EINE MUSTER-SPRACHE

STÄDTE - GEBÄUDE - KONSTRUKTION

Christopher Alexander, Sara Ishikawa, Murray Silverstein

mit Max Jacobson, Ingrid F. King, Shlomo Angel 

Für Verbreitung, Schulung und Ergänzung digitalisiert von:
THE PATTERN COMMUNITY - Institut zur Förderung menschengerechter Dörfer, Städte und Regionen

STÄDTE

Wir beginnen mit jenem Teil der Sprache, durch den eine Stadt oder Gemeinde definiert wird. Diese Muster können keinesfalls mit einem Schlag "entworfen" oder "gebaut" werden - nur geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. 

GEBÄUDE

Hier werden die übergeordneten Muster ergänzt, die eine Stadt oder eine Gemeinde definieren. Wir beginnen jetzt jenen Teil der Sprache, die Gebäudegruppen und Einzelgebäuden ihre Form gibt, dreidimensional auf dem Grundstück. Das sind die Muster, die "entworfen" oder "gebaut" werden können - die Muster, die die einzelnen Gebäude und den Raum zwischen Gebäuden definieren. Zum ersten Mal behandeln wir Muster,die innerhalb der Kontrolle von Einzelpersonen oder kleinen Personengruppen liegen, die diese Muster in einem Zug realisieren können.

 

KONSTRUKTION

In dieser Phase haben wir einen vollständigen Entwurf für ein einzelnes Gebäude. Wenn die gegebenen Muster befolgt wurden,so hat man ein Schema der Räume, sei es mit Stecken auf dem Boden markiert oder auf einem Stück Papier - etwa aufeinen halben Meter genau. Man kennt die Höhe der Räume, die ungefähre Größe und Lage der Fenster und Türen, und man weiß ungefähr, wie die Dächer des Gebäudes und die Gärten anzuordnen sind.

Der nächste und letzte Teil der Sprache erklärt einem, wie man direkt aus diesem groben Raumschema ein baubares Gebäude macht, und erklärt auch im Detail, wie es zu bauen ist.

PROLOG

 

249.0

... sind die Gebäude und Gärten fertig, die Wände, Pfeiler, Fenster, Türen und Bodenbeläge vorhanden, die Grenzen, Ränder und Übergänge bestimmt - HAUPTEINGANG (110), GEBÄUDEKANTE (160), VERBINDUNG ZUM BODEN (168), GARTENMAUER (173), DER PLATZ AM FENSTER (180), TÜREN IN DEN ECKEN (196), GERAHMTE ÖFFNUNGEN (225), DER PLATZ AM PFEILER (226), SICHTBARE AUSSTEIFUNG (227), DACHAUFSÄTZE (232), WEICHE INNENWÄNDE (235), SITZMAUER (243) und so weiter -, dann ist es Zeit, letzte Hand anzulegen, die Lücken zu füllen, die Grenzen hervorzuheben - durch Ornament.

 

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Alle Menschen neigen von Natur aus dazu, ihre Umgebung auszuschmücken.

 

Aber Verzierungen und Ornamente funktionieren nur dann, wenn sie richtig gemacht sind: Ornamente und Verzierungen entstehen nämlich nicht nur aus dem natürlichen Überschwang und dem Hang zu etwas Fröhlichem im Gebäude; sie erfüllen auch eine Funktion, die so klar und eindeutig ist wie jede andere Funktion in einem Gebäude. Die Freude und der Reichtum von Formen und Farben wird nur dann wirksam, wenn sie im Einklang mit dieser Funktion stehen. Bei dieser Funktion handelt es sich zudem um eine Notwendigkeit - Ornamente sind nicht nur Beiwerk, das ganz nach Belieben oder Stimmung angebracht werden kann oder nicht - sie sind für das Gebäude erforderlich wie Türen und Fenster.

