EINE MUSTER-SPRACHE

STÄDTE - GEBÄUDE - KONSTRUKTION

Christopher Alexander, Sara Ishikawa, Murray Silverstein

mit Max Jacobson, Ingrid F. King, Shlomo Angel 

Für Verbreitung, Schulung und Ergänzung digitalisiert von:
THE PATTERN COMMUNITY - Institut zur Förderung menschengerechter Dörfer, Städte und Regionen

STÄDTE

Wir beginnen mit jenem Teil der Sprache, durch den eine Stadt oder Gemeinde definiert wird. Diese Muster können keinesfalls mit einem Schlag "entworfen" oder "gebaut" werden - nur geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. 

GEBÄUDE

Hier werden die übergeordneten Muster ergänzt, die eine Stadt oder eine Gemeinde definieren. Wir beginnen jetzt jenen Teil der Sprache, die Gebäudegruppen und Einzelgebäuden ihre Form gibt, dreidimensional auf dem Grundstück. Das sind die Muster, die "entworfen" oder "gebaut" werden können - die Muster, die die einzelnen Gebäude und den Raum zwischen Gebäuden definieren. Zum ersten Mal behandeln wir Muster,die innerhalb der Kontrolle von Einzelpersonen oder kleinen Personengruppen liegen, die diese Muster in einem Zug realisieren können.

 

KONSTRUKTION

In dieser Phase haben wir einen vollständigen Entwurf für ein einzelnes Gebäude. Wenn die gegebenen Muster befolgt wurden,so hat man ein Schema der Räume, sei es mit Stecken auf dem Boden markiert oder auf einem Stück Papier - etwa aufeinen halben Meter genau. Man kennt die Höhe der Räume, die ungefähre Größe und Lage der Fenster und Türen, und man weiß ungefähr, wie die Dächer des Gebäudes und die Gärten anzuordnen sind.

Der nächste und letzte Teil der Sprache erklärt einem, wie man direkt aus diesem groben Raumschema ein baubares Gebäude macht, und erklärt auch im Detail, wie es zu bauen ist.

PROLOG

 

030.0

... dieses Muster betrifft jene wichtigen lebendigen Knoten, die zur Entstehung von IDENTIFIZIERBARER NACHBARSCHAFT (14), PROMENADE (31), NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN (52) und FUSSGÄNGERSTRASSE (100) beitragen. Um seine Wirkungsweise zu verstehen, stelle man sich eine Gemeinde und deren Grenze vor, wie sie unter dem Einfluß von GEMEINDE VON 7000 (12), SUBKULTUR-GRENZE (13), IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT (14), NACHBARSCHAFTSGRENZE (15), EXZENTRISCHER KERN (28) und RINGE VERSCHIEDENER DICHTE (29) entsteht. Während sie entsteht, bilden sich bestimmte „Sterne", wo die wichtigsten Wege zusammenkommen. Diese Sterne sind potentielle Punkte des Gemeindelebens. Die Entstehung dieser Sterne und der Wege, die sie bilden, muß so gesteuert werden, daß echte Knoten in der Gemeinde entstehen.

 

❖ ❖ 

 

Gemeinschaftseinrichtungen, die einzeln in der Stadt verteilt sind, tragen nichts zum Stadtleben bei.

 

Eines der größten Probleme in bestehenden Gemeinden besteht darin, daß das vorhandene öffentliche Leben so dünn verteilt ist, daß es keine gemeinschaftliche Wirkung hat. Es ist fiir die Mitglieder der Gemeinde nicht wirklich vorhanden. 'Verhaltensstudien von Fußgängern zeigen, daß sie, wann imitier möglich, die Ansammlung anderer Menschen suchen (z. B. Jan Gehl, „Mennesker til Fods (Pedestrians)," Arkitekten, Nr. 20, 1968).

Damit Menschenansammlungen in einer Gemeinde entstehen, müssen Einrichtungen dicht um kleine öffentliche Plätze gruppiert werden, die als Knotenpunkte dienen können. Die Wege müssen so organisiert sein, daß alle Fußgängerbewegungen durch diese Knoten führen. Für solche Knoten kann man vier notwendige Eigenschaften angeben:

Erstens müssen in jedem Knoten die Hauptwege der umgebenden Gemeinde zusammenführen. Die Hauptfußgängerwege sollten auf dem Platz zusammenlaufen, die kleineren in die Hauptwege einmünden, sodaß ein elementares sternförmiges 'Muster entsteht. Das ist viel schwerer zu erreichen, als man glaubt. Als Beispiel für die Schwierigkeiten, die sich bei der Anwendung auf eine Stadt ergeben, zeigen wir den folgenden Plan - ein Wohnbauprojekt von uns für Peru -, in dem alle Wege auf einer sehr kleinen Zahl von Plätzen zusammenlaufen.

Eine Muster Sprache 30 KNOTEN DER AKTIVITÄT

Das ist kein sehr guter Planer ist zu steif und formalistisch. Aber man kann dieselbe Beziehung auf eine viel lockerere Art erreichen. Jedenfalls ist die Beziehung zwischen Wegen, Gemeinschaftseinrichtungen und Plätzen entscheidend und schwer zu erreichen. Als wichtiges Merkmal der Stadt muß sie von Anfang an ernst genommen werden.

