233 FUSSBODEN **

 

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... dieses Muster erläutert, wie Fußböden zu legen sind, um die BODENPLATTE (215) und GEWÖLBTE DECKEN (219) fertigzustellen. Richtig hergestellte Fußböden tragen auch dazu bei, die Stufen der Intimität in einem Gebäude erlebbar zu machen — STUFEN DER INTIMITÄT (127).

 

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Der Fußboden sollte angenehm sein, sich warm anfühlen und einladend wirken. Er sollte aber auch hart genug sein, der Abnutzung standzuhalten, und sich leicht reinigen lassen.

 

Wenn man an Fußböden denkt, fallen einem meist Holzfußböden ein. Wenn wir es uns leisten könnten, hätten wir gern einen. Selbst in heißen Ländern, wo Fliesen schön sind, wollen viele Leute einen Fußboden aus Hartholz, wenn sie es sich leisten können. Aber so schön ein Holzboden auch ist, er löst das wesentliche Problem eines Fußbodens kaum. Tatsache ist, daß der blanke Holzboden in einem Zimmer ziemlich kahl und abstoßend wirkt; das Zimmer macht einen leeren und unmöblierten Eindruck. Damit der Holzboden angenehm aussieht, legt man Teppiche drauf. Aber dann ist es kein echter Holzboden mehr. Dieses Verwirrspiel zeigt deutlich, daß das wesentliche Problem des „Fußbodens" bisher noch nicht richtig angegangen wurde.

Wenn man sich ernsthaft mit diesem Problem auseinandersetzt, stellt man fest, daß beides, der Holzboden und der Holzboden mit einem Teppich drauf, eher unausgegorene Kompromißlösungen sind. Der bloße Holzboden ist zu leer und hart, um angenehm zu wirken; er ist aber auch nicht hart genug, der Abnutzung standzuhalten, wenn er unbedeckt bleibt — er bekommt Kratzer, Dellen und splittert. Und wenn der Fußboden mit einem Teppich bedeckt ist, verliert die Schönheit des Holzes ihren Sinn. Man kann sie nicht mehr sehen, höchstens um die Kanten des Teppichs herum; und der Teppich ist keineswegs hart genug, um wirklicher Abnutzung standzuhalten. Die schönsten handgeknüpften Teppiche und Tapisserien sind überhaupt so empfindlich, daß sie durch starke Beanspruchung zerstört werden. Mit Straßenschuhen über einen Perserteppich zu gehen, ist eine barbarische Unsitte, die den Menschen, die diese Teppiche herstellen und sie zu behandeln wissen, nie einfallen würde - sie ziehen immer die Schuhe aus. Den modernen, maschinengefertigten Teppichen aus Nylon und Acryl, die auch starker Abnutzung standhalten, fehlt wiederum die Pracht und Annehmlichkeit eines richtigen Teppichs: Sie sind sozusagen eine weiche Art Beton.

Das Problem kann nicht gelöst werden, da es grundlegende Widersprüche enthält. Es kann nur vermieden werden, indem man im Haus klar trennt zwischen jenen Bereichen, die stark frequentiert werden und deshalb leicht zu reinigende, harte, beanspruchbare Oberflächen brauchen, und jenen anderen Bereichen, mit nur wenig Verkehr, wo die Leute die Schuhe ausziehen können und wo üppige, weiche, schöne Teppiche, Kissen und Tapisserien ausgebreitet werden können.

In traditionellen japanischen und russischen Häusern wird das Problem genau auf diese Weise gelöst: Der Fußboden wird in zwei Zonen geteilt- eine strapazierfähige und eine bequeme. In der bequemen Zone werden sehr reine und oft wertvolle Materialien verwendet, und die strapazierfähige Zone ist oft eine Erweiterung der Straße - das heißt, aus Erdreich, Pflaster und so weiter. Die Leute ziehen die Schuhe aus oder an, wenn sie von der einen Zone in die andere wechseln.

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Die Schwelle zwischen hart und weich.

