EINE MUSTER-SPRACHE

STÄDTE - GEBÄUDE - KONSTRUKTION

Christopher Alexander, Sara Ishikawa, Murray Silverstein

mit Max Jacobson, Ingrid F. King, Shlomo Angel 

Für Verbreitung, Schulung und Ergänzung digitalisiert von:
THE PATTERN COMMUNITY - Institut zur Förderung menschengerechter Dörfer, Städte und Regionen

STÄDTE

Wir beginnen mit jenem Teil der Sprache, durch den eine Stadt oder Gemeinde definiert wird. Diese Muster können keinesfalls mit einem Schlag "entworfen" oder "gebaut" werden - nur geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. 

GEBÄUDE

Hier werden die übergeordneten Muster ergänzt, die eine Stadt oder eine Gemeinde definieren. Wir beginnen jetzt jenen Teil der Sprache, die Gebäudegruppen und Einzelgebäuden ihre Form gibt, dreidimensional auf dem Grundstück. Das sind die Muster, die "entworfen" oder "gebaut" werden können - die Muster, die die einzelnen Gebäude und den Raum zwischen Gebäuden definieren. Zum ersten Mal behandeln wir Muster,die innerhalb der Kontrolle von Einzelpersonen oder kleinen Personengruppen liegen, die diese Muster in einem Zug realisieren können.

 

KONSTRUKTION

In dieser Phase haben wir einen vollständigen Entwurf für ein einzelnes Gebäude. Wenn die gegebenen Muster befolgt wurden,so hat man ein Schema der Räume, sei es mit Stecken auf dem Boden markiert oder auf einem Stück Papier - etwa aufeinen halben Meter genau. Man kennt die Höhe der Räume, die ungefähre Größe und Lage der Fenster und Türen, und man weiß ungefähr, wie die Dächer des Gebäudes und die Gärten anzuordnen sind.

Der nächste und letzte Teil der Sprache erklärt einem, wie man direkt aus diesem groben Raumschema ein baubares Gebäude macht, und erklärt auch im Detail, wie es zu bauen ist.

PROLOG

 

164.0

... überall, wo es GRÜNE STRASSEN (51), KLEINE PLÄTZE FUSSGÄNGERSTRASSEN (100), PASSAGEN DURCHS GEBÄUDE (101): gibt - also Straßen, in denen sich Leute aufhalten -, Lebendigkeit auch davon ab, daß die Leute zum Fenster herausschauen, im Fenster lehnen, daß auch einmal gelacht, gerufen oder gepfiffen wird.

 

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Eine Straße ohne Fenster wirkt leer und angsterregend. Ebenso unangenehm ist es auch, in einem an Straße liegenden Haus zu sein, das keine Fenster zur Straße hat.

 

Das Straßenfenster schafft eine einzigartige Verbindung zwischen dem Leben innerhalb von Gebäuden und auf der Straße. Franz Kafka schrieb eine kurze Betrachtung mit dem Titel "Das Gassenfenster", in der die Kraft dieser Verbindung sehr schön zum Ausdruck kommt.

Wer verlassen lebt und sich doch hie und da irgendwo anschließen möchte, wer mit Rücksicht auf die Veränderungen der Tageszeit, der; Witterung, Witterung, der Berufsverhältnisse und dergleichen ohne weiteres irgend einen beliebigen Arm sehen will, an dem er sich halten könnte, der wird es ohne ein Gassenfenster nicht lange treiben. Und steht es mit ihm so, daß er gar nichts sucht und nur als müder Mann, die Augen: auf und ab zwischen Publikum und Himmel, an seine Fensterbrüstung: tritt, und er will nicht und hat ein wenig den Kopf zurückgeneigt,. st reißen ihn doch unten die Pferde mit in ihr Gefolge von Wagen und Lärm und damit endlich der menschlichen Eintracht zu. (Franz Kafka, Sämtliche Erzählungen, Hrsg. Paul Raabe, Frankfurt am Main: Fischer, 1970, S. 18.)