Um die Funktion des Ornaments zu verstehen, muß man zunächst das Wesen des Raumes verstehen. Richtig gestalteter Raum ist ein Ganzes. Jeder Teil darin, jeder Teil einer Stadt, einer Nachbarschaft, eines Gebäudes, eines Gartens oder eines Zimmers ist ein Ganzes: Er ist sowohl eine vollständige Einheit für sich, als äuch zugleich mit anderen Einheiten verbunden und ein größeres Ganzes bildend. Das Zustandekommen dieser Ganzheit hängt weitgehend von den Grenzen ab. Nicht zufällig handeln derart viele Muster in dieser Muster-Sprache von Grenzen zwischen Dingen als Stellen, die so wichtig wie die Dinge selbst sind - z. B. SUBKULTUR-GRENZE (13), NACHBARSCHAFTSGRENZE (15)SCHAFTSGRENZE (15), ARKADEN (119), GEBÄUDEKANTE (160), DIE GALERIE RUNDHERUM (166), VERBINDUNG ZUM BODEN (168), DURCHBROCHENE WAND (193), DICKE WÄNDE (197), GERAHMTE ÖFFNUNGEN (225), SCHMALE DECKLEISTE (240), SITZMAUER (243).

Ein Ding ist nur dann ein Ganzes, wenn es für sich vollständig und zugleich mit seiner Umgebung verbunden ist, um so ein größeres Ganzes zu bilden. Das ist aber nur möglich, wenn die Grenze zwischen beiden dick, gehaltvoll und nicht eindeutig zuweisbar ist, sodaß die beiden nicht scharf voneinander getrennt sind, sondern entweder zwei getrennte Einheiten oder ein größeres Ganzes ohne innere Teilung bilden.

 Eine Muster Sprache 249 ORNAMENT

In der Zeichnung links gibt es eine scharfe Trennung, der Gegenstand und sein Äußeres sind verschiedene Einheiten —sie funktionieren als einzelne Ganzheiten, aber nicht als ein gemeinsames größeres Ganzes. In diesem Fall ist die Welt gespalten. In der Zeichnung rechts gibt es einen nicht eindeutig zuweisbaren Raum dazwischen, die zwei Einheiten sind zwar wie zuvor einzelne Ganzheiten, bilden zusammen aber auch ein größeres Ganzes. In diesem Fall ist die Welt ein Ganzes.

Dieses Prinzip zieht sich durch das gesamte materielle Universum, von den größten organischen Strukturen unserer Umwelt bis hin zu den Atomen und Molekülen.

Extreme Beispiele der Anwendung dieses Prinzips finden sich in den endlosen Oberflächen von Gegenständen des „finsteren" Mittelalters und in türkischen und persischen Teppichen und Fliesen. Laßt man die tiefere Bedeutung dieser „Ornamente" einmal außer acht, bleibt die Tatsache bestehen, daß sie hauptsächlich so funktionieren: Sie schaffen Flächen, in denen jeder Teil zugleich Figur und Begrenzung darstellt; die Zeichnung wirkt auf mehreren verschiedenen Ebenen gleichzeitig als Figur und als Begrenzung.

 249.1

Eine Dekoration, die ein Ganzes bildet, weil sie nicht in Teile zerteilt werden kann.

 

Dieser alte Teppich ist in höchstem Grade ein Ganzes, weil kein Teil aus seiner Umgebung herausgelöst werden kann — jeder Teil wirkt auf verschiedenen Ebenen als Figur und Begrenzung.

Der Hauptzweck des Ornaments in der Umwelt — in Gebäuden, Zimmern und öffentlichen Räumen — liegt darin, die Welt mehr zu einem Ganzen zu machen, indem ihre einzelnen Teile genauso wie bei diesem Teppich miteinander verknüpft werden.

Wenn die Muster in dieser Sprache richtig angewendet werden, entstehen diese verbindenden Grenzen bereits ohne Zuhilfenahme von Ornamenten in nahezu allen Mäßstäben, wo sie von den Räumen und Baustoffen her notwendig sind. So zum Beispiel bei den großen Räumen wie der Zone vor dem Eingang oder der Gebäudekante. Und natürlich auch ganz von selbst bei den kleineren Strukturen, die in den Baustoffen selbst auftreten — in den Fasern des Holzes, im Korn von Ziegeln und Steinen. Es gibt aber einen dazwischenliegenden Maßstabsbereich, eine Zwielichtzone, wo diese Verknüpfung nicht von allein entsteht.

