EINE MUSTER-SPRACHE

STÄDTE - GEBÄUDE - KONSTRUKTION

Christopher Alexander, Sara Ishikawa, Murray Silverstein

mit Max Jacobson, Ingrid F. King, Shlomo Angel 

Für Verbreitung, Schulung und Ergänzung digitalisiert von:
THE PATTERN COMMUNITY - Institut zur Förderung menschengerechter Dörfer, Städte und Regionen

STÄDTE

Wir beginnen mit jenem Teil der Sprache, durch den eine Stadt oder Gemeinde definiert wird. Diese Muster können keinesfalls mit einem Schlag "entworfen" oder "gebaut" werden - nur geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. geduldige und schrittweise Entwicklung, daraufhin angelegt, daß jede individuelle Maßnahme zur Entstehung dieser größeren, umfassenden Muster beiträgt, wird langsam und sicher über Jahre ein Gemeinwesen herbeiführen, das diese umfassenden Muster enthält. 

GEBÄUDE

Hier werden die übergeordneten Muster ergänzt, die eine Stadt oder eine Gemeinde definieren. Wir beginnen jetzt jenen Teil der Sprache, die Gebäudegruppen und Einzelgebäuden ihre Form gibt, dreidimensional auf dem Grundstück. Das sind die Muster, die "entworfen" oder "gebaut" werden können - die Muster, die die einzelnen Gebäude und den Raum zwischen Gebäuden definieren. Zum ersten Mal behandeln wir Muster,die innerhalb der Kontrolle von Einzelpersonen oder kleinen Personengruppen liegen, die diese Muster in einem Zug realisieren können.

 

KONSTRUKTION

In dieser Phase haben wir einen vollständigen Entwurf für ein einzelnes Gebäude. Wenn die gegebenen Muster befolgt wurden,so hat man ein Schema der Räume, sei es mit Stecken auf dem Boden markiert oder auf einem Stück Papier - etwa aufeinen halben Meter genau. Man kennt die Höhe der Räume, die ungefähre Größe und Lage der Fenster und Türen, und man weiß ungefähr, wie die Dächer des Gebäudes und die Gärten anzuordnen sind.

Der nächste und letzte Teil der Sprache erklärt einem, wie man direkt aus diesem groben Raumschema ein baubares Gebäude macht, und erklärt auch im Detail, wie es zu bauen ist.

PROLOG

 

100.0

... die früheren Muster - PROMENADE (31), EINKAUFSSTRASSE (32) und NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN (52) - erfordern alle dichte Fußgängerstraßen; ebenso REIHENHÄUSER (38), WOHNHÜGEL (39), UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT (43), MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN (46); innerhalb des GEBÄUDEKOMPLEXES (95) erfordert ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE (98) dasselbe. Beim Anlegen einer Fußgängerstraße sollte man sich vergewissern, daß sie ein NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN (52), ERHÖHTE GEHWEGE (55) und ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE (98) in der Stadt bewirkt.

 

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Der einfache soziale Kontakt, der entsteht, wenn Leute einander auf der Straße treffen, ist eine der wesentlichsten Arten des sozialen „Klebstoffs" der Gesellschaft.

 

In der heutigen Gesellschaft fehlt diese Situation und damit dieser Klebstoff weitgehend, und zwar deshalb, weil so viele der. tatsächlichen Bewegungsvorgänge in Innengängen und Eingangshallen stattfinden, statt im Freien. Das liegt teilweise daran, daß die Autos die Straßen eingenommen und unwirtlich gemacht haben, und teilweise daran, daß die in Reaktion darauf gebauten Gänge dasselbe bewirken. Der Effekt ist doppelt schädlich.