In der traditionellen peruanischen Kultur ist das Beobachten. des Straßenlebens von einem Fenster im oberen Stockwerk aus fest verankert: Der mirador ist eine schön verzierte Galerie, die an vielen Kolonialgebäuden in Lima in die Straße hineinragt. Vor allem die peruanischen Mädchen beobachten gern das Straßenleben, aber nur, wenn sie einigermaßen, gut versteckt sind. Vom mirador aus können sie auf die Straße blicken, ohne. daß es für unschicklich gehalten wird - was von der Eingangstür aus nicht so leicht möglich ist. Wenn jemand sie eindringlich betrachtet, können sie sich vom Fenster zurückziehen.

Straßenfenster sind vor allem im ersten und zweiten Obergeschoß sinnvoll. Liegen sie höher, wird aus der Straße eine "Aussicht", und die Verbindung verliert ihre Lebendigkeit. Vorn ersten oder zweiten Stock aus können die Leute auf die Straße hinunterrufen, eine Jacke oder einen Ball hinunterwerfen; die Leute auf der Straße können jemandem pfeifen, damit er ans Fenster kommt, und sie können sogar noch seinen Gesichtsausdruck erkennen.

164.1

Der mirador - der Ausblick.

 

Straßenfenster im Erdgeschoß funktionieren in der Regel nicht so gut. Sind sie zu weit von der Straße entfernt, kann man die Straße nicht mehr richtig sehen - wenngleich die Fenster natürlich Licht geben. Sind sie zu nah an der Straße, funktionieren sie überhaupt nicht, weil sie zum Schutz der Privatsphäre in den Zimmern mit Vorhängen oder Fensterläden verhängt werden - siehe die empirischen Ergebnisse dazu in Houses Generated by Patterns, C. E. S., 1969, S. 179-180.

Eine sinnvolle Möglichkeit, im Erdgeschoß ein Straßenfenster anzulegen, könnte darin bestehen, eine um zwei oder drei Stufen erhöhte Raumnische mit einem Fenster zur Straße zu bauen, so daß die Fensterbrüstung anderthalb Meter über der Straße liegt. In so einer Nische können sich die Leute auf die Brüstung lehnen und die Straße beobachten; die Leute auf der Straße können sie auch sehen, aber nicht in den Räum hinter ihnen hineinblicken. Es ist noch leichter, wenn das Erdgeschoß einen halben bis einen Meter über der Straße liegt, was ja oft der Fall ist.

 Eine Muster Sprache 164 STRASSENFENSTER

Schließlich ist für die Lage des Straßenfensters - ungeachtet des Geschosses - noch wichtig, daß die Bewohner oft daran vorbeikommen, daß sie manchmal beim Fenster stehenbleiben; daher sollte es am Treppenabsatz, in der Fensternische eines bevorzugten Zimmers, in einer Küche, einem Schlafzimmer oder in einem Gang liegen.

 

Daraus folgt:

Bau bei Gebäuden entlang belebter Straßen Fenster mit Sitzen zur Straße, wo man hinausschauen kann. Bring sie in Schlafzimmern oder an einer Stelle des Gangs oder der Stiege an, wo die Leute oft vorbeikommen. Leg Fenster im Erdgeschoß so hoch an, daß sie genügend Privatheit gewähren.

 Eine Muster Sprache 164 STRASSENFENSTER 1

 

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Gib im Hausinneren jedem dieser Fenster ausreichend Platz, damit sie zum Niedersetzen, Stehenbleiben oder Beobachten. der Straße einladen - PLATZ AM FENSTER (180); die Fenster sollten nach außen aufgehen - WEIT AUFGEHENDE FENSTER (236); schmück den äußeren Teil der Fenster mit Blumenkisten und. Kletterpflanzen - dann können die Leute bei der Beschäftigung; mit den Blumen zum Fenster hinaussehen - GEFILTERTES LICHT (238), KLETTERPFLANZEN (246) ...

 

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163.0

... jedes Gebäude hat Räume, in denen sich die Leute aufhalten, in denen sie leben und und ihre Zeit mit den Anderen verbringen — GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE (129), WOHNKÜCHE (139), MEHRERE SITZPLÄTZE (142). Wenn es irgendwie geht, müssen diese Räume durch ein weiteres „Zimmer" im Freien bereichert werden. Dieses Zimmer im Freien trägt zu einem Teil auch zur Gestaltung von ÖFFENTLICHEM ZIMMER IM FREIEN (69), HALBVERSTECKTEM GARTEN (111), PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE (140) oder SONNIGER STELLE (161) bei.