Zweitens ist es entscheidend, die Plätze eher klein zu machen, damit die Aktivität konzentriert bleibt; und zwar kleiner als man zunächst annehmen würde. Ein Platz von etwa 15 m x 20 m kann den normalen Rhythmus des öffentlichen Lebens konzentriert enthalten. Die Größe wird im einzelnen unter KLEINE PLÄTZE (61) behandelt.

Drittens müssen die um einen Knoten gruppierten Einrichtungen nach ihren symbiotischen Beziehungen gewählt werden. Es genügt nicht, irgendwelche kommunalen Funktionen in sogenannten Gemeinschaftszentren zusammenzulegen. Zum Beispiel sind Kirche, Kino, Kindergarten und Polizeistation alles Gemeinschaftseinrichtungen, aber sie unterstützen einander nicht wechselseitig. Sie werden von verschiedenen Leuten, zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Angelegenheiten aufgesucht. Ihre Gruppierung ergibt keinen Sinn. Zur Entstehung intensiver Vorgänge müssen die um einen Knoten zusammenliegenden Einrichtungen kooperierend funktionieren. Sie müssen dieselben Leute zu denselben Tageszeiten anziehen. Wenn z. B. abendliche Unterhaltungsmöglichkeiten zusammengelegt sind, können Leute, die abends ausgehen, jede von ihnen benützen, und die Konzentration der Tätigkeiten insgesamt steigt - siehe NACHTLEBEN (33). Wenn Kindergärten und kleine Parks und Gärten zusammengelegt sind, können junger Familien mit Kindern jede von ihnen benützen, sodaß ihre Attraktivität im ganzen steigt.

Viertens sollten diese Aktivitätsknoten ziemlich gleichmäßig über die Gemeinde verteilt sein, sodaß keine Wohnung und kein Arbeitsplatz mehr als einige hundert Meter von einem entfernt ist. Auf diese Art kann ein Kontrast zwischen „belebt" und „ruhig" im kleinen erreicht werden. Größere tote Zonen können so vermieden werden.

 

030.1

030.2

Knoten verschiedener Größe.

 

 Daraus folgt:

Schaff Aktivitätsknoten in der ganzen Gemeinde, in Schaff Aktivitätsknoten in der ganzen Gemeinde, in Abständen von ungefähr 300 m. Finde zunächst jene bestehenden Punkte in der Gemeinde heraus, wo Aktion sich von selbst zu konzentrieren scheint. Dann modifiziere die Anlage der Wege in der Gemeinde, damit so viele Wege wie möglich durch diese Punkte laufen. Dann funktioniert jeder Punkt als „Knoten" im Wegenetz. Schließlich mach in der Mitte jedes Knoten seinen kleinen öffentlichen Platz. Um diesen Platz her,um leg eine Kombination von Gemeinschaftseinrichtungen und Geschäften, die aufeinander abgestimmt sind.

 Eine Muster Sprache 30 KNOTEN DER AKTIVITÄT 1

 

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Verbinde die dichtesten Knoten mit einem breiteren, wichtigeren Spazierweg — PROMENADE (31); schaff spezielle Zentren für Nachtaktivitäten — NACHTLEBEN (33); immer, wenn neue Wege angelegt werden, führ sie durch die Knoten, sodaß sie das Leben dort weiter intensivieren — WEGE UND ZIELE (120); differenziere die Wege, sodaß sie weiter in der Nähe der Zentren und schmaler in der Entfernung sind - ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT (36). In der Mitte jedes Knotens errichte einen kleinen öffentlichen Platz - KLEINE PLÄTZE (61) -, und umgib jeden Platz mit einer geeigneten Zusammenstellung aufeinander abgestimmter Einrichtungen - GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN (41), UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT (43), LOKALES RATHAUS (44), GESUNDHEITSZENTRUM (47), GEBÄRHÄUSER (65), TEENAGER-GESELLSCHAFT (84), LADENSCHULEN (85), GESCHÄFTE IN PRIVATBESITZ (87), STRASSENCAFE (88), BIERHALLE (90), IMBISSSTÄNDE (93) ...

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... in EXZENTRISCHER KERN (28) haben wir eine allgemeine Form der Konfiguration von Dichte-„Gipfeln" und -„Tälern" angegeben, und zwar im Hinblick auf das MOSAIK AUS SUBKULTUREN (8) und die SUBKULTUR-GRENZE (13). Nehmen wir nun an, daß das Geschäftszentrum einer GEMEINDE VON 7000 (12) nach der Vorschrift des EXZENTRISCHEN KERNS (28) und entsprechend der Gesamtdichte der Einheit angelegt ist. Wir stehen dann vor der Frage, welche Dichten die Hausgruppen und Arbeitsgemeinschaften rund um diesen Gipfel in verschiedenen Entfernungen haben sollen. Das folgende Muster gibt eine Regel, nach der eine Abstufung dieser lokalen Dichten ausgearbeitet werden kann. Ganz konkret: diese Dichteabstufung ergibt sich daraus, daß man in verschiedenen Entfernungen vorn Zentrum Ringe zieht und jedem dieser Ringe eine bestimmte Dichte zuschreibt, sodaß die Dichten in den aufeinanderfolgenden Ringen eine Abstufung ergeben. Der Grad der Abstufung wird von Gemeinde zu Gemeinde verschieden sein — und zwar entsprechend der Lage der Gemeinde in der Region und entsprechend dem kulturellen Hintergrund der Bewohner. 