Er ist schädlich, weil Eingangshallen und Gänge im Gebäudeinneren meist tot sind. Das liegt zum Teil daran, daß Innenraum nicht so öffentlich ist wie Außenraum; und zum Teil daran, daß in einem Geschoßbau die Verkehrsdichte auf jedem Gang geringer ist als auf einem öffentlichen Weg im Freien. Es rst daher unangenehm, sogar zermürbend, sie zu benützen; die Leute darin befinden sich nicht in einem Zustand, soziale Kontakte herzustellen oder darauf einzugehen.

Um den durch Verkehr gegebenen sozialen Kontakt in der Öffentlichkeit so weit wie möglich wieder herzustellen, muß der Verkehr zwischen Räumen, Büros, Abteilungen, Gebäuden tatsächlich im Freien stattfinden, auf gedeckten Wegen, in Arkaden, Gassen, Straßen, die wirklich öffentlich und von den Autos getrennt sind. Einzelne Gebäudeflügel, kleine Gebäude, Abteilungen müssen wo immer möglich eigene Eingänge haben sodaß die Zahl der Eingänge an der Straße zunimmt und wieder Leben in die Straße kommt.

Kurz, die Lösung der zwei erwähnten Probleme - die von Autos beeinträchtigten Straßen und die leeren Gänge - ist die Fußgängerstraße. Fußgängerstraßen werden sowohl benützt, um von Auto, Bus oder Bahn zum Zielort zu kommen, als auch als direkte Verbindung zwischen Wohnungen, Geschäften, Büros, Behörden und Schulen.

Um richtig zu funktionieren, brauchen Fußgängerstraßen zwei bestimmte Eigenschaften. Erstens natürlich keine Autos: aber häufige Kreuzungen mit Verkehrsstraßen, siehe NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN (52): Lieferungen und andere Tätigkeiten, für die Autos und Lastwagen in die Fußgängerstraßen einfahren müssen, können auf die frühen Morgenstunden beschränkt werden, wenn die Straßen verlassen sind. Zweitens muß die Planung von Gebäuden entlang Fußgängerstraßen soweit wie möglich auf innere Stiegen, Gänge und Vorhallen verzichten, damit möglichst viel Verkehr im Freien bleibt. Es entsteht eine Straße, die gesäumt ist von Treppen, die von den oberen Räumen und Büros direkt herunterführen, und von vielen, vielen Eingängen, die die Straße zusätzlich beleben.

Schließlich sollte man darauf hinweisen, daß die angenehmsten Fußgängerstraßen jene sind, deren Breite die Höhe der umliegenden Gebäude nicht übersteigt. (Siehe „Vehicle free zones in city centers", International Brief Nr.16, U. S. Depaitment of Housing and Urban Development, Office of International Affairs, Juni 1972.)

Eine Muster Sprache 100 FUSSGÄNGERSTRASSE 

Daraus folgt:

Leg Gebäude so an, daß sie Fußgängerstraßen bilden: mit vielen Eingängen und offenen, direkt von der oberen Stockwerken zur Straße führenden Treppen, so daß auch Wege zwischen einzelnen Räumen nicht nur zwischen Gebäuden - im Freien zurückgelegt werden.

 Eine Muster Sprache 100 FUSSGÄNGERSTRASSE 1

 

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Die Straße wird keinesfalls funktionieren, wenn ihre Gesamtfläche nicht so klein ist, daß sie von den Fußgängern gefüllt wird - FUSSGÄNGERDICHTE (123). Leg entlang der Straße häufig Eingänge und offene Treppen an; vermeid innere Gänge, um die Leute herauszubringen; diese Eingänge sollten eine gewisse Zusammengehörigkeit haben und als System betrachtet werden können - FAMILIE VON EINGÄNGEN (102), OFFENE TREPPEN (158); die Leute sollten Innen- und Außenräume mit Blick auf die Straße haben - PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE (140), STRASSENFENSTER (164), ÖFFNUNG ZUR STRASSE (165), DIE GALERIE RUNDHERUM (166), ZWEI-METER-BALKON (167); und die Straße sollte eine raumbildende Form haben - ARKADEN (119), DIE FORM VON WEGEN (121) ...