 

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Der Garten ist der geeignete Ort, um im Gras zu liegen, zu schaukeln, Krocket zu spielen, Blumen zu züchten oder mit dem Hund Ball zu spielen. Aber es gibt auch eine andere Art, die Zeit im Freien zu verbringen: und dieser Art kommt der Garten überhaupt nicht entgegen.

 

Für gewisse Stimmungen, gewisse Tageszeiten oder eine gewisse Art von Geselligkeit braucht man einen Platz, wo man essen und trinken, sich unterhalten oder die Stille genießen kann und wo man sich förmlicher gekleidet niedersetzen kann und trotzdem im Freien ist.

Man braucht ein Zimmer im Freien, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes — einen teilweise umschlossenen Raum, im Freien zwar, aber so wie ein Zimmer gestaltet, damit sich die Leute wie in einem Zimmer verhalten, bloß mit dem zusätzlichen. Genuss von Sonne, Wind, Gerüchen, raschelnden Blättern und Grillengezirp.

Dieses Bedürfnis herrscht überall. Es ist wohl nicht übertrieben Zu sägen, daß jedes Gebäude ein angeschlossenes Zimmer im Freien braucht, zwischen dem Gebäude und dem Garten; und weiters, daß viele der besonderen Plätze in einem Garten — sonnige Stellen, Terrassen, Lauben — ebenfalls als Zimmer im Freien gestaltet werden sollten.

Die Anregung zu diesem Muster stammt aus dem Kapitel „The Conditioned Outdoor Room" in Bernard Rudofskys Buch Befund the Picture Window (New York: Oxford Press, 1955).

In einem richtig angelegten Hausgarten sollte man arbeiten schlafen, kochen und essen, spielen und faulenzen können. Für ständig auf Innenräume beschränkten Menschen klingt das zweifelsohne großartig und muss naher erklärt werden.

Für gewöhnlich machen die Menschen in unserem Klima-Ausflüge in ihre unmittelbare Umgebung. Ihr weitest entfernter Vorposten ist die überdachte Veranda. Der Garten - sofern es einen gibt -  bleibt bis auf Gartenfeste unbenutzt. Wenn die Leute vom Außenraum sprechen, meinen sie in Wirklichkeit selten den Garten. Sie betrachten den Garten nicht als einen möglichen Lebensraum...  So wie das Empfangszimmer unserer Großmutter muss der Garten übertrieben gepflegt sein. Er ist nicht als Ort zum Wohnen gedacht. Das ist besonders ungewöhnlich für ein Zeitalter, dem Nützlichkeit über alles geht. Es mag paradox klingen, aber die in den vergangenen Jahren immer häufiger verwendeten Glaswände haben den Garten verfremdet. Selbst das „Panoramafenster", wie die häusliche Version des Schaufensters genannt wird, hat zur Entfremdung zwischen drinnen und draußen beigetragen; der Garten ist etwas zum Anschauen geworden.

Dabei verstand man unter einem Hausgarten ursprünglich etwas völlig anderes. Hausgärten wurden jahrhundertelang vor allem wegen ihrer wohnlichen und privaten Atmosphäre geschätzt, zwei Eigenschaften, die den Gärten unserer Zeit völlig fehlen. Die heute so wenig gefragte Privatsphäre war Menschen mit einem Sinn für würdevolle Leben damals unentbehrlich. Die Hausgärten der Antike liefern uns sogar in ihrem heute fragmentarischen, verfallenen Zustand wunderbare Beispiele dafür, wie man aus einem winzigen und scheinbar unbedeutenden Stück Land mit etwas Geschick eine Oase der Freude machen kann. So winzig sie auch waren, hatten sie doch sämtliche Voraussetzungen für eine glückliche Umwelt.

