178 KOMPOST *
... der Garten ist ein wertvoller Teil des Hauses, da man in ihm Obst und Gemüse anpflanzen kann - OBSTBÄUME (170), GEMÜSEGARTEN (177). Er kann aber nur gedeihen, wenn er Nahrung erhält; und diese Nahrung - in Form von Kompost kann nur hergestellt werden, wenn der Müll und die Abfälle aus den einzelnen Häusern und HAUSGRUPPEN (37) und von den TIEREN (74) richtig organisiert werden.
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Unsere derzeitigen Methoden der Abwasserbeseitigung vergiften die großen natürlichen Wasservorkommen und entziehen dem Land um unsere Gebäude herum die erforderlichen Nährstoffe.
Für den Durchschnittsbewohner einer Stadt funktioniert das Abwassersystem wahrscheinlich ausgezeichnet - kein Schmutz, keine Beschwerden. Einmal kurz an der Klokette gezogen, und die Sache ist erledigt. Höchstwahrscheinlich würden Stadtbewohner, die einmal die Bekanntschaft mit einer stinkenden Toilette im Freien gemacht haben, behaupten, daß unser modernes Kanalisationssystem ein gewaltiger Fortschritt gegenüber früheren Praktiken ist. Leider stimmt das einfach nicht. Nahezu jeder Schritt in der modernen Abwasserbeseitigung ist entweder verschwenderisch, teuer oder gefährlich.
Das beginnt einmal damit, daß bei jeder Toilettenspülung rund 25 Liter Trinkwasser den Abfluß hinuntergehen. Tatsächlich verschwenden wir die Hälfte des Wasserverbrauchs in einem Haushalt für diesen Zweck.Abgesehen von den Wasserkosten fallen noch enorme Summen für das Kanalisationssystem an. Der durchschnittliche neue Hausbesitzer lebt heute auf einer 15 m x 45 in großen Stadtparzelle und zahlt einen Anteil von S 1500 an der Kanalisation, die das Abwasser von seinem Haus zur Kläranlage leitet. In weniger dicht besiedelten Wohngebieten können die Kosten bei $ 2000 oder sogar $ 5000 liegen. {Kosten von 1977. Anm. d. Weitere $ 500 fallen bei jedem Haus für die Kläranlage selbst an. Wir sehen also, daß die Anfangskosten für die Abwasserbeseitigung pro Haus heute bei mindestens $ 2000, manchmal mehr, liegen. Und diese Beträge beinhalten nicht die monatlichen Abgaben für Wasser und Kanalisation zirka $ 50 jährlich für einen Einfamilienhaushalt.
Dazu kommen noch jene Kosten, die sich nicht so leicht in Dollar und Cent berechnen lassen, die aber langfristig bereits besprochenen übersteigen könnten. Dazu gehört: (1) der Wert der verlorenen Nährstoffe, die nun in die Flüsse, und Meere abfließen — Nährstoffe, die man zum Aufbau des Bodens, aus dem sie ursprünglich kamen, verwenden hätte können; und (2) die Kosten der Umweltverschmutzung: Die Abflüsse verursachen eine „Eutrophierung" — die Abwässer nehmen dern Wasser den Sauerstoff und bewirken eine starke Algenbildung.
Was kann man tun? Einige dieser Abflüsse könnten in Form von Schlamm wieder dem Boden zugeführt werden. Aber die Abwässer von Wohngebieten werden normalerweise mit Industrieabwässern vermischt, die oft extrem giftige Stoffe enthalten. Aber selbst wenn keine Industrieabwässer in das Kanalisationssystem gelangten, wäre ein zusätzliches Verteilungssystem nötig, um den Schlamm zurück auf den Boden zu bringen. Daraus wird ersichtlich, daß die Umwandlung des bestehenden; Systems in ein ökologisch verträgliches zusätzliche untragbare Kosten verursachen würde.
