... das folgende Muster trägt dazu bei, die richtigen GUTEN BAUSTOFFE (207), FUSSBÖDEN (233) und WEICHEN INNENWÄNDE (235) auszuwählen und herzustellen. Belaß die Baustoffe möglichst in ihrem natürlichen Zustand. Füg lediglich genügend Farbe hinzu — aus dekorativen Gründen und um im Innern lebendiges, warmes Licht zu erzeugen.
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Die Grün- und Grautöne in Spitälern und Bürogängen sind deprimierend und kalt. Natürliches Holz, Sonnenlicht und helle Farben erzeugen Wärme. In gewisser Weise ist die Wärme der Farben ausschlaggebend für Behaglichkeit oder Unbehaglichkeit.
Welche Farben sind aber nun warm und welche kalt? Sehr vereinfacht gesprochen, sind Rot, Gelb, Orange und Braun warm; Blau, Grün und Grau sind kalt. Nun ist es aber ganz offensichtlich nicht so, daß Zimmer in roter oder gelber Farbe ein angenehmes Gefühl vermitteln, während Zimmer in Blau oder Grau Unbehagen erzeugen. Bis zu einem gewissen Grad ist die Überlegung richtig: Es stimmt, daß Rots, Braun- und Gelbtöne dazu beitragen, einen Raum angenehmer zu machen; es stimmt aber auch, daß sich die Menschen in einem weißen, blauen oder grünen Raum auch wohlfühlen können. Schließlich ist auch der Himmel blau, und das Gras ist grün. Auf dem grünen Gras einer Wiese und unter dem blauen Himmel fühlen wir uns offensichtlich auch wohl.
Die Erklärung dafür ist einfach und faszinierend. Nicht die Farbe der Dinge, der Oberflächen macht einen Ort warm oder kalt, sondern die Farbe des Lichts. Was bedeutet das genau? Die Färbe des Lichts an einem bestimmten Punkt im Raum läßt sich feststellen, wenn man eine vollkommen weiße Fläche hinhält. Bei warmem Licht wird die Fläche leicht ins Rot-Gelbe gefärbt sein, bei kaltem Licht ins Blau-Grüne. Diese Tönung ist sehr schwach: Wahrscheinlich ist sie sogar so schwer wahrzunehmen, daß man ein Spektrometer braucht.
Wenn man aber merkt, daß alles in diesem Raum leicht getönt ist - die Gesichter, Hände, Hemden, Kleider, das Essen, das Papier, überhäupt alles - versteht man rasch, wie groß die Auswirkungen des Lichts auf den emotionalen Zustand der Anwesenden sein können.
Die Farbe des Lichts in einem Raum wird allerdings nicht einfach von der Farbe der Oberflächen bestimmt. Sie hängt von einer komplexen Wechselwirkung zwischen der Farbe der Lichtquelle und der Art, wie das Licht von den vielen Oberflächen reflektiert wird, ab. Bei einer Wiese ist das an einem Frühlingstag vom Gras reflektierte Licht immer noch warm das heißt, es liegt im gelb-roten Bereich. Bei den von Leuchtstoffröhren beleuchteten, grünen Krankenhausgängen ist das reflektierte Licht kalt - im grün-blauen Bereich. Ein Raum mit viel natürlichem Licht wird im ganzen warmes Licht haben. Bei einem Raum, dessen Fenster auf ein graues Gebäude auf der anderen Straßenseite gehen, kann das Licht kalt sein, wenn im Räum nicht viel gelber und roter Stoff vorhanden ist.
Wer sich über die tatsächliche Beschaffenheit des Lichts in einem Raum nicht sicher ist und kein Spektrometer hat, braucht nur einen Farbfilm zu verwenden. Bei warmem Licht und richtiger Belichtung des Films kommen weiße Wände leicht rosa. Bei kaltem Licht werden die Wände leicht bläulich kommen.
Damit ein Raum gemütlich wirkt, muß also eine Zusammenstellung von Färben verwendet werden, die gemeinsam mit den Lichtquellen und den reflektierenden Flächen im Freien in der Mitte des Raums warmes, das heißt, eher gelb-rotes Licht erzeugen. Mit gelben und roten Farben gelingt das immer. Mit Blau, Grün und Weiß ist es nur dann möglich, wenn sie an den richtigen Stellen sind, wenn sie durch andere Farben ausgeglichen werden und die Lichtquelle paßt.