Genau diesen Maßstabsbereich füllt das Ornament aus

Was die speziellen Formen der Ausführung betrifft, gibt es natürlich Hunderte Möglichkeiten. Bei dieser Balustrade besteht das Ornament ausschließlich aus der Begrenzung, aus dem Raum zwischen den Brettern. Die Bretter sind so zugeschnitten, daß sie dort, wo sie aufeinanderstoßen, aus dem dazwischenliegenden Raum etwas machen.

 249.2

... Eine Balustrade.

 

Hier ist ein komplizierteres Beispiel - der Eingang zu einer romanischen Kirche.

 Eine Muster Sprache 249 ORNAMENT 2

Das Ornament ist um den Rand des Eingangs herum angelegt. Es schafft eine Nahtstelle zwischen dem Eingangsraum und dem Stein. Ohne das Ornament gäbe es zwischen dem Torbogen und dem Durchgang selbst eine Lücke: Das Ornament bewirkt eine Verbindung und hält sie zusammen. Diese Stelle ist besonders reich und kunstvoll verziert, weil diese Nahtstelle - die Grenze von Eingang und Kirche - symbolisch so wichtig für die Menschen ist, die dort beten.

Tatsächlich ist Ornament an Türen und Fenstern immer wichtig, weil es sich dabei um Verbindungsstellen zwischen den Gebäudeteilen und dem Leben im Inneren und außen herum handelt. An den Rändern von Türen und Fenstern findet man mit großer Wahrscheinlichkeit das meiste Ornament, weil die Menschen diese Ränder gern mit den Räumen um sie herum verbinden.

Eine Muster Sprache 249 ORNAMENT 3

Und genau das gleiche trifft auch auf Hunderte andere Stellen in der Umgebung zu; in Räumen, rund um unsere Häuser, in der Küche, auf der Wand, entlang des Belags eines Weges, auf Dächern, um einen Pfeiler herum — also eigentlich überall, wo es zwischen zwei Dingen Ränder gibt, die nicht richtig miteinander verwoben sind, wo Baustoffe oder Dinge aufeinander stoßen und von verschiedener Beschaffenheit sind.

 249.3

Frühe amerikanische Schablonenmalerei.

 

Im allgemeinen geht es bei der Verwendung von Ornament hauptsächlich darum, die bedeutsame Lücke im Kontinuum der Maßstäbe zu erkennen — wo es in dem fortlaufend verknüpften und verbundenen Gewebe einen Bruch gibt. Falsch angewendetes Ornament findet sich immer an Stellen, wo diese Verbindungen eigentlich gegeben sind und das Ornament daher überflüssig und unmotiviert ist. Richtig angewendetes Ornament ist immer an einer Stelle, wo eine echte Lücke vorhanden ist, wo etwas mehr Struktur erforderlich ist, etwas, das wir im übertragenen Sinn „zusätzliche Bindungsenergie" nennen könnten, um die Dinge dort, wo sie zu weit auseinanderklaffen,könnten, um die Dinge dort, wo sie zu weit auseinanderklaffen,zu verknüpfen.

 

Daraus folgt:

Such am Gebäude jene Kanten und Übergänge, die stärker hervorgehoben werden sollten oder zusätzliche Bindungsenergie brauchen. Ecken, Stellen, an denen Baustoffe aufeinander treffen, Türrahmen, Fenster,Haupteingänge, zwei aufeinander stoßende Wände, das Gartentor, ein Zaun - all das sind natürliche Stellen für Ornament.

Such einfache Motive und wiederhol einzelne Elemente daraus an den Kanten und Begrenzungen, die hervorgehoben werden sollen. Sorg dafür, daß die Ornamente entlang der Begrenzungen und Kanten als Nahtstellen wirken, sodaß die beiden Seiten miteinander verbunden und eine Einheit werden.