Was man bräuchte, wäre nicht ein noch größeres, zentralisierteres, komplexeres System, sondern ein kleineres, dezentralisierteres und einfacheres. Wir brauchen ein weniger teures-System; ein System, das zum Vorteil und nicht zum Nachteil der Ökologie ausschlägt.
Unser Vorschlag wäre, das derzeitige Abfallbeseitigungssystem allmählich durch einzelne, kleine Kompostieranlagen zu ersetzen. Kleine Gebäude würden mit einer eigenen, direkt unter den Toiletten befindlichen Abwasseranlage im kleinen: ausgestattet. Der im Haus anfallende grobe Abfall käme ebenfalls in die Anlage. Mit dem daraus entstandenen Humus, aber auch mit dem vom Baden und Waschen abfließenden Wasser könnte man den Boden um das Haus und in der Nachbarschaft-, anreichern.
Derartige Abwasseranlagen im kleinen sind im Handel erhältlich und werden derzeit in Schweden, Norwegen und Finnland eingesetzt. Sie werden unter den Marken Multrum oder Givus vertrieben; man kann sie zu Gesamtkosten von $ 1500 importieren — bei weitem billiger als die $ 2000, die man derzeit für herkömmliche Systeme zahlt. Ein bereits ausgearbeitetes Beispiel dazu ist nachzulesen bei Van der Ryn, Anderson und Sawyer, „Composting Privy", Technical Bulletin, Nr. 1, Natural Energy Design Center, University of California, Berkeley, Dept. of Architecture, Jänner 1974.
Diese Kompostieranlagen sind so einfach angelegt, daß sie auch von Amateuren für viel weniger Geld zusammengebaut werden können. Im folgenden die Beschreibung eines besonders, einfachen Kompostiersystems:
Die Toilette ist an ein größeres Nebengebäude angeschlossen, das über einem Keller liegt. Dieser Keller ist von den Deckenträgern bis zum Boden zirka 2 m hoch. Deswegen war es am einfachsten, die Kompostgrube unter der Toilette ebenfalls 2 m tief zu machen... .
In der Kompostgrube unter der Toilette verwenden wir Torfmoos einerseits, weil es sehr Gut absorbiert, und andererseits, weil es kompakt zusammengeballt ist und sich gut lagern lässt. Wir verwenden auch ein wenig Gartenerde und Kalk.
In der Toilette steht immer ein Eimer voller Torfmoos, und nach jeder Benützung kippen wir etwa ein Viertel des Mooses darauf. So bleibt die Toilette ziemlich geruchlos. Wenn sie doch zu stinken anfängt, streue ich Kalk, Erdreich und eine zusätzliche Schicht Torfmoos nach. Das reicht. Ich denke, daß wir pro Jahr drei bis vier Ballen Torfmoos brauchen — für eine vierköpfige Familie und viele Gäste.
Meine Toilette zählt zu dem meist als Zwei-Loch-Toilette bezeichneten Typ, der für mein Kompostiersystem am geeignetsten erscheint. Wir benutzen nur ein Loch auf einmal. Wir benutzen A, bis der Dung auf 40 cm angewachsen ist. Darm wechseln wir zu B und benutzen es so lange, bis der Dung so hoch wie bei A ist. Dann wird der Haufen in A nach C geschaufelt, und so weiter. Wenn alle vier Positionen voll sind, werden C und D auf einen Haufen im Freien geschaufelt, wo man sie dann nach meinem Dafürhalten vor der Verwendung ein paar Wochen liegen lassen sollte. (Organic Gardening and Farming, Emmaus, Pennsylvania: Rodale Press, Februar 1972.)
Daraus folgt:
Leg alle Toiletten über einer trockenen Kompostgrube an. Leg alle Schächte für organischen Abfall so an, daß sie in die Grube münden und verwend den daraus entstehenden Kompost als Dünger.
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Verstärk die Wirkung der Trockenkompostierung durch die Wiederverwertung von Abwässern; führ alle Abflussrohre in den Garten, um den Boden zu bewässern; verwend organische Seife - BADERAUM (144) ...
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