Diese Gärten waren ein wesentlicher Teil des Hauses; sie waren - wohlgemerkt! - im Haus enthalten. Man kann sie am treffendsten als Zimmer ohne Decken beschreiben. Sie waren echte Wohnzimmer Freien und wurden von ihren Bewohnern auch stets als solche betrachtet. Die für Wände und Böden verwendeten Materialien in römischen Gärten waren zum Beispiel ebenso verschwenderisch wie die im Hausinneren. Die Kombination von Steinmosaiken, Marmorplatten, Stuckaturen und Wandverzierungen, angefangen von einfachsten geometrischen Mustern bis hin zu kompliziertesten Wandgemälden, schuf gesteigerte Atmosphäre der inneren Gelassenheit. Als Decke diente immer der Himmel mit seinen unendlich vielfältigen Stimmungen (5.157-159)

Ein Außenraum wird dann zu einem besonderen Zimmer im Freien, wenn er von den Mauern des Gebäudes, von laubüberwachsenen Mauern, Pfeilern, Lauben und dem Himmel gut umschlossen ist; und wenn dieses Zimmer mit dem Innenraum praktisch eine fortlaufende Wohnfläche bildet.

Hier sind einige Beispiele für Zimmer im Freien. Jedes weist'eine andere Kombination von Elementen auf, um eine umschlossene Einheit zu schaffen; jedes ist auf eine leicht unterschiedliche Art mit dem Haus verbunden. Rudofsky führt in dem zitierten Buch viele andere Beispiele an. Er beschreibt zum Beispiel, wie man eine Rasenfläche vor dem Haus zu einem Zimmer im Freien umbauen kann.

 163.1 2

Zwei Zimmer im Freien.

 

Zum Schluss noch eine Anmerkung. Da es ein anderes Muster mit ähnlichem Namen gibt - ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN (69), möchten wir auf folgenden Unterschied hinweisen: In einem gewissen Sinn handelt es sich bei diesen zwei Mustern um Gegensätze. Das ZIMMER IM FREIEN ist von Mauern umgeben und nur zum Teil überdacht, während das ÖFFENTLICHE ZIMMER IM FREIEN zwar ein Dach, aber im wesentlichen keine Mauern hat.

 

Daraus folgt:

Bau einen Platz im Freien, der so umschlossen ist, daß man sich wie in einem Zimmer fühlt, obwohl er nach oben hin offen ist. Begrenz ihn zu diesem Zweck an den Ecken mit Pfeilern, überdach ihn vielleicht teilweise mit einer Pergola oder einer einziehbaren Markise, und schaff „Wände" rundherum, aus Zäunen, Sitzmauern, Gittern, Hecken oder den Außenwänden des Gebäudes selbst.

 Eine Muster Sprache 163 ZIMMER IM FREIEN

 

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Das Zimmer im Freien enthält meist freistehende' Pfeiler - DER PLATZ AM PFEILER (226) -, Mauern - GARTENMAUER (173) niedrige SITZMAUERN (243), vielleicht eine Pergola - LAUBEN-WEG (174) - oder eine durchsichtige Markise - MARKISENDÄCHER (244) - und eine Bodenfläche, die sich für die VERBINDUNG ZUM BODEN (168) eignet. Was die Konstruktion betrifft, fang wie bei jedem Zimmer bei DIE FORM DES INNENRAUMS (191) und DIE KONSTRUKTION FOLGT DEN SOZIALEN RÄUMEN (205) an ...

 

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... selbst wenn das Gebäude gemäß AUSSENRAUM NACH SÜDEN (105) richtig angelegt wurde und wenig Außenraum nach Norden vorhanden ist, gibt es für gewöhnlich immer noch irgendeine Fläche oder einen Raum an der Nordseite des Gebäudes. Dieser nach Norden gerichteten Stelle muß Beachtung geschenkt werden, damit für eine Ergänzung des SONNENLICHTS INNERN (128)INNERN (128) und der SONNIGEN STELLE (161) gesorgt ist.

 

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Sieh dir die Nordseite von Gebäuden an, die du kennst. Fast überall wird dir auffallen, daß hier die toten, feuchten, düsteren und unbenutzten Stellen liegen. In einer Stadt gibt es aber Hunderte Hektar Land, die an der Nordseite von Gebäuden liegen; wo immer es Gebäude gibt, muss es auch Flächen in dieser Lage geben.