 

Wir sind nicht sicher, ob in unserer Kultur das Aus- und Anziehen der Schuhe zu einer zwanglosen Gewohnheit werden kann. Aber es ist trotzdem sinnvoll, das Haus in Bereiche zu unterteilen, so daß sich das Material des Fußbodens verändert, je weiter man ins Haus vordringt. Das Muster STUFEN DER INTIMITÄT (127)INTIMITÄT (127) verlangt eine Abstufung nach öffentlichen, halb-öffentlichen und privaten Räumen. Daraus folgt, daß der Fußboden immer weicher werden sollte, je tiefer man ins Haus kommt - das heißt, Eingang und Küche werden mit einem harten, strapazierfähigen Fußboden versehen, während Eßzimmer, Wohnzimmer und Kinderspielzimmer einen strapazierfähigen, aber an bestimmten Stellen auch einen bequemeren Fußboden brauchen; Schläfzimmer, Arbeitszimmer und Privatzimmer brauchen weiche, bequeme Fußböden, auf denen man sitzen, liegen und barfuß gehen kann.

Welche Materialien sollten es sein? Von den harten und weichen Materialien sind eher die harten problematisch. Da Kinder diesen Fußböden ebenso nahe sind wie den weichen, müssen sie sich warm anfassen - und gleichzeitig leicht zu reinigen sein. Für diese harten Fußböden kann ein „weicher" Beton verwendet werden. Wenn man ihn mit einer relativ porösen Deckschicht aus Leichtbeton versieht, ist er gleichzeitig strapazierfähig und angenehm. Wenn man unter diese Mischung Farbe gibt und den Boden nach dem Trocknen wachst und poliert, wird er auch wasserundurchlässig. Das ist relativ billig und vor allem dann sinnvoll, wenn der Unterboden ohnehin aus Beton ist. Andere Materialien, die für harte Fußböden eingesetzt werden können, sind Erde, Gummi oder Korkfliesen, weiche, ungebrannte, in Peru als pastelleros bezeichnete Fliesen - siehe WEICHGEBRANNTE FLIESEN UND ZIEGEL (248) - und Holzplanken, aber diese Materialien sind teurer.

Unter den weichen Materialien ist Teppich das geeignetste - zum Sitzen, Liegen und sich auf dem Boden aufhalten. Wir können uns nichts Besseres vorstellen - tatsächlich glauben wir, daß ein Ersatzmaterial letzten Endes wieder mit einem Teppich belegt würde. Das bedeutet, daß die für Teppiche vorgesehenen Flächen einen billigen Unterboden haben könnten, mit einem Mattenbelag von Wand zu Wand.

Um die beiden Zonen hervorzuheben und das Aus- und Anziehen der Schuhe beim Wechsel in eine andere Zone zu fördern, schlagen wir vor, zwischen den beiden Zonen eine Stufe anzulegen - hinauf oder hinunter. Dadurch kann jede Zone viel besser „rein" gehalten werden, und es fördert zweifelsohne die Aktivitäten in jeder Zone.

 

Daraus folgt:

Teil ein Haus oder Gebäude in zwei Zonen ein: Teil ein Haus oder Gebäude in zwei Zonen ein:öffentliche Bereiche und private oder intimere Bereiche. Verwende harte Materialien wie gewachsten, rot-polierten Beton, Ziegel oder Hartholz für die öffentlichen Zonen. Leg in die intimere Zone einen Unterboden aus weichen Materialien wie Filz, billigem Nylonteppich oder Strohmatten und bedeck ihn mit Stoff,Kissen, Teppichen und Tapisserien. Mach zwischen den beiden Zonen einen klar erkennbaren Rand - viel-leicht sogar eine Stufe -, damit die Leute eventuell die Schuhe ausziehen, wenn sie von der öffentlichen in die intime Zone wechseln.

 Eine Muster Sprache 233 FUSSBODEN

 

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Für den harten Fußboden kann das gleiche Material wie für Wege im Freien und Terrassen benutzt werden — selbstgebrannte Ziegel und Fliesen — WEICHGEBRANNTE FLIESEN UND ZIEGEL (248). Für die weichen Böden in den Privaträumen verwende Materialien und Textilien, die reich an Ornament und Farbe sind — ORNAMENT (249), WARME FARBEN (250). ... 

 

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