Um diese Überlegungen zu vervollständigen, werden wir nun den Begriff des warmen Lichts im Sinne der Farbmessung genauer erläutern. Betrachten wir einmal das Licht, das auf eine bestimmte Fläche in der Mitte eines Raums fällt. Dieses Licht enthält eine Reihe verschiedener Wellenlängen. Seine Charakteristik wird durch eine spektrale Energieverteilung p (X), welche die proportionalen Anteile der verschiedenen Wellenlängen angibt, genau bestimmt.
Wir wissen, daß jedes beliebige Licht - kurz, jedes p (2) - als ein einzelner Punkt auf dem Farbdreieck - genauer auf dem zweidimensionalen Farbdiagramm - eingetragen werden kann; z.B. gemäß der von Gunter Wyszecki und W. S. Stiles in Color Science, New York, 1967, S. 228-317, beschriebenen Farbbestimmung. Die Koordinaten eines Punktes in diesem Farbdreieck bestimmen die chromatischen Eigenschaften einer bestimmten Energieverteilung.
Nun können wir jenen Bereich auf dem Farbdiagramm festlegen, den wir den warmen Bereich nennen wollen. Es handelt sich um die schraffierte Fläche in der Zeichnung.
Diese schraffierte Fläche basiert auf einer Reihe von empirischen Untersuchungen. So wissen wir zum Beispiel, daß Menschen von der relativen Wärme oder Kälte verschiedener Räume einen klaren subjektiven Eindruck haben. Siehe zum Beispiel Committee on Colorimetry of the Optical Society of Arnerica, The Science of Coior, New York, 1953, S. 168. In der Untersuchung von S. M. Newhall, „Warmth and Coolness of Colors”, Psychological Record, 4, 1941, 5.198-212, wird versucht, die objektiven Entsprechungen dessen, was wir als „warm" empfinden, herauszufinden. Diese Untersuchung zeigte, daß die Beurteilung als „am wärmsten" am häufigsten bei einer vorherrschenden Wellenlänge von 610 nm (Nanometer) registriert wurde, also in der Mitte des orangen Bereichs. Die Aussagen der einzelnen Beobachter sind in solchen Untersuchungen als durchaus zuverlässig einzustufen. Eine Untersuchung gibt zum Beispiel Erprobungskoeffizienten von 0,95 für Wärme und 0,82 für Kälte an - N. Collins, „The Appropriäteness of Certain Color Combinations in Advertising", Dissertation, Colurnbia University, New York, 1924.
Schließlich erfordert dieses Muster lediglich, daß das Licht das gesamte Licht in der Mitte eines Raums, der vom Sonnenlicht, von künstlicher Beleuchtung, von der Reflexion von Wänden, aus dem Freien und von Teppichen herrührt -, daß also das gesamte Licht in jenem Bereich des Farbdreiecks liegt, den wir als „warm" bezeichnen. Es setzt nicht voraus, daß bestimmte einzelne Farbflächen im Raum rot, orange oder gelb sind sondern nur, daß durch die kombinierte Wirkung der Flächen und Lichter in der Mitte des Raums ein Licht entsteht, das im warmen Bereich des Farbdreiecks liegt.
Daraus folgt:
Wähl Oberflächenfarben, die gemeinsam mit der Farbe des natürlichen, des reflektierten und des künstlichen Lichts in den Räumen ein warmes Licht schaffen.
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Das bedeutet, daß man bei Deckleisten, Lampenschirmen und diversen Einzelheiten vor allem Gelb-, Rot- und Orangetöne verwenden sollte - SCHMALE DECKLEISTE (240), ORNAMENT (249), LICHTINSELN (252). Bunte MARKISENDÄCHER (244) und WEICHGEBRANNTE FLIESEN UND ZIEGEL (248) tragen ebenfalls zu warmem Licht bei. Blau-, Grün- und Grautöne sind viel schwieriger zu verwenden; vor allem an der Nordseite, wo das Licht kalt und grau ist; sie können aber durchaus beim Ornament verwendet werden, um die warmen Farben hervorzuheben — ORNAMENT (249) ...