 

Hat ein Gebäude eine senkrechte Nordseite, wird es viele Monate im Jahr einen langen Schatten werfen.

 Eine Muster Sprache 162 ABGESTUFTE NORDFRONT

Diese toten, düsteren Nordseiten vergeuden nicht nur riesige Bodenflächen; sie führen auch zum Absterben der weiteren Umgebung, indem sie sie durch große schattige Flächen zerschneiden, die niemand überqueren will und die deshalb die verschiedenen Bereiche einer Umgebung auseinander reißen.

Deshalb muss ein Weg gefunden werden, diese nordseitigen Flächen zumindest entsprechend ihren Gegebenheiten zu beleben, damit sie auf ihre Umgebung positiv wirken, anstatt sie zu zerteilen.

Die Nordfront wirft im wesentlichen einen im Schnitt dreieckigen Schatten. Um zu vermeiden, daß dieses Dreieck einen verlorenen Ort bildet, muss es mit Dingen und Plätzen gefüllt werden, die keine Sonne brauchen. So kann aus der. Nordseite beispielsweise eine einfache Kaskade gemacht werden, die nen Unterstand für das Auto, vielleicht ein großes Badezimmer, einen Lagerraum, die Mülleimer oder einen Arbeitsraum enthält. Ist die Kaskade richtig angelegt, dann wird der noch weiter nördlich liegende Außenraum den Großteil des Jahres genug Sonne für einen Garten, ein Gewächshaus, einen ruhigen Sitzplatz im Garten, eine Werkstatt und Wege haben.

 Eine Muster Sprache 162 ABGESTUFTE NORDFRONT 1

Bei nordseitigen Zimmern, die zwangsläufig düster sind, kann außerdem eine reflektierende Wand recht nützlich sein: eine etwas weiter nördlich stehende Wand, weiß oder gelb angestrichen und so angelegt, daß das Sonnenlicht darauf fällt und reflektiert wird. Das könnte die Wand eines in der Nähe.. gelegenen Gebäudes, eine Gartenmauer usw. sein.

 

Daraus folgt:

Mach aus der Nordseite des Gebäudes eine Kaskade, die in Abstufungen bis zum Boden verläuft, damit die Sonne, die normalerweise einen langen Schatten nach Norden wirft, unmittelbar neben dem Gebäude den Boden berührt.

 Eine Muster Sprache 162 ABGESTUFTE NORDFRONT 2

 

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Verwend das schattige Dreieck innerhalb der nordseitigen Kaskade für das Auto, den Müll, als Lagerraum oder Schuppen, als Arbeitsraum, der Nordlicht braucht, für Wandschränke also für jene Teile des Gebäudes, die gut ohne Sonnenlicht im Innern auskommen — VERBINDUNG ZUM AUTO (113), ABSTELLRAUM (145)KOMPOST (178), SCHRÄNKE ZWISCHEN RÄUMEN (198). Wenn es zweckmäßig erscheint, dann verwend eine weiße oder gelbe Wand weiter nördlich vorn Gebäude, die das Sonnenlicht in die nordseitigen Zimmer reflektiert SONNENLICHT IM INNEREN (128), LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM (159), GARTENMAUER (173) ...

 

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161.0

... das folgende Muster hilft dabei, den AUSSENRAUM NACH SÜDEN (105) zu verschönern und zu beleben; und wenn Außenraum nicht nach Süden, sondern nach Osten oder Westen gerichtet ist, kann es das Gebäude so verändern; der nutzbare Teil des Außenraums nach Süden verlagert, trägt auch dazu bei, die GEBÄUDEKANTE (160) zu ergänzen und die Lage des ZIMMERS IM FREIEN (163) zu bestimmen.

 

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Die unmittelbar an das Haus anschließende nach Süden gerichtete Fläche - der Winkel zwischen den' Mauern und dem Boden, in den die Sonne fällt - muss erschlossen und zu einer Stelle gemacht werden, wo sich die Leute sonnen können.