 

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Die Leute wollen in der Nähe von Geschäften und Gemeinschaftseinrichtungen sein, weil es unterhaltsamer und bequemer ist. Gleichzeitig wollen sie weg von den Gemeinschaftseinrichtungen sein, weil es anderswo ruhiger und grüner ist. Das genaue Verhältnis dieser beiden Wünsche ist von Person zu Person verschieden, aber in der Summe ist es der Ausgleich dieser beiden Wünsche, der die Abstufung der Wohndichte in einer Nachbarschaft bestimmt.

 

Um die Abstufung der Wohndichte genau zu erfassen, einigen wir uns einmal auf eine Analyse der Dichten mittels dreier konzentrischer Halbkreisringe von gleicher Breite rund um das Zentrum.

Eine Muster Sprache 29 RINGE VERSCHIEDENER DICHTE

[Wir nehmen Halbkreise statt ganzer Kreise, da sich empirisch zeigen läßt, daß der Einzugsbereich eines gegebenen Lokalzentrums ein Halbkreis auf der stadtabgewandten Seite ist - siehe die Erörterung in EXZENTRISCHER KERN (28) und die in jenem Muster angegebenen Verweise auf Brennan und Lee. Aber auch wenn man diese Erkenntnis nicht akzeptiert und auf vollen Kreisen besteht, stimmt die folgende Analyse im wesentlichen.] Wir definieren nun eine Abstufung der Dichte als einen Ansatz von drei Dichten für die drei Ringe.

Eine Muster Sprache 29 RINGE VERSCHIEDENER DICHTE 1

Stellen wir uns vor, daß die drei Ringe einer bestimmten Nachbarschaft die Dichten D1, D2, D3 haben. Und nehmen wir an, daß ein neuer Bewohner in diese Nachbarschaft zieht. Wie schon gesagt, wird er innerhalb der gegebenen Abstufung jenen Ring auswählen, wo seine Vorliebe für Grün und Ruhe die andere Vorliebe für Geschäftsleben und Öffentlichkeit gerade ausgleicht. Demnach steht jede Person vor der Wahl zwischen drei alternativen Dichte/Entfernung-Kombinationen:Stellen wir uns vor, daß die drei Ringe einer bestimmten Nachbarschaft die Dichten D1, D2, D3 haben. Und nehmen wir an, daß ein neuer Bewohner in diese Nachbarschaft zieht. Wie schon gesagt, wird er innerhalb der gegebenen Abstufung jenen Ring auswählen, wo seine Vorliebe für Grün und Ruhe die andere Vorliebe für Geschäftsleben und Öffentlichkeit gerade ausgleicht. Demnach steht jede Person vor der Wahl zwischen drei alternativen Dichte/Entfernung-Kombinationen:

Ring 1. Dichte D1 und Entfernung R1 zu den Geschäften.

Ring 2. Dichte D2 und Entfernung R2 zu den Geschäften

Ring 3. Dichte D3 und Entfernung R3 zu den Geschäften.

Natürlich wird jede Person eine andere Wahl treffen, wie es ihrer persönlichen Vorliebe für das Gleichgewicht von Dichte und Entfernung entspricht. Stellen wir uns nur als Gedankengangbeispiel vor, daß alle Einwohner der Nachbarschaft diese Wahl treffen könnten (ohne Rücksicht darauf, welche Häuser verfügbar sind). Einige werden Ring 1, andere Ring 2, wieder andere Ring 3 wählen. Nehmen wir an, Ring 1 würde von Ni Personen gewählt, Ring 2 von N2 und Ring 3 von N3 Personen. Da die drei Ringe eine bestimmte gegebene Fläche haben, kann man aus der Zahl der wählenden Personen hypothetische Dichten ausrechnen. Mit anderen Worten, wenn wir (in der Vorstellung) die Leute entsprechend ihrer Wahl auf die drei Ringe verteilen, können wir die sich ergebenden theoretischen Dichten der drei Ringe berechnen.

Nun stehen wir plötzlich zwei faszinierenden Möglichkeiten gegenüber:

  1. Diese neuen Dichten unterscheiden sich von den tatsächlichen Dichten.
  2. Diese neuen Dichten sind die gleichen wie die tatsächlichen.

Fall I. ist der wahrscheinlichere. Er bezeichnet aber einen unstabilen Zustand, da die Wahl der Bewohner zur Änderung der Dichten tendiert. Fall II., der weniger wahrscheinliche, ist stabil, denn er bedeutet, daß die Leute bei freier Wahl insgesamt dasselbe Dichtemuster schaffen, aus dem heraus sie gewählt haben. Diese Unterscheidung ist wesentlich.

Wenn wir annehmen, daß eine gegebene Nachbarschaft mit einer gegebenen Gesamtfläche eine bestimmte Einwohnerzahl aufnehmen muß (die durch die durchschnittliche Einwohnerdichte an dieser Stelle der Region gegeben ist), dann gibt es nur eine Dichtekonfiguration, die in diesem Sinn stabil ist. Wir beschreiben nun ein Rechenverfahren zur Erlangung dieser stabilen Dichtekonfiguration.

Bevor wir dieses Rechenverfahren erklären, müssen wir erklären, warum diese Art stabiler Dichtekonfiguration so entscheidend und wichtig ist.