 Eine Muster Sprache 249 ORNAMENT 4

 

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Mach das Ornament möglichst noch während des Bauens — nicht danach — und zwar aus den Planken, Brettern, Fliesen und Flächen, aus denen das Gebäude tatsächlich besteht —WANDSCHALE (218), GERAHMTE ÖFFNUNGEN (225), SCHUPPIGE AUSSENHAUT (234), WEICHE INNENWÄNDE (235), WEICHGEBRANNTE FLIESEN UND ZIEGEL (248). Verwend für das Ornament Farbe — WARME FARBEN (250); benutz die kleineren Leisten, die Fugen bedecken, als Ornament — SCHMALE DECKLEISTE (240); und verschönere die Räume selbst mit Dingen aus deinem Leben, die zu natürlichen Ornamenten um dich herum werden — DINGE AUS DEM EIGENEN LEBEN (253) ...

 

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... bei vielen Mustern ist die Verwendung von Fliesen und Ziegeln erforderlich - VERBINDUNG ZUM BODEN (168), GUTE BAUSTOFFE (207), FUSSBODEN (233), SITZMAUER (243), FUGEN IM PFLASTER (247).

 

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Wie kann jemand den Boden fühlen oder den Lauf der Zeit, oder irgendeine Verbindung zu seiner Umgebung eingehen, wenn er auf harten, mechanisch hergestellten, leicht abwaschbaren Belägen aus Beton,Asphalt, auf hartgebrannten Ziegeln oder künstlich zusammengesetzten Mischungen wie Terrazzo geht.

 

Es kommt vor allem darauf an, daß die ebenerdigen Flächen, auf denen wir gehen - sowohl außen um die Gebäude als auch innen an jenen Stellen, wo der Boden hart sein muß, wie in Gängen oder Küchen - zumindest so weich sind, daß man anhand der allmählich entstehenden Wellen und Unebenheiten den Lauf der Zeit spürt; sie erzählen die Geschichte von Tausenden Schritten und machen einem deutlich, daß Gebäude wie Menschen sind - nicht etwas Unzugängliches und Fremdes, sondern etwas Lebendiges, das sich mit der Zeit verändert, mit der Erinnerung an die unzähligen zurückgelegten Wege.

Nichts zeigt den Lauf der Zeit so gut wie sehr weiche, leichtgebrannte Ziegel und Fliesen. Sie gehören zu den billigsten Platten, die man herstellen kann; sie bestehen aus gewöhnlichem Ton, sind biologisch abbaubar und entwickeln durch die Wellen, die beim Darübergehen allmählich entstehen, immer ein schönes Gefühl für Abnutzung und für die Dimension der Zeit.

Die für die VERBINDUNG ZUM BODEN (168) erforderlichen, gepflasterten Flächen um ein Gebäude herum spielen außerdem noch eine besondere Rolle. Sie sind jene Stellen, die begrifflich zwischen dem Gebäude - mit seinen künstlichen Baustoffen - und dem Boden - der vollkommen natürlich ist - liegen. Damit diese Verbindung spürbar wird, müssen auch die Materialien in ihrer Beschaffenheit zwischen dem Gebäude und der Erde liegen. Weich gebrannte Fliesen sind also wiederum der geeignetste Baustoff.

Wir halten das für so wichtig, daß wir jedem, der ein Gebäude baut, ausdrücklich empfehlen, die für das Erdgeschoß und die Flächen im Freien erforderliche Menge an Ziegeln und Fliesen selbst herzustellen; dazu sollte am besten der vor Ort vorhandene Ton verwendet werden und die Ziegel direkt auf dem Bauplatz gebrannt werden.

Das ist ganz einfach. Wir zeigen im einzelnen, wie man die Fliesen selbst macht und wie man eine improvisierte Brenngrube anlegt.Das ist ganz einfach. Wir zeigen im einzelnen, wie man die Fliesen selbst macht und wie man eine improvisierte Brenngrube anlegt.Beginnen wir mit dem Ton: Es wäre am besten, wenn man den Ton von Beginn an selbst machen würde.

Ton ist verwittertes feldspathaltiges Gestein. Er kommt auf der ganzen Welt reichlich vor. Wenn man Glück hat, findet man ihn im eigenen Hinterhof.

Um festzustellen, ob es sich um Ton handelt, nimm ein wenig davon und mach es naß. Ist es plastisch und klebrig genug, um eine weiche Kugel daraus zu formen, dann ist es Ton...

