner und einen Obstgarten - und direkte Verbindung zur freien offenen Landschaft, soweit das Auge reicht. Um schnell in die Stadt zu kommen, muß man an einer Straße wohnen, einige Minuten Autofahrt vom Stadtzentrum entfernt und mit einer Buslinie vor der Tür.

Man kann beides haben, indem man die Landstraßen rund um große offene Felder anlegt, die Häuser dicht an der Straße gereiht, aber nur eine Häuserreihe tief. Lionel March bestätigt dieses Muster in seinem Aufsatz "Hornes beyond the Fringe" (Land Use and Built Form Studies, Cambridge, England, 1968). March zeigt, daß ein solches Muster, genau ausgearbeitet, für eine Millionenbevölkerung geeignet wäre, selbst im kleinen und dichtbevölkerten England.

Ein "Maschennetz von Landstraßen" umfaßt etwa quadratische Felder offenen Landes von 1,5 km Seitenlänge, schnelle Straßen von der Stadt an den Rändern dieser Quadrate, Häuser entlang der Straßen gruppiert und Fußwege aus der Stadt, die das offene Land kreuz und quer durchziehen.

  1. Quadratfelder offenen Landes. Nach unserer Ansicht ist ein Quadrat vom 1,5 km Seitenlänge das kleinste Stück offenen Landes, das noch die Integrität einer Landwirtschaft aufweist. Diese Ziffer leitet sich von Erfordernissen kleiner Landwirtschaftsbetriebe ab, wie sie sich in der Herleitung der STADTLAND-FINGER (3) finden.
  2. Straßen. Um das Land vor dem Übergreifen des Stadtrandes zu schützen, muß die Zahl der ins offene Land führenden Straßen stark reduziert werden. Es genügt ein lockeres Netz miteinander verbundener Straßen, in Abständen von 1,5 km, ohne viel Anreiz für den Durchgangsverkehr.
  3. Parzellen. Ordne Gehöfte, Häuser und Häuschen entlang dieser Landstraßen an, ein oder zwei Parzellen tief immer abseits der Straße und mit dem offenen Land dahinter. Die Mindestfläche für ein Gehöft muß etwa 14 ha betragen, um überhaupt Landwirtschaft zu ermöglichen. Einige Häuser könnten jedoch Reihen oder Gruppen bilden, wobei die Leute das Land dahinter gemeinsam bewirtschaften. Nehmen wir 14 ha große Parzellen rund um jedes Quadratfeld offenen Landes an, so kommen wir auf 400 Haushalte. Mit vier Menschen pro Haushalt heißt das 1600 Einwohner für jedes Quadratfeld, das sind 7 EW /ha, das entspricht einem normalen, nicht besonders dicht besiedelten Stadtrandgebiet
  4. Fußwege. Die Städter können das Land auf Fußwegen und Pfaden erreichen, die von den Rändern der Stadt und von den Landstraßen quer über die offenen Quadratfelder hinausführen.

 

Daraus folgt:

In der Zone außerhalb der Stadt leg ein mindestens 1,5 km weites Maschennetz von Landstraßen an, so daß freie Quadratfelder von mindestens 2,5 km entstehen, Bau Gehöfte entlang dieser Straßen, eine Reihe tief, auf Grundstücken von mindestens 1/4 ha mit dem offenen Quadratfeld hinter den Häusern.

 Eine Muster Sprache   5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN Grafik

 

❖ ❖ 

 

Mach jedes offene Quadratfeld, ob Ackerland oder Park, frei zugänglich - DAS LAND (7); ordne die 2500 m2 großen Grundstücke in Form von Haus- und Nachbarschaftsgruppen an, auch wenn sie eher verstreut sind - IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT (14), HAUSGRUPPE (37) ....

 

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004.0

· .. dieses Muster stützt die UNABHÄNGIGEN REGIONEN (1), indem sie sich landwirtschaftlich selbst versorgen können; und es schafft fast automatisch STADT-LAND-FINGER (3), indem es den landwirtschaftlichen Boden in Stadtgebieten schützt. Aber welche bestimmten Flächen sollen freigehalten und welche bebaut werden?

 

❖ ❖  

 

Der beste Boden für die Landwirtschaft ist zufällig auch der beste für die Bebauung. Er ist jedoch begrenzt - einmal zerstört, ist er für Jahrhunderte verloren.

 

In den letzten Jahren hat das periphere Wachstum der Städte allen' Boden erfaßt, landwirtschaftlichen und anderen. Es verzehrt diese begrenzte Ressource und, was noch schlimmer ist, zerstört für immer die Möglichkeit von Landwirtschaft in Stadtnähe. Wir wissen aber aus der Herleitung der STADT-LAND-FINGER (3), daß offenes Ackerland in der Nähe des Lebensraumes der Menschen wichtig ist. Da der anbaufähige, für die Landwirtschaft nutzbare Boden hauptsächlich in den Tälern liegt, müssen die Talböden in unseren Stadtgebieten unbedingt unangetastet und für die Landwirtschaft erhalten bleiben.