In der heutigen Welt, in der die Abstufungen der Dichte in unserem Sinne gewöhnlich nicht stabil sind, müssen die meisten Leute unter Bedingungen leben, in denen der Ausgleich von Ruhe und Aktivität nicht ihren Wünschen und Bedürfnissen entspricht. Denn die Gesamtzahl von verfügbaren Häusern und Wohnungen in verschiedenen Lagen entspricht nicht dem Bedarf. Deshalb geschieht folgendes: die Reichen, die alles bezahlen können, was sie wollen, finden Häuser und Wohnungen mit dem gewünschten Gleichgewicht; die weniger Reichen und die Armen müssen nehmen, was übrig bleibt. Seine Rechtmäßigkeit erhält dies durch die mittelständische Ökonomie der "Grundrente" — der Vorstellung, daß Boden in verschiedener Entfernung von Aktivitätszentren verschiedenen Preis hat, weil nämlich in unterschiedlichen Entfernungen sich eine unterschiedliche Anzahl von Menschen niederlassen will. In Wirklichkeit aber ist die gestaffelte Grundrente ein ökonomischer Mechanismus, der in einer unstabilen Dichtekonfiguration entsteht, um diese Unstabilität zu kompensieren.

Wir weisen darauf hin, daß in einer Nachbarschaft mit einer stabilen Dichteverteilung (in unserem Sinne) der Bodenpreis in verschiedenen Entfernungen nicht verschieden sein müßte, weil die Gesamtzahl verfügbarer Häuser in jedem Ring genau der Zahl der Bewohner entsprechen würde, die in den betreffenden Entfernungen leben wollen. Da in jedem Ring die Nachfrage gleich dem Angebot wäre, könnte die Grundrente bzw. der Bodenpreis in jedem Ring gleich sein, und jeder — reich oder arm — könnte das gewünschte Verhältnis von Dichte und Entfernung erreichen.

Kommen wir also zur Frage der Berechnung stabiler Dichten für eine gegebene Nachbarschaft. Die Stabilität hängt von sehr subtilen psychologischen Einflüssen ab; soweit uns bekannt ist, können diese Kräfte nicht mit ausreichender psychologischer Genauigkeit durch mathematische Gleichungen wiedergegeben werden, daher ist ein mathematisches Modell der stabilen Dichte zumindest im Augenblick nicht möglich. Stattdessen wollen wir von der Tatsache ausgehen, daß jede Person in bezug auf den gewünschten Ausgleich von Aktivität und Ruhe eine Wahl treffen kann. Diese Ergebnisse der Wahl in einer einfachen Spielsituation nehmen wir als Berechnungsgrundlage. Kurz, wir haben ein Spiel entworfen, das innerhalb weniger Minuten eine stabile Dichtekonfiguration ergibt. Das Spiel simuliert im wesentlichen das Verhalten des wirklichen Systems und ist, wie wir glauben, weitaus zuverlässiger als jede mathematische Berechnung.

  1. Zeichne zuerst eine Karte mit den drei konzentrischen Halbkreis-ringen. (Ein Halbkreis, wenn man den Gedankengang des EXZENTRISCHEN KERNS (28) akzeptiert, andernfalls ist es eben ein Vollkreis.) Paß diesen Halbkreis dergegenläufigen Hufeisenform der höchsten Dichten an; das Zentrum der Halbkreise ist gleichzeitig die Mitte des Hufeisens.
  2. Wenn der Gesamtradius des Halbkreises R ist, dann sind die mittleren Radien der drei Ringe R1, R2, R3 gegeben durch:

     = R/6
     R2 = 3R/6
     R3 = 5R/6
  3. Mach ein Brett für das Spiel mit den drei konzentrischen Kreisen darauf, die Radien durch Blöcke gekennzeichnet, sodaß es leicht zu verstehen ist, z.B. 100 m = 1 Block.

  4. Leg die Gesamtbevölkerung dieses Wohngebiets fest. Dies bedeutet dasselbe wie die Festlegung einer durchschnittlichen Nettogesamtdichte für das Gebiet. Sie muß mit dem übergeordneten Dichtemuster der Region vereinbar sein. Sagen wir, die Gesamtbevölkerung der Gemeinde beträgt N Familien.
  5. Such zehn Menschen, deren Gewohnheiten, kultureller Hintergrund usw. im großen und ganzen den Bewohnern der Gemeinde entspricht. Womöglich sollten es tatsächlich zehn Leute aus der Gemeinde sein.

  6. Zeig den Spielern einen Satz Fotos von Gebieten, die die verschiedenen Bevölkerungsdichten am besten zeigen. Diese Fotos bleiben während des Spiels zur Verfügung, sodaß die Leute sie bei der Auswahl verwenden können.
  7. Gib jedem Spieler eine Scheibe, die er auf dem Brett in einen der drei Ringe legen kann.