 

Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß wichtig Außenflächen an der Südseite eines Gebäudes liegen sollten, und haben diesen Gedanken in AUSSENRAUM NACH SÜDEN (105) mit empirischen Nachweisen untermauert. Aber selbst wenn die.Außenräume eines Gebäudes nach Süden liegen, ist das noch:keine Garantie dafür, daß sie benutzt werden.

In diesem Muster werden wir nun die noch heiklere Tatsache'' erörtern, daß ein nach Süden gerichteter Innenhof oder Garten. noch immer misslingen kann, wenn er nicht eine funktionell, wichtige sonnige Stelle hat, bewusst und speziell für die Sonne geschaffen, an einem zentralen Verbindungspunkt zwischen drinnen und draußen und gleich neben den zugehörigen Innenräumen liegend.

Wir haben einige Nachweise dafür — nachzulesen in AUSSENRAUM NACH SÜDEN (105) — daß ein tiefer Schattenstreifen zwischen einem Gebäude und einer sonnigen Fläche eine Barriere, bilden kann und die wirkliche Benutzung der Flächen verhindert werden. Genau aufgrund dieser Nachweise glauben wir, dass die wichtigsten sonnigen Stellen an den Außenwänden der Gebäude liegen, wo die Leute sie vom Gebäudeinneren aus sehen und direkt ins Licht hinaustreten oder sich in die Tür lehnen können. Weiters haben wir beobachtet, daß diese Stellen einladender wirken, wenn sie in einem Rücksprung eines Gebäudes oder einer Mauer liegen, wo sie durch eine Hecke, eine niedrige Mauer oder einen Pfeiler gerade genug umschlossen sind, um einen Hintergrund, einen Platz zum Anlehnen und Sonnen zu bieten.

Und damit die Stelle wirklich funktioniert, muss es schließlich auch einen guten Grund geben hinzugehen: irgend etwas Besonderes, das einen anzieht - eine Schaukel, ein Tisch mit Topfpflanzen, ein besonderer Ausblick, eine Ziegelstufe zum Sitzen mit Blick auf einen Teich - was auch immer, wenn es nur genug Anziehungskraft hat, daß man von selbst hingeht.

Hier ist ein Beispiel - eine sonnige Stelle an einer Gebäudekante direkt mit dem Inneren verbunden und in einer Nische des Gebäudes liegend. Irgend jemand setzt sich dort jeden Tag einen Moment lang nieder, gießt die herunterhängenden Blumen, sieht sich an, wie sie gedeihen und genießt die Sonne.

 161.1

Sonnige Stelle ...

 

Eine besonders schöne Version dieses Musters erhält man, wenn man mehrere sonnige Stellen zusammenlegt - vielleicht für eine HAUSGRUPPE (37) oder GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN (41). Wenn die Stellen so angelegt werden können, daß sie einen halben Kränz von nach Süden gerichteten sonnigen Stellen bilden, die alle in Rufweite voneinander sind, dann wird das Hinausgehen in die Sonne zu einer gemeinschaftlichen Sache.

 

Daraus folgt:

Such im Innern eines nach Süden gerichteten Hofs, Gartens oder Geländes jene Stelle zwischen dem Gebäude und dem Außenraum, die am meisten Sonne hat. Erschließ diese Stelle als einen besonderen sonnigen Platz - mach daraus ein wichtiges Zimmer im Freien, einen Platz, um in der Sonne zu arbeiten, einen Platz für eine Schaukel und einige besondere Pflanzen einen Platz zum Sonnen. Achte bei der Anlage der Sonnigen Stelle vor allem darauf, daß sie windgeschützt ist. Selbst der schönste Platz wird bei ständigem Zug nicht benützt.

 Eine Muster Sprache 161 SONNIGE STELLE

 

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Gestalte die Stelle selbst möglichst wie ein Zimmer - PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE (140), ZIMMER IM FREIEN (163); immer an die 2 m tief, nicht weniger - ZWEI-METER-BALKON (167); vielleicht mit Laubwerk oder einer Markise, um an heißen Tagen das Licht zu filtern - GEFILTERTES LICHT (238), LAUBENWEG (174), MARKISENDÄCHER (244). Bau Sitzgelegenheiten ein gemäß PLÄTZE ZUM SITZEN (241) ...

 

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