 

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099.0

... wenn die Wege der Benutzer innerhalb des GEBÄUDEKOMPLEXES (95) und die Gebäudehöhen - ANZAHL DER STOCKWERKE (96) - einigermaßen festgelegt sind, ist es an der Zeit, das natürliche Herz oder die Mitte des Gebäudekomplexes zu suchen und herauszufinden. Erst dann ist die ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE (98) vollständig. 

 

❖ ❖ 

 

Ein Gebäudekomplex ohne Mitte ist wie ein Mensch ohne Kopf.

In ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE (98) haben wir behandelt,wie Menschen ihre Umgebung verstehen und sich durch "innere Landkarten" orientieren. Eine solche Karte braucht einen Bezugspunkt: einen bestimmten Punkt im Gebäudekomplex,der sehr augenfällig und so situiert ist, daß man alle anderen Wege und Gebäude auf ihn beziehen kann. Ein Hauptgebäude,das auch funktionell die Seele des Komplexes ist, ist der wahrscheinlichste Kandidat für diesen Bezugspunkt. Ohne Hauptgebäude gibt es wenig Chance auf einen natürlichen Bezugspunkt,der stark genug ist, die Landkarte im Kopf aufzubauen.Außerdem werden auf der Seite der Benutzer - der Mitarbeiter oder Bewohner - der Gemeinschaftssinn und die Verbundenheit gestärkt, wenn ein Gebäude oder Gebäudeteil herausgehoben und als allen gemeinsames Hauptgebäude, als Herz der Institution, behandelt wird. Einige Beispiele: die Versammlungshalle in einer Gruppe von Regierungsgebäuden; ein Ratssaal in einer Betriebsgenossenschaft; Küche und Wohnzimmer in einem gemeinschaftlichen Haushalt; das Ringelspiel in einem Park; ein Tempel in einem heiligen Bezirk; die Schwimmhalle in einem Gesundheitszentrum; die Werkhalle in einem Betrieb.Für das Hauptgebäude muß man sehr sorgfältig jene Funktion auswählen, die wirklich in menschlicher Hinsicht die Seele des Ganzen ist. Andernfalls beherrschen irgendwelche belanglose Funktionen den Gebäudekomplex. Der Komplex der Vereinten Nationen in New York ist genau aus diesem Grund misslungen. Die Generalversammlung, Herz und Seele der Institution, verblasst neben dem Bürokratismus des Sekretariats.

Und tatsächlich leidet diese Institution unter ihrer Beamtenmentalität.(Siehe die hervorragende Artikelserie von Lewis Mumford über die UNO-Gebäude in From the Ground Up,Harvest Books, 1956, S. 20-70.)

 

Daraus folgt:

Finde heraus, welches Gebäude einer Gruppe die wesentlichste Funktion beinhaltet - welches Gebäude die Seele der ganzen Anlage ist, als menschliche Einrichtung verstanden. Mach dann dieses Gebäude zum Hauptgebäude, mit einer dominierenden Lage und einem höherem Dach.

Auch wenn der Gebäudekomplex so dicht ist, daß er zu einem einzigen Gebäude wird, mach den Hauptteil höher und prominenter als die übrigen, so daß der Blick unmittelbar vom wichtigsten Teil angezogen wird.

 

Eine Muster Sprache   99 HAUPTGEBÄUDE

 

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Leg alle Hauptwege tangential zum Hauptgebäude an, in Arkaden oder verglasten Gängen, mit unmittelbarem Blick auf dessen Hauptfunktionen - GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE (129). Laß die Dächer vom hohen Dach des Hauptgebäudes zu den niedrigen Dächern der kleineren Gebäude kaskadenartig abfallen - DACH KASKADE (116). Und für die tragende Baukonstruktion denk zunächst an DIE KONSTRUKTION FOLGT DEN SOZIALEN RÄUMEN (205) ....