Verarbeite den Ton folgendermaßen:

  1. Entfern zuerst Verunreinigungen wie Zweige, Blätter, Wurzeln und Steine.
  2. Dann trockne die Klumpen an der Sonne.
  3. Zerbrich diese Klumpen und zerreib sie möglichst fein.
  4. Bedeck den zerriebenen Ton soweit mit Wasser, daß noch ein Hügel aus dem Wasser ragt.
  5. Rühr den Ton um, nachdem er einen Tag lang im Wasser war, und reib ihn durch ein Sandsieb.
  6. Laß ihn einen weiteren Tag stehen und entfern das übrigbleibende Wasser.1. Laß ihn einen weiteren Tag stehen und entfern das übrigbleibende Wasser.2. Leg den Ton in einen Gipsbehälter; der Gips absorbiert das Wasser und macht den Ton hart genug zum Bearbeiten.
  7. Probier den Ton aus und knet ihn. Wenn Risse auftreten, ist er zu spröde; füg in diesem Fall bis zu 7% Bentonit hinzu. Ist der Ton zu plastisch, muß man Schamotte beifügen.

Das Schwinden kann verringert werden, wenn man den Ton mit Quarz oder Schamotte vermischt. Schamotte ist hellbraun gebrannter, zermahlener Ton. Manche stellen sich die Schamotte aus gebrochenen, hellbraun gebrannten Stücken selbst her. Sie ist sehr billig und in verschiedenen Feinheitsgraden bei jedem Baustofflieferanten zu beziehen. Je gröber die Schamotteteilchen sind, desto gröber wird auch die Struktur des gebrannten Gegenstands.

Schamotte macht den Ton porös und wird für Dinge verwendet, die nicht wasserdicht sein müssen. Sie verhindert auch das Verziehen und eignet sich deshalb besonders für die Herstellung von Fliesen und Skulpturen. Ein gutes Verhältnis von Schamotte im Ton liegt bei 20%.

(Muriel Pargh Turoff, How to Make Pottery and Other Ceramic Ware, New York: Crown Publishers, 1949, S. 13.)

Wenn der Ton fertig ist, kann man Fliesen machen

Bei dieser Methode der Fliesenherstellung wird eine Holzform mit den Dimensionen der fertigen Fliesen verwendet. Man nagelt zu diesem Zweck vier Holzleisten auf ein glattes Holzbrett. Die Leisten sollten 2,5 cm breit sein, die Höhe kann zwischen 1 und 2 cm betragen, je nachdem, wie dick die Fliesen sein sollen. Bevor man die Leisten annagelt, sollte man außerdem ein Wachstuch auf das Brett legen, damit es sich nicht verzieht...

Roll den Ton flach aus...  Schneid ein Stück heraus, das bequem in die Form paßt, und walz es mit einem Rollholz aus. Arbeite dabei aber nicht über die gesamte Fläche, sondern stets von der Mitte nach allen vier Seiten...  Laß die Fliese trocknen, bis sie so hart wie Leder ist; dann lös sie mit dem Messer entlang der Ränder aus der Form...

Tonfliesen sollten sehr langsam an einem kühlen Platz trocknen. Trocknen sie in der Hitze zu schnell, können sie leicht springen oder sich verziehen. Die Ränder trocknen meistens schneller als die Mitte und sollten deshalb von Zeit zu Zeit befeuchtet werden. (Joseph Leeming, Fun With Clay, Philadelphia und New York: J. B. Lippincott Company.)

Um Ziegel und Fliesen weich zu brennen, muß man keinen richtigen Brennofen bauen. Sie können in offenen Gruben gebrännt werden, wie sie ursprünglich von den Töpfern zum Brennen der Tonwaren verwendet wurden. Eine ausführliche Beschreibung dieser offenen Feuergrube findet sich bei Daniel Rhodes (Kilns: Design, Construction and Operation, Philadelphia: Chilton Book Company). Eine kurze Zusammenfassung:

Grab eine etwa 35 bis 50 cm tiefe und vielleicht einen Quadratmeter große Grube. Leg diese Grube (am Boden und an den Seiten) mit Zweigen, Ästen, Schilf usw. aus. Leg die Fliesen und Ziegel so auf die Auskleidung, daß sie kompakt und nur mit einem winzigen Luftraum dazwischen aufeinandergestapelt sind - (sie können kreuzweise aufgelegt werden)....