  8. Zu Anfang des Spiels leg für jeden der drei Ringe einen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung fest. Es ist gleichgültig, mit welchen Prozentsätzen man beginnt - sie werden sich während des Spieles bald einpendeln -, aber der Einfachheit halber nimm Vielfache von 10% für jeden Ring, z.B. 10% in Ring 1, 30% in Ring 2, 60% in Ring 3.
  9. Übertrag diese Prozentsätze in Bevölkerungsdichten von Familien/ha. Da man das während des Spiels immer wieder machen muß, empfiehlt sich eine Tabelle von Prozentsätzen und Dichten. Eine solche Tabelle kann durch Einsetzen der gewählten Werte für N und R in die unten angegebenen Formeln gewonnen werden. Die Formeln beruhen auf der einfachen Umrechnung von Fläche und Bevölkerung. R ist in Einheiten von 100 m angegeben - das sind etwa Blocktiefen. Die Dichten drücken sich in Familien/ha aus. Multipliziere die Dichte jedes Ringes mit einer Zahl zwischen 1 und 10, je nach Prozentsatz des Ringes. Also: bei 30% der Bevölkerung in Ring 3 beträgt die Dichte dort das dreifache des Formelansatzes, d. n. 60N/57c1-e.

    Formel für jeweils 10% der Bevölkerung
    Ring 1 20N/nR²
    Ring 2 20N/3nR²
    Ring 3 20N/51cR²
  10. Sind die richtigen Dichten durch diese Formeln gefunden, schreib sie auf Zettel und lege diese Zettel auf die entsprechenden Ringe des Spielbretts.

  11. Auf den Zetteln steht nun eine vorläufige Dichtekonfiguration der Gemeinde. Jeder Ring hat eine bestimmte typische Entfernung vom ..Zentrum; jeder Ring hat eine Dichte. Nun müssen die Leute sich sorgfältig die Bilder, die diese Dichten repräsentieren, ansehen und dann entscheiden, welcher der drei Ringe ihnen den besten Ausgleich von Ruhe und Grün einerseits und Zugang zu den Geschäften andererseits bietet. Jede Person soll ihre Scheibe in den entsprechenden Ring legen.

  12. Wenn alle zehn Scheiben auf dem Brett sind, ist dadurch eine neue Bevölkerungsverteilung definiert. Wahrscheinlich ist sie von der Verteilung zu Beginn des Spiels verschieden. Nun stell eine neue Reihe Prozentsätzen auf, grob in der Mitte zwischen den ursprünglich festgelegten und denen, die sich aus der Verteilung der Scheiben ergeben. Runde diese Prozentsätze wieder auf 10% Stufen. Hier ist ein Beispiel, wie man zu den neuen Prozentsätzen kommt:

    alter Prozentsatz Scheiben der Spieler neuer Prozentsatz
    10% 3 = 30% 20%
    30% 4 = 40% 30%
    60% 3 = 30% 50%

    Wie man sieht, sind die neuen Prozentsätze nicht genau in der Hälfte der beiden anderen, sondern nur so genau, als man mit Vielfachen von .10% herankommt.

  13. Jetzt geh zurück zu Schritt 9 und wiederhole die Schritte 9, 10, 11, 12 immer wieder, bis die Prozentsätze der platzierten Scheiben sich nicht mehr von der letzten Festlegung unterscheiden. Wenn man diese letzten stabilen Prozentsätze in Dichten umrechnet, erhält man die stabile Dichteverteilung für diese Gemeinde. Darauf kann man eine Runde trinken.

 

In unseren Versuchen hat sich ergeben, daß dieses Spiel tatsächlich sehr rasch einen stabilen Zustand erreicht. Zehn Leute können in einigen Minuten eine stabile Dichteverteilung flestlegen. Das Ergebnis einer Spielrunde ist in der folgenden Tabelle wiedergegeben:

 

STABILE DICHTEVERTEILUNG FÜR GEMEINDEN VERSCHIEDENER GRÖSSE

Die Zahlen gelten für halbkreisförmige Gemeinden. Bruttowohndichte in Familien/ha

 

Radius in Blöcken zu 100 m Bevölkerungszahl in Familien Ring 1 Ring 2  Ring 3
2 150 37,5 22,5 12,5
3 150 17,5 12,5 5,0
3 300 52,5 17,5 12,5
4 300 17,5 7,5 5,0
4 600 72,5 17,5 10,0
6 600 37,5 10,0 5,0
6 1200 90,0 22,5 7,5
9 1200 45,0 12,5 2,5

 

Es ist wichtig zu verstehen, daß die Dichten dieser Tabelle nicht so zu verwenden sind, wie sie hier stehen. Die Zahlen werden je nach der tatsächlichen Geometrie der Nachbarschaft und den verschiedenen kulturellen Haltungen in verschiedenen Subkulturen variieren. Eben deshalb halten wir es für wesentlich, daß die Leute einer gegebenen Gemeinde, die dieses Muster anwenden wollen, das Spiel selbst spielen, um eine stabile Abstufung der Dichten für ihre spezielle Situation herauszufinden. Die Ziffern der Tabelle dienen nur der Illustration.

 

Daraus folgt:

Wenn der Platz für den Kern der Gemeinde eindeutig festgelegt ist, bezeichne Ringe mit abnehmender örtlicher Wohndichte um diesen Kern herum. Wenn es nicht anders geht, wähl die Dichten aus der vorhergehenden Tabelle. Wenn es aber irgendwie möglich ist, gewinne diese Dichteangaben auf dem Wege einer Spielsituation, aus der Intuition genau der Leute, die in der Gemeinde leben werden.

