... dieses Muster vervollständigt die WANDSCHALEN (218) und GEWÖLBTEN DÄCHER (220). Es bestimmt den Charakter ihrer äußeren Oberflächen.
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Die Hauptfunktion der Außenwand eines Gebäudes besteht darin, vor der Witterung zu schützen. Das ist aber nur möglich, wenn die Materialien so zusammengefügt sind, daß sie zusammenwirken und undurchlässige Fugen bilden.
Gleichzeitig muß die Wand leicht instand zu halten sein; außerdem muß sie den Leuten draußen die Möglichkeit geben, einen Bezug zu ihr herzustellen.
Große Platten aus undurchlässigem Material können keine dieser Funktionen erfüllen. Diese Platten, die immer in der gleichen Ebene liegen, sind an den Fugen enorm problematisch. Sie erfordern äußerst komplizierte, hochentwickelte Dichtungsprofile und -materialien, und früher oder später sind es genau diese Dichtungen und Fugen, die versagen.
Sehen wir uns ein paar natürliche Organismen an: Bäume, Fische, Tiere. Ganz allgemein gesprochen haben sie eine raue Außenhaut, die aus einer großen Zahl an ähnlichen, aber nicht identischen Elementen besteht. Und diese Elemente sind so angelegt, daß sie sich oft überlappen: die Schuppen eines Fisches, der Pelz eines Tieres, die Falten der Haut, die Rinde eines Baumes. Alle diese Häute sind so beschaffen, daß sie undurchlässig und leicht wiederherstellbar sind.
In einfachen Technologien folgen Häuser demselben Prinzip. Überlappende Bretter, Schindeln, hängende Fliesen oder Strohdächer sind Beispiele dafür. Selbst die in einer Ebene aufeinandergeschichteten Steine und Ziegel sind innen gewissermaßen überlappt angeordnet, um durchgehende Risse zu verhindern. Und alle diese Wände bestehen aus vielen kleinen Elementen, sodaß einzelne Teile ersetzt werden können, wenn sie beschädigt oder abgenutzt sind.
Bedenke bei der Wahl der Außenwandverkleidung also, daß sie aus einem Material sein sollte, das man leicht überlappt anordnen kann, sodaß es vor der Witterung schützt, und daß sie aus Teilen bestehen sollte, die an Ort und Stelle leicht repariert werden können, sodaß sie stückweise und zeitlich unbegrenzt instandzuhalten ist. Und gleichgültig, was man wählt, die Oberfläche sollte natürlich angenehm zum Angreifen und Anlehnen sein.
Bei unseren mit Leichtbeton gefüllten Konstruktionen haben wir als Außenschalung für die Leichtbetonfüllung Bretter mit überdeckten Stößen verwendet. Natürlich kann man auch viele andere Arten von Außenverkleidungen verwenden, sofern sie verfügbar und finanziell tragbar sind. Schiefertafeln, Wellblech oder Keramikfliesen erzeugen hervorragende überlappende Wandverkleidungen und können so angebracht werden, daß sie als Außenschalung für die Füllung der Wand dienen. Es ist auch vorstellbar (wenngleich wir keine Nachweise dafür haben), daß Wissenschaftler ein gerichtetes Material entwickeln, dessen Kristall- oder Faseraufbau in sich „geschuppt" ist, weil alle Spaltlinien diagonal nach außen und unten verlaufen.
Daraus folgt:
Bau die Oberfläche der Außenwand mit Materialien, die als Schutz vor der Witterung geschuppt sind: entweder mit „inneren Schuppen", wie Außenputz, oder regelrechte Schuppenhäute aus Schindeln, Brettern und Fliesen. Wähl in jedem Fall ein Material, das billig ist und stückweise repariert werden kann, so daß die Wand auf unbeschränkte Zeit immer wieder in gutem Zustand erhalten werden kann.
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