 

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098.0

... wenn ungefähr feststeht, wie viele Gebäude man bauen wird - GEBÄUDEKOMPLEX (95) - und wie hoch sie sein sollen - ANZAHL 'DER STOCKWERKE (96) -, kann man grob ausarbeiten,wie sie angelegt sein sollten, damit sie klar und bequem zugänglich sind. Dieses Muster behandelt die generelle Philosophie der Anordnung und Orientierung. 

 

❖ ❖ 

 

In vielen modernen Gebäudekomplexen gibt es das akute Problem der Desorientierung. Menschen haben keine Ahnung, wo sie sich befinden, und stehen deshalb unter beträchtlicher innerer Anspannung.

.. Der Schrecken des Verirrten rührt von der Notwendigkeit des mobilen Organismus her, sich an seiner Umwelt zu orientieren. Jaccarder wähnt einen Zwischenfall mit Eingeborenen in Afrika, die sich verirrten.Sie waren von einer panischen Furcht besessen und liefen blindlings in den Wald. Witkin erzählt von einem Piloten, der seine Orientierung verlor und dies als die schrecklichste Erfahrung seines Lebens schildert. Viele andere Verfasser sprechen von Angst und Bedrängnis, wenn sie das Phänomen der vorübergehenden Orientierungslosigkeit in der modernen Stadt beschreiben. (Kevin Lynch, The Image of fhe City, Cambridge, Mass.: MIT Press, 1960, S. 125; dt.: Das Bild der Stadt, Braunschweig, 19892, S. 145.)

Am leichtesten kann man das Orientierungsproblem im Falle eines völlig Fremden darstellen, der sich in einem Gebäudekomplex zurechtfinden muß. Stell dir dich selbst als Fremden vor, der im Gebäude eine bestimmte Adresse sucht. Von deinem Standpunkt aus ist das Gebäude leicht zu erfassen, wenn dir jemand die Lage des Zielpunkts so erklären kann, daß du dich leicht erinnerst und sie beim Suchen im Kopf behalten kannst. Um es ganz scharf auszudrücken: jemand muß jemandem anderen, der die Anlage nicht kennt, jeden beliebigen Zielpunkt im Inneren in einem Satz erklären können. So etwa: "Gehen Sie gerade durch das Haupttor, den Hauptweg hinunter, und gehen Sie links in den zweiten Eingang, den kleinen mit dem blauen Gitter - Sie können es nicht verfehlen."

Auf den ersten Blick mag das Problem nur für Fremde wichtig scheinen, da eine ortskundige Person sich auch zurechtfinden wird, wenn die Anlage schlecht organisiert ist. Psychologische Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, daß die Wirkung einer schlecht angelegten Erschließung auf eine ortskundige Person fast so schädlich ist wie auf einen Fremden. Wir können annehmen, daß man, immer wenn man einen Zielort aufsucht, in Gedanken eine Art Stadtplan oder Anweisung mitführen muß. Nun stellt sich die Frage: Wie lange muß man während der Wegzeit bewußt an diese Karte und an den Zielort denken? Wenn man lange nach Orientierungszeichen suchen und über die nächste Richtung nachdenken muß, dann bleibt wenig Zeit für andere Überlegungen, für ruhiges Nachdenken und für Betrachtungen.

Jede Umgebung, die fortgesetzte Aufmerksamkeit verlangt,ist ebenso schlecht für einen Ortskundigen wie für einen Fremden.Eine gute Umgebung ist leicht zu verstehen, ohne bewußte Aufmerksamkeit.

