192 FENSTER MIT BLICK AUF DIE AUSSENWELT *

 

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... das folgende Muster hilft bei der Ergänzung der vorhergehenden Muster, die jedem Raum seine Gestalt geben: LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM (159), VERSCHIEDENE RAUMHÖHEN (190), und DIE FORM DES INNENRAUMS (191). Herrscht über - diese Muster Klarheit, kann man mit dem folgenden Muster Lage der Fenster in den Wänden genauer bestimmen. Es legt fest, wie viele Fenster es geben sollte, in welchen Abständen, und wie ihre Gesamtfläche sein sollte.

 

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Räume ohne Ausblick sind Gefängnisse für die Menschen, die sich darin aufhalten müssen.

 

Wenn Menschen für eine bestimmte Zeit an einem Ort sind, müssen sie die Möglichkeit haben, sich durch einen Blick auf eine andere Welt als jene, in der sie sich gerade befinden zu entspannen — eine Welt, die genügend eigene Vielfalt und eigenes Leben hat, um Entspannung zu bieten.

Amos Rapoport liefert schriftliche Schilderungen von drei fensterlosen Seminarräumen an der Universität Kalifornien. Die Schilderungen — von Englischlehrern und -studenten, die gebeten wurden, als Teil einer schriftlichen Übung die Zimmer zu beschreiben — sind überaus negativ, obwohl niemand diese Richtung vorgab, und in vielen Fällen bezieht sich das auf die fensterlose, schachtelförmige, von der Außenwelt isolierte Beschaffenheit der Räume.

Hier zwei Beispiele:

Zimmer_5646 ist ein unangehmer Unterrichtsraum, weil man sich. unter den surrenden Leuchtstoffröhren und hohen schallgedämpften Decken, zwischen den Waschbecken, Vitrinen und Rohren und umgeben von leerem Raum von der restlichen Welt abgeschnitten und isoliert vorkommt.

Das große und nahezu leere, fensterlose Zimmer mit seinen festen, erdrückenden und kahlen grauen Wanden erzeugte weder Ablehnung noch Gefallen; man hätte leicht vergessen können, wie eingesperrt man war. (Amos Rapoport, „Some Consumer Comments on a Designed Environment", Arena — The Architecural Association Journal, Jänner 1967, S. 176-178.)

Brian Wells, der von Büroangestellten gewählte Arbeitspositionen untersuchte, stellte fest, daß 81 Prozent aller Befragten

Positionen neben dem Fenster wählten. (Office Design: A Study of Environment, Peter Manning, Hrsg., Pilkington Research Unit, Department of Building, University of Liverpool, 1965, S. 118 — 121.) Viele der Befragten nannten als Grund für ihre Wahl nicht 1) sehr die „Aussicht" als das „Tageslicht". Aber an einer anderen Stelle im Bericht wird gezeigt, daß weit vom Fenster entfernt sitzende Büroangestellte die Menge an Tageslicht, die 'sie erhalten, im Vergleich zum künstlichen Licht weit überschätzen. (Office Design, 5. 58). Das deutet darauf hin, daß Leute nicht nur wegen des Tageslichts gern in der Nähe von Fenstern sind.. Unsere Vermutung, daß die Aussicht große Bedeutung hat, ;erhält zusätzliches Gewicht durch die Tatsache, daß die Leute weniger gern neben Fenstern sitzen, die auf Lichthöfe hinausgehen, die also Tageslicht hereinlassen, aber keine Aussicht bieten.

Und Thomas Markus weist eindeutig nach, daß Büroangesteilte signifikante Aussichten — auf das Stadtleben, die Natur — gegenüber Aussichten auf durchaus große Flächen, aber mit uninteressanten und weniger bedeutungsvollen Elementen, bevorzugen. (Thomas A. Markus, „The Function of Windows: A Reappraisal", Building Science, 2, 1967, S. 97-121; siehe insbesondere S.109.)

Gehen wir also davon aus, daß Menschen den Ausblick auf eine Welt, die sich von ihrer unmittelbaren Umgebung unter-'scheidet, brauchen. Wir machen nun ganz grobe Angaben für die Gesamtfläche von Fenstern in einem Raum. Die erforderliche Fensterfläche hängt zu einem Großteil vom Klima, dem Breitengrad und der Menge an reflektierenden Fläche außerhalb des Gebäudes ab. Man kann jedoch mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß das Verhältnis Fußbodenfläche/Fensterfläche, obwohl von Region zu Region verschieden, innerhalb einer bestimmten Region mehr oder weniger konstant ist. .- Deshalb empfehlen wir jedem, sich in der Stadt, in der er lebt, umzusehen und ein halbes Dutzend Räume, die ihm vorn Licht her gefallen, auszuwählen. Bei diesen Räume stellt man dann `die Fensterfläche als Prozentsatz der Fußbodenfläche fest und nimmt von den verschiedenen Verhältnissen den Durchschnittswert.

In unserer Region - Berkeley, Kalifornien - sind nach unserer Feststellung Räume am angenehmsten, wenn sie ungefähr 25 Prozent Fensterfläche haben - manchmal sogar bis zu 50 Prozent - (das heißt, 2,5 - 5 m² Fenster für 10 m² Fußboden)., Aber wir betonen noch einmal, daß diese Zahlen von Region zu Region sehr unterschiedlich sein werden. Man denke nur an Rabat, Timbuktu, die Antarktis, Nordnorwegen, Italien oder an den brasilianischen Dschungel.

 

Daraus folgt:

Leg in jedem Raum die Fenster so an, daß ihre Gesamtfläche in etwa dem der Region angemessenen Verhältnis entspricht (25 Prozent oder mehr der Fußbodenfläche im Gebiet der San Francisco Bay), und dorthin, wo sie die bestmögliche Aussicht auf die Außenwelt bieten: auf Aktivitäten auf der Straße, ruhige Gärten, auf alles, was anders ist als der Innenraum.

 Eine Muster Sprache 192 FENSTER MIT BLICK AUF DIE AUSSENWELT

 

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Stimm die genaue Läge der Fenster erst dann ab, wenn sie gebaut werden - TÜREN UND FENSTER NACH BEDARF (221); sorg für eine KLEINE SCHEIBENTEILUNG (239) bei den Fenstern; statte jedes Fenster mit einer NIEDRIGEN BRÜSTUNG (222) aus, um die Aussicht zu verbessern, und mit TIEFEN LAIBUNGEN (223), damit das Licht im Inneren so weich wie möglich ist ...

 

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