Wenn man die Grube mit alten Fliesen auskleidet, hält sich die Wärme noch länger; durch tiefliegende Luftlöcher an einer Seite der Grube brennen die Zweige besser. . . Leg zwischen und auf die Stapel etwas Brennmaterial. Zünd das Brennmaterial in der Grube an und laß es langsam dahinbrennen - was anfangs ohnehin der Fall sein wird, weil in der Grube nicht viel Luft ist. Leg weiteres Brennmaterial drauf, wenn das Feuer bereits höher brennt. Wenn die ganze Grube samt Inhalt rotglühend ist, läßt man das Feuer allmählich. erlöschen und deckt die Grube mit nassem Laub, Dung oder Asche, damit die Wärme drinnenbleibt. Wenn das Feuer erloschen und die Asche kalt geworden ist, kann man die Fliesen herausnehmen.

 Eine Muster Sprache 248 WEICH GEBRANNTE FLIESEN UND ZIEGEL

 

Daraus folgt:

Verwende niedrig gebrannte, weiche Fliesen und Ziegel - damit sie sich mit der Zeit abnutzen und Spuren des Gebrauchs zeigen.

Sie können in einer einfachen Form und mit Ton aus der Gegend direkt am Bauplatz hergestellt werden; faß den Stapel mit Zweigen und Brennholz ein; und brenn sie, bis sie ein zartes Rosa erreichen und noch weich genug sind, um sich mit der Zeit abzunutzen.

 Eine Muster Sprache 248 WEICH GEBRANNTE FLIESEN UND ZIEGEL 1

 

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Das zarte Rosa trägt dazu bei, WARME FARBEN (250) zu schaffen. Vor dem Brennen kann man die Fliesen auch mit einem ORNAMENT (249) versehen ...

 

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247.0

... viele Muster verlangen Wege, Terrassen und Stellen, an denen die Freiflächen um ein Gebäude mit der Erde verbunden sein müssen — GRÜNE STRASSEN (151), DIE FORM VON WEGEN (121), PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE (140), ZIMMER IM FREIEN (163), VERBINDUNG ZUM BODEN (168), TERRASSIERTER HANG (169). Das folgende Muster bietet eine Ausbildung der Bodenfläche, die diese größeren Muster mit Leben erfüllt.

 

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Asphalt- und Betonbeläge im Freien sind leicht abwaschbar, dienen aber weder den Menschen, noch den Wegen, noch dem Regenwasser und den Pflanzen.

 

Schauen wir uns einen einfachen Weg an, der aus Ziegeln oder Pflastersteinen besteht, die direkt in die Erde verlegt wurden und durch breite Fugen voneinander getrennt sind. Darauf läßt sich gut gehen, sie sind gut für die Pflanzen, gut für den Lauf der Zeit, gut für den Regen. Man steigt von Stein zu Stein und fühlt direkt unter dem Fuß die Erde. Es entstehen keine Sprünge, da sich die Steine mit der Erde mitbewegen und allmählich eine beziehungsreiche, ungleichmäßige Form annehmen. Mit der Zeit läßt sich von dieser leichten Unebenheit schon das Alter und die gesamte Geschichte dieses Weges ablesen. In den Fugen wachsen Pflanzen, Moos und kleine Blumen. Die Fugen tragen auch dazu bei, das an Würmern, Insekten, Käfern und Pflanzenarten reiche, aber empfindliche Ökosystem zu erhalten. Und wenn es regnet, versickert das Wasser an Ort und Stelle im Boden; es gibt kein konzentriertes Abfließen, keine Erosionsgefahr, kein Absinken des Grundwassers um den Weg herum.

All das sind gute Gründe, Pflastersteine lose einzusetzen. Für die ebenen, glatten, harten Beton- und Asphaltbeläge spricht fast gär nichts. Sie werden angelegt, wenn die Leute auf die kleinen Vorteile vergessen, die sich durch die Fugen in einem gepflasterten Weg ergeben.

