235 WEICHE INNENWÄNDE *
... und dieses Muster vervollständigt die Innenfläche der WANDSCHALEN (218) und die untere Fläche von DECKENGEWÖLBEN (219). Wenn für die Innenplatte der Wandschale weiches Material verwendet werden kann, hat die Wand bereits von vornherein die richtige Beschaffenheit.
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Eine zu harte, zu kalte oder zu massive Wand greift sich unangenehm an; sie macht Dekorationen unmöglich und erzeugt einen starken Nachhall.
Ein sehr gutes Material ist weicher, weißer Gipsmörtel. Er hat (auch wenn er weiß ist) eine warme Farbe, greift sich warm an, ist weich genug zum Befestigen von Reißnägeln, Nägeln und Haken, kann leicht ausgebessert werden und schafft einen angenehmen Klang, weil er eine einigermaßen hohe Schallabsorption hat.
Zementmörtel unterscheidet sich nur leicht von Gipsmörtel und wird deshalb auch oft damit verwechselt; er hat allerdings genau gegenteilige Eigenschaften. Er ist zu hart, um leicht etwas nageln zu können; er ist kalt, hart und greift sich rau an; er hat eine sehr geringe Schallabsorption - das heißt, hohe Schallreflexion -, was einen harten, hohlen Klang erzeugt; und man kann ihn relativ schwer ausbessern, denn wenn sich erst einmal ein Riß gebildet hat, kann man nur schwer mit dem ursprünglichen Verputz eine Einheit herstellen.
Im allgemeinen haben wir festgestellt, daß in der modernen Bautechnik zunehmend Materialien verwendet werden, die härte, glatte Innenwände schaffen. Das hängt teilweise mit dem Bemühen zusammen, Gebäude sauber zu halten und vor Abnutzung zu schützen. Zum anderen Teil kommt es aber auch daher, daß die heute verwendeten Materialen maschinell hergestellt werden - jedes Stück perfekt und genau gleich.
Zu Gebäuden, die derart makellose, harte und glatte Oberflächen haben, kann man keinen Bezug herstellen. Man hält sich eher davon fern, nicht nur, weil sie psychologisch fremd wirken, sondern weil sie sich auch tatsächlich unangenehm anfühlen, wenn man sich daran lehnt; sie geben nicht nach; sielen, wenn man sich daran lehnt; sie geben nicht nach; sie sprechen auf nichts an.
Die Lösung des Problems liegt in folgendem:
- Gipsmörtel statt Zementmörtel. Weich gebrannte Fliesen statt hartgebrannter. Poröse Materialien mit geringerer Dichte fühlen sich im allgemeinen wärmer und weicher an.
- Verwende körnige Materialien mit natürlicher Textur, die stückweise verwendet werden können oder so, daß das gleiche kleine Element in Wiederholung vorkommt. Holzverkleidete Wände haben diese Eigenschaften — das Holz selbst hat eine Maserung; die Bretter wiederholen diese in größerem Maßstab. Mörtel hat auch diesen Charakter, wenn er händisch aufgetragen wird: Hier haben wir zuerst die körnige Beschaffenheit des Mörtels und dann die größere, durch die Bewegung der Hand geschaffene Textur.
Eine der schönsten Versionen dieses Musters findet sich bei indischen Dorfhäusern. Die Wände werden mit einer Mischung aus Lehm und Kuhmist mit der Hand verputzt; getrocknet ergibt das eine weiche Oberfläche, auf der man überall den Handabdruck des Arbeiters sehen kann.
Kuhmistverputz in einem indischen Dorfhaus.
Daraus folgt:
Mach jede Innenfläche so, daß sie sich warm angreift, weich genug zum Einschlagen von Nägeln und Reißnägeln ist und beim Anfassen eine gewisse Elastizität zeigt. Weicher Verputz ist sehr gut; auch Stoffbehänge oder Flechtwerk haben diese Eigenschaften. Holz ist auch gut, wenn man es sich leisten kann.
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Bei unserer Bauweise ist es sinnvoll, eine leichte magere Mörtelschicht auf die Innenflächen der WANDSCHALEN (218) und der DECKENGEWÖLBE (219) aufzutragen. Überall dort, wo der Verputz an Pfeiler, Balken, Türen und Fenster stößt, sollte die Fuge mit einer zirka 12 mm breiten Holzleiste bedeckt werden — SCHMALE DECKLEISTE (240) ...
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