 Eine Muster Sprache 29 RINGE VERSCHIEDENER DICHTE 2

 

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Innerhalb der Ringe verschiedener Dichte soll der Wohnbau die Form von Hausgruppen annehmen — selbstverwaltete, aus 815 Haushalten bestehende Kooperativen, deren räumliche Größe entsprechend der Dichte variiert — HAUSGRUPPE (37).Entsprechend den Dichten in den verschiedenen Ringen errichte diese Wohngebäude als freistehende Häuser -- HAUSGRUPPE 37), REIHENHÄUSER (38), oder dichtere Wohnbebauungen — WOHNHÜGEL (39). Öffentliche Räume — PROMENADE (31), KLEINE PLÄTZE (61) — leg in Gebiete, deren Dichte hoch genug ist, um de lebendig zu erhalten — FUSSGÄNGERDICHTE (123) ...

 

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... wir haben der Stadt bereits eine Höhenbeschränkung auferlegt und damit die durchschnittliche Dichte begrenzt — HÖCHSTENS VIER GESCHOSSE (21). Wenn wir weiters Hauptzentren für je 300.000 Einwohner annehmen, verteilt nach den Regeln in DER ZAUBER DER STADT (10), so folgt daraus, daß die Dichte der Stadt außerhalb dieser Zentren abnimmt: die höchste Dichte nahe den Zentren, die niedrigste entfernt davon. Demnach hat jede einzelne GEMEINDE VON 7000 (12) eine durch ihre Entfernung vom nächsten Stadtkern gegebene Gesamtdichte. Es erhebt sich die Frage: Wie soll die Dichte innerhalb dieser Gemeinde lokal variieren; welches geometrische Muster soll die Dichteverteilung haben? Das Problem wird durch das Prinzip der SUBKULTUR-GRENZE (13) ziemlich erschwert, nach welchem die Gemeinschaftseinrichtungen außen um die Gemeinde liegen sollen und nicht in ihrer geometrischen Mitte. Dieses Muster und das nächste beschreiben eine örtliche Dichteverteilung, die mit dieser Anforderung vereinbar ist.

 

❖ ❖ 

 

Die zufällige Verteilung örtlicher Dichten verunklärt die Identität unserer Gemeinden und verursacht ein Chaos im Muster der Bodennutzung.

 

Betrachten wir einmal die typische Konfiguration der Wohndichten in einer Stadt. Im ganzen besteht ein Dichtegefälle: Die Dichten sind hoch gegen das Zentrum und niedriger gegen die Außenbezirke. Aber innerhalb dieses Gesamtgefälles gibt es keine erkennbare Struktur; es wiederholt sich kein klar erkennbares Muster. Vergleichen wir das mit der Kontur einer Bergkette. Eine Bergkette hat weitgehend erkennbare Strukturen: Wir sehen Kämme und Täler, Vorgebirge, Niederungen, Spitzen, die auf natürliche Weise aus geologischen Vorgängen entstanden sind. Alle diese Strukturen wiederholen sich immer wieder innerhalb des Ganzen, von Stelle zu Stelle.

Das ist selbstverständlich nur eine Analogie. Aber die Frage stellt sich doch: Ist es natürlich und richtig, wenn Dichtekonfigurationen in einer Stadt so zufällig sind? Wäre es für eine Stadt nicht besser, wenn das Muster der Dichten eine deutlich sichtbare klare Struktur mit einer Art systematischer Variation hätte?

Was geschieht bei der gegenwärtigen wuchernden und unzusammenhängenden Variation der örtlichen Dichten? Die Dichtengebiete, die potentiell intensive Aktivität hervorbringen könnten, sind daran gehindert, weil sie zu weit verstreut sind. Und die Gebiete niedriger Dichte, potentielle Träger von Stille und Gelassenheit, wenn sie beisammen liegen würden, sind ebenso weit verstreut. Das Ergebnis: in der Stadt gibt es weder besonders intensive Aktivität noch besonders intensive Ruhe. Wir haben viele Hinweise darauf, wie lebenswichtig es für eine Stadt ist, den Leuten sowohl intensive Aktivität wie tiefe und befriedigende Ruhe zu bieten — HEILIGE STÄTTEN (24), KNOTEN DER AKTIVITÄT (30), PROMENADE (31), RUHIGE HINTERSEITEN (59), STEHENDES WASSER (71). Es ist also sehr wahrscheinlich, daß diese zufällige Dichteverteilung dem städtischen Leben schadet.

Tatsächlich meinen wir, daß es für eine Stadt viel besser wäre, wenn ihre Dichteverteilung ein schlüssiges Muster hätte. Wir stellen einmal die Faktoren systematisch zusammen, die einen Einfluß auf das Dichterauster haben könnten. Vielleicht zeigt sich, welche Art von zusammenhängenem Muster vernünftig und brauchbar ist. Der Gedankengang besteht aus fünf Schritten.

  1. Wir können annehmen, daß es in jeder Gemeinde von '7000 mindestens ein Zentrum von lokalen Dienstleistungen geben wird. Dieses Zentrum wird normalerweise von der Art sein, die wir als EINKAUFSSTRASSE (32) bezeichnen. In NETZ DER NAHVERSORGUNG (19) haben wir gezeigt, daß Einkaufsstraßen je 10.000 Einwohner versorgen konnten.
  2. Aus den Überlegungen in SUBKULTUR-GRENZE (13) wissen Wh, daß dieses Zentrum, da es eine Dienstleistung darstellt, im Grenzstreifen zwischen Subkulturen liegen sollte. Es sollte zur Bildung der Grenze zwischen Subkulturen beitragen und des-halb im Grenzgebiet liegen — nicht innerhalb der Gemeinde, sondern zwischen Gemeinden.