Die vollständigste uns bekannte Analyse dieses Problems stammt von Ian McHarg (Design With Nature, New York: Natural History Press, 1969). In seinem "Plan for the Valleys" (Wallace-McHarg Assoeiates, Philadelphia, 1963) zeigt er, wie die Stadtentwicklung auf die Hügelflanken und Plateaus verlagert werden kann und die Täler dadurch unberührt bleiben. Das Muster kann sich darauf stützen, daß es mehrere praktische Möglichkeiten zu seiner Verwirklichung gibt (McHarg, S.79-93).

Daraus folgt:

Erhalte alle Landwirtschaftstäler als Ackerland und schütze diesen Boden vor jeder Bebauung, die seine unersetzliche Fruchtbarkeit zerstören und einschränken würde. Schütze die Täler auch, wenn sie jetzt noch nicht bewirtschaftet werden: wenn nicht für die Landwirtschaft, dann für Parks und Wildwuchs.

  

Eine Muster Sprache   4 LANDWIRTSCHAFTSTÄLER Grafik

 

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Halte. die städtische Bebauung auf den Rücken und Hängen der Hügel - STADT-LAND-FINGER (3). Und betrachte den Bodenbesitz in den Tälern als eine Art Verwalteramt, das elementare ökologische Verantwortung einschließt - DAS LAND (7) ....

 

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003.0

... die Verteilung der Städte, die eine ausgeglichene Region ergibt - VERTEILUNG DER STÄDTE (2) -, kann noch verbessert werden, indem man das Verhältnis von Stadtgebiet und offenem Land innerhalb der Städte selbst steuert.

 

❖ ❖ 

 

Fortgesetztes Ausdehnen der Urbanisierung zerstört das Leben und macht die Städte unerträglich. Aber auch die bloße Größe der Städte ist etwas Nützliches und Fruchtbares.

 

Es ist angenehm, leicht aufs Land zu können, offene Felder und Landwirtschaft zu erleben, auch wilden Pflanzen, Vögeln und Tieren begegnen zu können. Damit dieser Zugang möglich ist, muß jeder Punkt in der Stadt nahe dem offenen Land sein. Gleichzeitig ist es in einer Stadt nur gut zu leben, wenn dichte Beziehungen zwischen Menschen und Tätigkeiten herrschen und wenn sie verschiedene Lebensstile umfaßt. Wegen dieser Beziehungen muß die Stadt zusammenhängend sein, nicht unterteilt. In diesem Muster wollen wir versuchen, diese beiden Tatsachen miteinander in Einklang zu bringen.

Städter brauchen den Kontakt zum bäuerlichen Landleben, um ihre Wurzeln zum Land, das sie ernährt, aufrecht zu erhalten. Eine Gallup-Umfrage von 1972 beweist diese Tatsache klar. ,Dabei wurde die Frage gestellt: "Wenn Sie an einem beliebigen Ort leben könnten, was würden Sie vorziehen: eine Stadt, ein Stadtrandgebiet, eine Kleinstadt oder einen Bauernhof?", und man bekam von 1465 Amerikanern folgende Antwort:

Stadt 13%
Vorstadt 13%
Kleinstadt 32%
Bauernhof 23%

Und diese Unzufriedenheit mit den Städten wird immer größer. 1966 sagten 22 Prozent, daß sie die Stadt vorzögen - 1972, nur sechs Jahre später, fiel diese Zahl auf 13 Prozent. ("Most don't want to live in a city", George Gallup, San Franeiseo Chronicle, Montag, 18. Dezember 1972, S, 12.)

Es ist nicht schwer zu verstehen, warum sich die Städter nach Kontakt mit dem Land sehnen. Vor nur hundert Jahren lebten 85 Prozent der Amerikaner in ländlichen Gegenden; heute leben 70 Prozent in den Städten. Es scheint, daß wir nicht ausschließlich in Städten leben können - zumindest nicht in der Art Städte, die wir bisher gebaut haben -, unser Bedürfnis nach Kontakt mit dem Land sitzt zu tief, es ist eine biologische Notwendigkeit:

Wenn wir uns auch für einzigartig halten, so sind. wir wohl genetisch für ein natürliches Habitat von reiner Luft und abwechslungsreicher grüner Landschaft ebenso programmiert wie jedes andere Säugetier. Entspannt sein und sich gesund fühlen, heißt normalerweise einfach, daß wir dem Körper die Reaktionen erlauben, für die wir in einer Entwicklung von hundert Millionen Jahren ausgestettet worden sind. Physisch und genetisch scheinen wir an die tropische Savanne am besten angepaßt zu sein, als Kulturtiere aber bedienen wir uns der erworbenen Anpassung an Städte. Tausende Jahre hindurch haben wIr versucht in unseren Häusern nicht nur das Klima, sondern. auch den szenischen Hintergrund unserer evolutionären Vergangenheit nachzuahmen: warme, feuchte Luft, grüne Pflanzen und sogar Tiere als Gefährten. Heute, wenn wir es uns leisten können, bauen wir vielletcht sogar einen Wintergarten oder ein Schwimmbad neben unserem Wohnzimmer, kaufen ein Grundstück auf dem Lande oder fahren zumindest mit unseren Kindern auf Urlaub ans Meer. Wir begreifen noch immer nicht unsere spezifischen physiologischen Reaktionen auf die natürliche Schönheit und Vielfalt, auf die Formen und Farben der Natur (vor allem das Grün), auf  die Bewegungen und Geräusche anderer Tiere, etwa der Vögel. Es ist jedoch offensichtlich, daß die Natur in unserem täglichen Leben als Teil der biologischen Bedürfnisse betrachtet werden muß. Das darf in der Diskussionen um eine Politik der Lebensqualität nicht vernachlässigt werden. (H. H. Iltis, r. Andres und O. L. Loucks,.ln Population Resources Environment: Issues In Human Ecology, P. R Ehrlich und A H. Ehrlich, San Francisco: Freeman and Co., 1970, S. 204.)

 

Dennoch wird es für die Städter immer schwieriger, mit dem Landleben in Berührung zu kommen. In der San Francisco Bay- Region gehen jährlich 54 km' freier Fläche verloren (Gerald D. Adams, "The Open Space Explosion", Cry California, Herbst 1970, S. 27-32).

Durch die Störung des Kontakts zwischen den Städtern und dem Land werden die Städte zu Gefängnissen. Der Urlaub am Bauernhof das Landjahr für Stadtkinder, der Pensionist auf dem Land werden ersetzt durch teure Urlaubsorte, Club-Ferien und Pensionistensiedlungen. Und für die meisten ist der einzige übrig bleibende Kontakt der Wochenendexodus aus der Stadt, der die Autobahnen und die wenigen organisierten Freizeitzentren verstopft. Viele Wochenendausflügler kehren am Sonntagabend nervöser in die Stadt zurück als sie sie verlassen haben.

 

003.1

Wenn das Land weit weg ist, wird die Stadt zu einem Gefängnis.

 

Wenn wir die richtige Verknüpfung zwischen Stadt und Land wiederherstellen oder aufrechterhalten und dabei die Dichte der städtischen Beziehungen beibehalten wollen, muß sich das Stadtgebiet fingerförmig in langen Schlangenlinien in das Ackerland ausdehnen, wie das Schema weiter unten zeigt. Nicht nur die Stadt, sondern auch das angrenzende Ackerland haben dann die Form schlanker Finger.

Die maximale Breite der Stadt-Finger bestimmt sich aus der größten zumutbaren Entfernung zwischen dem Stadtinneren und dem Land. Wir rechnen, daß jeder in 10 Minuten zu Fuß offenes Land erreichen sollte. Das würde eine Maximalbreite von 1,5 km für die Stadt-Finger ergeben.

Die minimale Breite jedes Land-Fingers bestimmt sich aus der kleinsten zumutbaren Größe eines typischen Landwirtschaftsbetriebs. Da 90% aller Betriebe noch unter 200 ha haben und es keinen ernst zunehmenden Beweis dafür gibt, daß Großbetriebe effizienter sind (Leon H. Keyserling,. Agriculture and the Public Interest, Conference on Economic Progress, Washington, D. c., Februar 1965), brauchen die Land-Finger nicht breiter zu sein als 1,5 km.

Die Herbeiführung dieses Musters erfordert eine neue Politik in dreierlei Hinsicht: Was das Ackerland betrifft, muß die Politik das Wiederentstehen kleiner Höfe fördern, solcher, die in die 1,5 km-Landstreifen passen. Zweitens muß die Politik die Tendenz der Städte zum Ausbreiten in alle Richtungen eindämmen. Und drittens muß das Land wirklich öffentlich sein, sodaß die Menschen auch an jene Teile des Landes herankönnen, die privat bewirtschaftet werden. Man stelle sich vor, wie dieses eine Muster das städtische Leben verändern würde. Jeder Städter könnte aufs Land; das offene Land wäre eine halbe "Fahrradstunde vorn Stadtkern entfernt.

 

Daraus folgt:

Leg Ackerland und Stadtgebiet als ineinandergreifende Finger an, selbst im Zentrum der Großstadt. Die Stadt-Finger sollten nie breiter als 1,5 km, die Land-Finger nie schmäler als 1,5 km sein.

 

Eine Muster Sprache   3 STADT LAND FINGER Grafik

 

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Wenn das Gelände hügelig ist, leg die Land-Finger in die Täler und die Stadt-Finger auf die höherliegenden Hänge - LANDWIRTSCHAFISTÄLER (4). Zerleg die Stadt-Finger in hunderte unterschiedliche selbstverwaltete Subkulturen - MOSAIK AUS SUBKULTUREN (8) - und leg die wichtigsten Straßen und Eisenbahnlinien durch die Mitte der Stadt-Finger - ÖFFENTLICHES  VERKEHRSNETZ (16), RINGSTRASSEN (17) ....

 

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