... manche Pfeiler, insbesondere freistehende, haben über ihre konstruktive Rolle als PFEILER IN DEN ECKEN (212) hinaus auch eine wichtige soziale Bedeutung. Dabei handelt es sich vor allem um Pfeiler, die in Arkaden, Galerien, Veranden, Gehwegen und Zimmern im Freien vorkommen — ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN (69), ARKADEN (119), ZIMMER IM FREIEN (163), DIE GALERIE RUNDHERUM (166), ZWEI-METER-BALKON (167), LAUBEN-WEG (174). Das folgende Muster bestimmt die Eigenschaften, die diese Pfeiler zur Erfüllung ihrer sozialen Funktion benötigen.
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Dünne, schmale Pfeiler und Pfeiler, deren Gestalt lediglich auf konstruktiven Überlegungen beruht, werden nie eine angenehme Umwelt hervorbringen.
Tatsache ist, daß ein freistehender Pfeiler bei der Ausbildung der menschlichen Umwelt eine Rolle spielt. Er kennzeichnet einen Punkt. Zwei oder mehrere Pfeiler zusammen bilden eine Wand oder Umschließung. Die Hauptfunktion von Pfeilern vorn menschlichen Standpunkt aus gesehen ist es, einen Raum für menschliche Aktivitäten zu schaffen.
Früher stimmten die konstruktiven Überlegungen zu Pfeilern in ihren Auswirkungen mit sozialen Überlegungen überein. Die aus Ziegeln, Stein oder Holz hergestellten Pfeiler waren immer breit und dick. Um diese Pfeiler herum konnte leicht nutzbarer Raum entstehen.
Mit Stahl und Stahlbeton kann man jedoch sehr schlanke Stützen bauen; so schlank, daß sie ihre sozialen Eigenschaften völlig verlieren. Stahlrohre von 10 cm oder Stahlbetonstützen von 15 cm teilen zwar einen Raum auf, zerstören ihn aber als einen Ort menschlicher Aktivitäten, weil sie keine „Stellen" schaffen, an denen Leute sich wohlfühlen können.
Dünne Pfeiler der Plastikwelt.
Aus diesem Grund ist es notwendig, heutzutage den sozialen Zweck, den Pfeiler haben, neben ihrer konstruktiven Funktion ganz bewußt wieder einzuführen. Versuchen wir diese sozialen Funktionen genau zu bestimmen.
Ein Pfeiler bestimmt ein um ihn herum liegendes Raumvolumen, je nach seiner Lage. Dieser Raum nimmt eine annähernd kreisförmige Fläche mit einem Radius von vielleicht 1,5 Metern ein.
Ist der Pfeiler zu dünn oder fehlt ihm ein oberer oder unterer Abschluß, geht dieses Volumen - eine Fläche von vielleicht 7 Quadratmetern - zur Gänze verloren. Der Pfeiler kann keinen hinreichenden eigenständigen Ort bilden: Er ist zu dünn zum Anlehnen, man kann keinen Sitz dran bauen, man kann nicht zwanglos einen Tisch oder einen Sessel dran stellen. Andererseits teilt er aber dennoch den Raum auf. In subtiler Weise hindert er die Leute, auf geradem Weg über diese Fläche zu gehen: Man merkt, daß die Leute diesen dünnen Pfeilern in einem großen Bogen ausweichen; außerdem verhindern sie die Bildung von Gruppen.
Kurz gesagt, überall dort, wo ein Pfeiler notwendig ist, wird eine beträchtliche Fläche zerstört, wenn nicht ein Ort daraus gemacht wird, wo sich die Leute gern aufhalten, ein natürlicher Anziehungspunkt, eine Stelle zum Niedersetzen, zum Anlehnen.
Daraus folgt:
Mach einen freistehenden Pfeiler so dick wie einen Menschen — mindestens 30 cm, besser noch 40 cm; und bilde rundherum Plätze, wo Leute gemütlich sitzen und sich anlehnen können: eine Stufe, einen kleinen, an die Säule angebauten Sitz, oder einen von einem Pfeilerpaar gebildeten Raum.
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Die zusätzliche Dicke läßt sich billig herstellen, wenn man den Pfeiler als KASTENPFEILER (216) baut; ergänze den vorn Pfeiler gebildeten „Platz" durch ein „Dach" in Form eines Kapitells oder eines Gewölbes, das am Pfeiler ansetzt, oder indem der Pfeiler mit den Balken durch Streben verbunden wird — SICHTBARE AUSSTEIFUNG (227). Und wo es sinnvoll erscheint, mach aus der Basis des Pfeilers eine SITZMAUER (243), eine Stelle für Blumen — ERHÖHTE BLUMENBEETE (245), oder eine Stelle für einen Sessel oder Tisch — VERSCHIEDENE SESSEL (251) ...