223 TIEFE LAIBUNGEN
... dieses Muster ergänzt die Wirkung von LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM (159), indem es noch einen Schritt weiter geht, die Blendung zu verringern; und es hilft bei der Ausbildung von GERAHMTEN ÖFFNUNGEN (225).
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Fenster mit einer scharfen Kante zwischen Rahmen und Wand schaffen grelle Blendung und machen die Räume, die sie belichten sollen, ungemütlich.
Sie haben die gleiche Wirkung wie die grellen Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos: Durch die Blendung sieht man sonst nichts mehr auf der Straße, weil sich das Auge nicht gleichzeitig auf die grellen Scheinwerfer und die dunkle Straße einstellen kann. Genauso ist auch ein Fenster immer heller als eine Innenwand; und die Wände sind vor allern nahe der Fensterkante am dunkelsten. Durch die unterschiedliche Leuchtdichte zwischen dem hellen Fenster und der dunklen Wand drumherum entsteht Blendung.
Um dieses Problem zu lösen, muß die Kante des Fensters durch eine zwischen Fenster und Wand liegende Laibung abgeschrägt werden. Die abgeschrägte Laibung schafft einen Übergangsbereich — eine Zone mittlerer Helligkeit — zwischen der Helligkeit des Fensters und der Dunkelheit der Wand. Wenn die Laibung tief genug und der Winkel gerade richtig ist, verschwindet die Blendung überhaupt.
Die Laibung muß allerdings ziemlich tief und die Abschrägung ziemlich deutlich sein. In empirischen Untersuchungen über Blendung haben Hopkinson und Petherbridge festgestellt: (1) daß die Blendung mit zunehmender Tiefe der Laibung abnimmt; (2) daß die Laibung dann am besten funktioniert, wenn ihre Leuchtdichte in der Mitte zwischen der Leuchtdichte des Fensters und der Leuchtdichte der Wand liegt. („Discomsfort Glare and the Lightning of Buildings", Transactions of the liluminating Engineering Society, Bd. XV, Nr. 2, 1950, S. 58 f.)
Unsere eigenen Versuche haben gezeigt, daß das am ehesten der Fall ist, wenn die Laibung in einem Winkel von 50 bis 60 Grad zur Fensterebene liegt; obwohl der Winkel natürlich je nach den örtlichen Gegebenheiten variieren wird. Weiters haben wir festgestellt, daß der Forderung nach „tiefen" Laibungen nur Laibungen von wenigstens 25 bis 30 cm Tiefe entsprechen.
Daraus folgt:
Mach aus dem Fensterrahmen eine tiefe, abgeschrägte Kante: etwa 30 cm breit und in einem Winkel von 50 bis 60 Grad zur Fensterebene, sodaß durch die allmähliche Abstufung des Tageslichts ein sanfter Übergang zwischen dem Licht des Fensters und dem Dunkel der Innenwand entsteht.
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Mach den Rahmen so tief, daß er eine Fortsetzung der Wandkonstruktion bildet - GERAHMTE ÖFFNUNGEN (225); bei einer dünnen Wand erreich die nötige Tiefe der Laibung an der Wandinnenseite mit Hilfe von Bücherregalen, Schränken oder anderen DICKEN WÄNDEN (197); verschönere die Kante des Fensters zusätzlich durch fein durchbrochene Muster, Maßwerk und Kletterpflanzen, damit das Licht noch weicher wird GEFILTERTES LICHT (238), SCHMALE DECKLEISTE (240), KLETTERPFLANZEN (246) ...
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