  3. Dieses Zentrum muß genau in jenem Teil der Grenze liegen, der dem Zentrum der größeren Stadt am nächsten ist. Das ergibt sich aus einer höchst interessanten, aber wenig bekannten Untersuchung, die zeigt, daß Einzugsbereiche von Einkaufszentren nicht kreisförmig sind, wie man naiverweise annehmen würde, sondern halbkreisförmig. Der Halbkreis befindet sich auf der der zentralen Stadt abgewandten Seite des Zentrums, weil die Leute immer in jenes Einkaufszentrum gehen, das in der Richtung zum Stadtzentrum liegt, nicht aber in das zur Peripherie hin gelegene.Eine Muster Sprache 28 EXZENTRISCHER KERN

    Dieses Phänomen wurde ursprünglich von Brennan in seinen Studien über Wolverhampton entdeckt (T. Brennan, Midland City, London: Dobson, 1948). Seit damals ist es durch mehrere Autoren bestätigt und weiter untersucht worden, vor allem durch Terence Lee: „Perceived Distance as a Function of Direktion in the City", Environment and Behavior, Juni 1970, S. 40-51. Lee zeigte, daß das Phänomen nicht nur mit der Tatsache zusammenhängt, daß die Leute die Straßen und Wege in Richtung zum Zentrum einfach besser kennen und öfter benützen. Vielmehr ist die Entfernungswahrnehmung selbst in den beiden Richtungen verschieden: Entfernungen auf Strecken in der Richtung zum Zentrum werden als kürzer empfunden als Entfernungen auf Strecken in Richtung vom Zentrum weg.

    Da wir zweifellos wollen, daß die Gemeinde mit dem Einzugsbereich ihres „Zentrums" übereinstimmt, ist es also wichtig, daß das Zentrum außermittig liegt - eben an jener Stelle der Gemeinde, die dem Zentrum der größeren Stadt zugewandt ist. Das ist sicherlich mit der oben beschriebenen Vorstellung vereinbar, daß das Zentrum in der Grenzzone der Gemeinde liegen sollte.Eine Muster Sprache 28 EXZENTRISCHER KERN 1
  4. Wenn nun auch das Zentrum auf einer Seite der Gemeinde liegt und eine ihrer Grenzen bildet, können wir dennoch annehmen, daß das Zentrum ein wenig in die Gemeinde hineinragen muß. Dies deshalb, weil - wenn auch Dienstleistungen an der Grenze der Gemeinde und nicht in ihrer Mitte liegen sollen - doch ein Bedürfnis besteht, sich das psychologische Zentrum der Gemeinde irgendwie auch als geometrischen Schwerpunkt vorzustellen. Wenn wir das Grenzgebiet zur geometrischen Mitte hin ausbuchten, dann wird diese Achse auf natürliche Weise ein Zentrum bilden, und außerdem wird dessen Einzugsbereich entsprechend den erwähnten Gegebenheiten beinahe perfekt mit der Gemeinde übereinstimmen.Eine Muster Sprache 28 EXZENTRISCHER KERN 2

  5. Schließlich, obwohl wir wissen, daß das Zentrum hauptsächlich in der Grenze liegen muß, wissen wir nicht genau, wie groß es wirklich sein muß. Am Stadtrand, wo die Gesamtdichte niedrig ist, wird das Zentrum klein sein. Im Stadtinneren, wo die Gesamtdichte höher ist, wird es größer sein, weil die höhere Bevölkerungsdichte mehr Dienstleistungen erfordert. In beiden Fällen wird es in der Grenzzone liegen. Wenn es zu groß ist, um an einem Punkt konzentriert zu sein, wird es sich zwanglos entlang der Grenze ausdehnen, aber immer innerhalb des Grenzbereichs. Es wird dabei einen Halbmond, eine sichel- oder hufeisenförmige Form bilden, länger oder kürzer, je nach seiner Lage im größeren Stadtzusammenhang.Eine Muster Sprache 28 EXZENTRISCHER KERN 3

     

Diese Regeln sind ziemlich einfach. Wenn wir sie anwenden, bekommen wir eine schöne Abfolge sich überlappender, ineinander verzahnter Hufeisen, ähnlich wie Fischschuppen. Wenn die Stadt allmählich diese schlüssige Struktur annimmt, können wir eine so klare Artikulation von dichten und weniger dichten Gebieten erwarten, daß sowohl der Zustand der Aktivität wie der der Ruhe möglich ist. Jeder dieser Zustände ist intensiv, unvermischt und für jeden leicht erreichbar.

 

Daraus folgt:

Steuere Wachstum und Dichteentwicklung so, daß sich eine klare Konfiguration von Gipfeln und Tälern ergibt. Wende dabei folgende Regeln an:

  1. Betrachte die Stadt als eine Ansammlung von Gemeinden von 7000. Diese Gemeinden haben je nach ihrer Gesamtdichte einen Durchmesser von 1/2 - 3 km.
  2. Stell an der Grenze jeder Gemeinde den Punkt fest, der am kürzesten Weg zum nächsten städtischen Hauptzentrum liegt. Dieser Punkt wird den Dichte-Höhepunkt und den Ansatzpunkt des „exzentrischen" Kerns bilden.

