110 HAUPTEINGANG **
... es gibt jetzt einen groben Standort des Gebäudes auf dem Grundstück - VERBESSERUNG DES BAUPLATZES (104), AUSSENRAUM NACH SÜDEN (105), GEBÄUDEFLÜGEL MIT TAGESLICHT (107). Es gibt auch eine Vorstellung der Erschließung im Innern und der Zugangswege von außen - ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE (98), FAMILIE VON EINGÄNGEN (102). Jetzt kann man den Ein-gang des Gebäudes festlegen.
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Die Situierung des Haupteingangs (oder der Haupteingänge) ist vielleicht der wichtigste Einzelschritt, den man während der Entwicklung eines Gebäudegrundtrisses macht.
Die Lage der Haupteingänge betrifft die ganze Gliederung des Gebäudes. Sie betrifft die Wege zum und vom Gebäude, und aus dieser Entscheidung fließen alle anderen Entscheidungen über die Aufteilung. Wenn die Eingänge richtig liegen, entfaltet sich die Einteilung des Gebäudes natürlich und ein-fach; wenn die Eingänge schlecht liegen, kommt das ganze Gebäude nie in Ordnung. Deswegen ist es wichtig, daß die Lage des Haupteingangs (oder der Haupteingänge) frühzeitig richtig entschieden wird.
Das funktionelle Problem bei der Platzierung von Haupteingängen ist einfach. Der Eingang muß so liegen, daß man ihn - oder irgendeinen Hinweis darauf, wo er sich befindet - zugleich mit dem Gebäude selbst sieht. Dann kann man seinen Weg bereits auf den Eingang richten, wenn man auf das Gebäude zugeht, und muß nicht die Richtung ändern oder einen anderen Zugangsweg suchen.
Das funktionelle Problem ist ziemlich einleuchtend, aber die Rolle, die es in einem guten Gebäude spielt, ist kaum zu überschätzen. Wir haben immer wieder die Erfahrung gemacht, daß sich ein Projekt, solange diese Frage nicht gelöst und eine geeignete Position gefunden ist, in einer Pattsituation befindet. Und umgekehrt: wenn die Haupteingänge ihren Ort haben und man das Gefühl hat, daß sie richtig liegen, dann kommen andere Entscheidungen plötzlich wie von selbst. Das gilt für Einzelhäuser, Hausgruppen, kleine öffentliche Gebäude und für große öffentliche Gebäudekomplexe. Das Muster ist offen sichtlich grundlegend, unabhängig vom Maßstab des Gebäudes.
Betrachten wir die funktionelle Frage ausführlicher. Nienland irrt gern um ein Gebäude oder einen Gebäudekomplex herum, um den richtigen Eingang zu finden. Wenn man weiß, wo der Eingang ist, muß man gar nicht daran denken. Es geht automatisch — man geht hinein, denkt an irgend etwas anderes, schaut hin, wo man will — man muß nicht auf die Umgebung achten, nur um den Weg nicht zu verfehlen. Dennoch sind die Eingänge vieler Gebäude schwer zu finden; sie funktionieren nicht „automatisch" in diesem Sinn.
Das Problem ist in zwei Stufen zu lösen. Erstens müssen die Haupteingänge richtig liegen, zweitens müssen sie so gestaltet sein, daß man sie deutlich sieht.
1. Lage
Bewußt oder unbewußt plant eine Person beim Gehen ihren Weg schon auf einige Entfernung, um den kürzesten Weg nehmen zu können. (Siehe Tyrus Porter, A Study of Path-Choosing Behavior, thesis, University of California, Berkeley, 1964.) Wenn der Eingang nicht zugleich mit dem Gebäude selbst sichtbar wird, kann sie ihren Weg nicht vorausplanen. Um den Weg planen zu können, muß sie den Eingang früh sehen können, zugleich mit dem Gebäude.
Noch aus anderen Gründen muß der Eingang das Erste sein, was man erreicht. Wenn man erst sehr lange am Gebäude entlanggehen muß, bevor man hinein kann, ist es sehr wahrscheinlich, daß man im Innern die Richtung wechseln und denselben Weg zurückgehen muß. Das ist nicht nur lästig,-man beginnt sich auch zu fragen, ob man am richtigen Weg ist und nicht vielleicht den eigentlichen Eingang verfehlt hat. Es ist schwer, das in Ziffern festzulegen; wir schlagen einen Grenzwert von etwa 15 m vor. Ein Umweg von 15 m fällt nicht,auf; wenn er viel länger wird, wird es lästig.
Deshalb ist der erste Schritt beim Anlegen der Eingänge, die Hauptzugangswege zum Grundstück zu erfassen. Leg die Eingänge so, daß, sobald das Gebäude oder die Gebäudegruppe sichtbar wird, auch der Eingang sichtbar wird; und daß der Weg zum Eingang nicht mehr als 15 m entlang des Gebäudes führt.
Lage des Eingangs.
2. Form
Eine Person, die sich einem Gebäude nähert, muß den Eingang deutlich sehen. Aber ein großer Teil der Leute geht dabei entlang der Front, parallel zum Gebäude. Sie nähern sich in spitzem Winkel. Von diesem Winkel aus sind viele Eingänge kaum zu sehen. Ein Eingang ist aus einem spitzen Winkel unter folgenden Bedingungen sichtbar:
- Der Eingang ragt über die Baulinie vor.Form des Eingangs.
- Das Gebäude ist beim Eingang höher, und diese Höhe ist beim Näherkommen sichtbar.
Natürlich können auch Farbunterschiede, Licht und Schatte, Gesimse und Ornamente eine Rolle spielen. Das Wichtigste ist, daß sich der Eingang von seiner unmittelbaren Umgebung stark unterscheidet.
Daraus folgt:
Leg den Haupteingang des Gebäudes an eine Stelle,Leg den Haupteingang des Gebäudes an eine Stelle,wo er unmittelbar von den Hauptzugangswegen zusehen ist, und gib ihm eine ins Auge fallende Form, die vor das Gebäude herausragt.
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Mach womöglich den Eingang zum Teil einer Gruppe von ähnlichen Eingängen, die alle so sichtbar wie möglich in der Straße oder dem Gebäudekomplex hervorstechen — FAMILIE VON EINGÄNGEN (102) —, bau den herausragenden Teil des Eingangs als eigenen Raum, groß genug, daß ein angenehmer, heller und schöner Ort entstehen kann — EINGANGSRAUM (130) —, und führ den Weg zwischen der Straße und diesem Eingangsraum durch eine Reihe von Übergängen, in denen Licht, Höhenlage und Aus sicht wechseln — ZONE VOR DEM EINGANG (112). Vergewissere dich, daß der Eingang die richtige Relation zu Parkplätzen hat — ABGESCHIRMTES PARKEN (97), VERBINDUNG ZUM AUTO (113) ...
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