 

Daraus folgt:

Laß zwischen Pflastersteinen auf Wegen und Terrassen eine 2,5 cm breite Fuge, sodaß Gras, Moos und kleine Blumen dazwischen wachsen können. Leg die Steine direkt in die Erde, nicht in Mörtel, und verwende natürlich auch zwischen den Steinen weder Beton noch Mörtel.

 Eine Muster Sprache 247 FUGEN IM PFLASTER

 

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Pflastere Wege und Terrassen auf diese Weise, damit sie sich verändern und den Lauf der Zeit widerspiegeln und damit die Menschen unter ihren Füßen die Erde spüren können - VERBINDUNG ZUM BODEN (168); die Steine sollten am besten einfache weich gebrannte Fliesen sein - WEICHGEBRANNTE FLIESEN UND ZIEGEL (248) ...

 

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246.0

... bei zwei vorhergegangenen Mustern können Kletterpflanzen um das Gebäude herum hilfreich sein: LAUBENWEG (174) und GEFILTERTES LICHT (238).

 

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Ein Gebäude wächst dann mit seiner Umgebung zusammen, wenn sich Pflanzen ebenso natürlich über Teile des Gebäudes ausbreiten können, wie sie sich am Boden entfalten.

 

Gebäude, an denen sich Rosen, Weinstöcke oder Geißblatt emporranken, bedeuten einem zweifelsohne viel mehr als Gebäude mit leeren, glatten Wänden. Das ist Grund genug, um an der Außenseite von Gebäuden Waldreben zu pflanzen, Blumenkisten anzulegen, damit die Pflanzen auch bis zu den oberen Stockwerken emporwachsen, und Spaliere und Pergolen zum Emporranken zu bauen.

Wir können uns vier Gründe für die intuitive Wirkung von Kletterpflanzen vorstellen.

  1. Die erste Überlegung, die mit anderen in diesem Buch übereinstimmt, geht davon aus, daß Kletterpflanzen einen sanften Übergang zwischen Gebautem und Natürlichem schaffen die Kanten werden gewissermaßen verwischt.
  2. Die Qualität des Lichts. Wenn die Pflanzen um die Öffnungen von Gebäuden wachsen, schaffen sie im Innern eine besondere Art von gefiltertem Licht. Dieses Licht ist weich, verringert Blendung und harte Schatten - GEFILTERTES LICHT (238).
  3. Der Tastsinn. Kletter- und Hängepflanzen verleihen auch den Außenwänden eine angenehme, subtile Oberfläche. Solche Texturen können auch durch Baustoffe erreicht werden, aber ihren einzigartigen Reiz erhalten sie beispielsweise durch einen Weinstock, der sich eine Wand entlang rankt oder sich um die Dachvorsprünge einer Arkade windet. Dann lädt die Oberfläche dazu ein, sie anzugreifen, daran zu riechen, ein Blatt abzureißen. Am wichtigsten ist vielleicht, daß die Textur von Kletterpflanzen immer anders ist; von Tag zu Tag gibt es leichte Veränderungen — wie der Wind oder die Sonne darin spielen; und große Veränderungen ergeben sich mit den Jahreszeiten.
  4. Pflege der Pflanzen. Mit gut gepflegten, gesunden Pflanzen und Blumen, die um die Fenster und aus den Blumenkisten in den oberen Stockwerken wachsen, wirkt die Straße weitaus einladender. Sie zeugen von einer friedvollen sozialen Ordnung in den Gebäuden und deshalb fühlt man sich auch auf der Straße wohl — man fühlt sich wie zu Hause. Es ist fast, als ob die Pflanzen ein Geschenk der Leute drinnen an die Leute draußen wären.

 246.1

Der Beitrag zur Straße.

 

Daraus folgt:

Setz Kletterpflanzen so an, daß sie an sonnigen Mau-Setz Kletterpflanzen so an, daß sie an sonnigen Mauern um die Wandöffnungen herumwachsen - an den Fenstern, Türen, Veranden, Arkaden und Lauben.

 Eine Muster Sprache 246 KLETTERPFLANZEN

 

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