  3. Laß zu, daß die Zone hoher Dichte sich aus der Grenze zum Schwerpunkt der Gemeinde hin ausbuchtet, sodaß der exzentrische Kern sich zumbuchtet, sodaß der exzentrische Kern sich zum Zentrum hin vergrößert.

  4. Verlängere die Zone hoher Dichte, sodaß entlang der Grenze ein hufeisenförmiger Grat entsteht. Die Länge des Hufeisens hängt von der Gesamt-dichte an dieser Stelle der Stadt ab, sodaß die Hufeisen mit ihren Ausbuchtungen eine Abfolge bilden, je nach ihrer Lage in der Region. Jene inder Nähe eines größeren Stadtzentrums sind fast voll ausgebildet; die in weiterer Entfernung nur halb; und jene in größter Entfernung von Zentren sind 'auf einen Punkt zusammengeschrumpft.

 Eine Muster Sprache 28 EXZENTRISCHER KERN 4

 

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Wenn diese allgemeine Gliederung einmal gegeben ist, berechne die Durchschnittsdichte in verschiedenen Entfernungen von diesem Grat hoher Dichte nach den Formeln des nächsten Musters — RINGE VERSCHIEDENER DICHTE (29); leg die Haupteinkaufsstraßen und Promenaden zum dichteren Teil des Hufeisens — KNOTEN DER AKTIVITÄT (30), PROMENADE (31), EINKAUFSSTRASSE (32); und leg die ruhigen Zonen in den offenen Teil des Hufeisens — HEILIGE STÄTTEN (24), RUHIGE HINTERSEITEN (59), STEHENDES WASSER (71) ...

 

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027.0

... und wie eine Gemeinde oder Nachbarschaft ein ausgeglichenes Wirkungsfeld für verschiedene Altersstufen umfassen soll — GEMEINDE VON 7000 (12), IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFTEN (14), LEBENSZYKLUS (26) —, so muß sie auch für den Ausgleich der Geschlechter eingerichtet sein und die Dinge, die die männliche und die weibliche Seite des Lebens widerspiegeln, in gleichem Maße enthalten. 

 

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In einer heutigen Stadt ist die Welt entlang von Geschlechtskonturen aufgeteilt. Vorstädte sind für Frauen, Arbeitsplätze für Männer; Kindergärten sind für Frauen, Fachausbildungsstätten für Männer; Supermärkte sind für Frauen, Eisenwarenhandlungen für Männer.

 

Da kein Lebensaspekt rein männlich oder rein weiblich ist, verzerrt eine Welt der extremen Geschlechtertrennung die Realität und prolongiert und verfestigt diese Verzerrungen. Die Wissenschaft wird von einer männlichen, oft mechanischen Mentalität beherrscht; die Außenpolitik orientiert sich am Krier,., ebenfalls einem Produkt des männlichen Ego. Schulen für kleine Kinder sind unter dem Einfluß von Frauen, ebenso die Wohnungen. Die Wohnung ist Domäne der Frau geworden, mit so lächerlichen Konsequenzen, daß Wohnbauplaner und Bauträger das Innere von Häusern so delikat und „ansprechend" darstellen wie den Vorraum einer Damentoilette. Man kann sich kaum vorstellen, daß in einem solchen Haus irgendwelche Dinge hergestellt werden, daß davor Gemüse angebaut wird oder Sägespäne vor der Tür liegen.

Das Muster oder die Gruppe von Mustern zur Lösung dieses Problems sind derzeit unbekannt. Wir können lediglich auf jene Arten von Gebäuden und Nutzungen oder auf Einrichtungen hinweisen, die dieses Problem ins Lot bringen könnten. Aber solange nicht bestimmte soziale Tatsachen erkannt werden und die Umwelt sich nach ihnen richtet, kann die Geometrie dazu nicht entwickelt werden. Kurz, solange weder Männer noch Frauen wechselseitig jeden Bereich des Stadtlebens beeinflussen können, werden wir nicht wissen, welche baulichen Muster für eine solcheden wir nicht wissen, welche baulichen Muster für eine solche Gesellschaftsordnung am geeignetsten sind.

 

Daraus folgt:

Besteh darauf, daß jedes Stück der Umwelt — jedes Gebäude, jeder offene Raum, jede Nachbarschaft und Arbeitsgemeinschaft — in einem Bewußtsein sowohl des männlichen als auch des weiblichen Instinkts hergestellt wird. Beachte dieses Gleichgewicht des Männlichen und Weiblichen bei jedem Projekt, in jeder Größenordnung, von der Küche bis zum Stahlwerk.

Eine Muster Sprache 27 MÄNNER UND FRAUEN

 

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Keine großen Wohngebiete ohne Werkstätten für Männer; keine Arbeitsgemeinschaften, die nicht eine Teilzeitbeschäftigung für Frauen und Möglichkeiten zur Kinderpflege vorsehen — STREUUNG DER ARBEITSSTÄTTEN (9). Innerhalb des Gleichgewichts zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen muß auch der einzelne Mann und die einzelne Frau Platz zur Entfaltung haben, unterschieden und getrennt vom anderen Geschlecht — DAS EIGENE ZIMMER (141) ...

 

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