Was macht eine Umgebung leicht zu verstehen? Was macht Was macht eine Umgebung leicht zu verstehen? Was macht eine Umgebung verwirrend? Stellen wir uns eine Person vor,die zu einer bestimmten Adresse in einem Gebäude will. Nennen wir diese Adresse A. Die Person will zu A, geht aber nicht direkt zu A - wenn es nicht zufällig vom Ausgangspunkt sichtbar ist. Stattdessen setzt sie den Weg aus einer Reihe von Schritten zusammen, in der jeder Schritt eine Art Zwischenziel und ein Ausgangspunkt für den nächsten Schritt ist. Zum Beispiel: Gehen Sie durch das Tor, dann in den zweiten Hof links, dann zur Arkade rechts im Hof, und dann durch die dritte Tür. Diese Folge ist eine Art Plan, den die Person im Kopf hat. Wenn es immer leicht ist, eine solche Karte zu entwerfen,dann kennt man sich im Gebäude aus. Wenn es nicht leicht ist,kennt man sich nicht aus.

 

Eine Muster Sprache   98 ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE

 

Ein solcher Plan funktioniert, weil er ein verschachteltes System von Bereichen bezeichnet (in unserem Fall sind die Bereiche erstens das Gebäude selbst, dann der Hof, dann die Arkade, dann der Raum selbst - der Zielpunkt). Der Plan führt einen zum Eingang des größten Bereichs, von dort aus zum Eingang des zweitgrößten Bereichs, und so weiter. Man trifft jeweils nur eine Entscheidung, und jede getroffene Entscheidung verringert das Ausmaß der Anlage, die noch zu erkunden ist, bis schließlich der gesuchte Zielpunkt übrig bleibt.

Man kann also vernünftigerweise sagen, daß jede brauchbare Karte durch einen Gebäudekomplex diese Struktur haben muß,und daß jeder Gebäudekomplex, für den solche Karten nicht möglich sind, als verwirrend empfunden werden. Das sagt uns auch die unmittelbare Erfahrung. Betrachte die folgenden Beispiele;in jedem findet sich ein System von Bereichen, das solche Karten leicht ermöglicht.

Ein College in Oxford. Hier besteht das College aus Höfen;von jedem Hof öffnen sich Räume, genannt "Stiegen", und die einzelnen Zimmer gehen von diesen Stiegen aus. Die Bereiche sind also: College, Höfe, Stiegen, Zimmer.

Manhattan. Hier besteht die Stadt aus größeren Bezirken,wobei jeder Bezirk bestimmte Hauptstraßen hat. Die Bereiche sind: Manhattan, Bezirke, durch Avenues bestimmte Bereiche und durch Querstraßen und Einzelgebäude bestimmte Bereiche.Manhattan ist verständlich, weil die Bezirke gut definiert sind und weil die durch Straßen bestimmten Bereiche den durch Avenues bestimmten Bereichen untergeordnet sind.

Zusammenfassend muß ein Gebäudekomplex drei Regeln entsprechen, um verständlich zu sein:

  1. Man kann den Komplex als verschachteltes System von Bereichen betrachten, wobei der Komplex selbst der erste und größte Bereich ist.
  2. Jeder Bereich hat einen Hauptverkehrsweg, der direkt von den Zugängen dieses Bereichs ausgeht.
  3. Die Zugänge zu jedem Bereich öffnen sich direkt vom Verkehrsweg des nächstgrößeren Bereichs.

 

Schließlich ist es wichtig, daß diese Bereiche auf jeder Ebene Namen haben; das erfordert wieder, daß sie räumlich ablesbar sind, so daß sie tatsächlich benannt werden können und man weiß, wo der bezeichnete Bereich anfängt und aufhört. So präzis wie in den zwei angegebenen Beispielen müssen die Bereiche nicht sein. Sie müssen genügend psychologische Substanz und Präsenz haben, um auch wirklich in der Erinnerung als Bereiche funktionieren zu können.

 

Eine Muster Sprache   98 ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE 1

 

Daraus folgt:

 Leg sehr große Gebäude und Komplexe von kleineren Gebäuden so an, daß man zu einem bestimmten Punkt im Inneren über eine Abfolge von Bereichen gelangt, deren Zugang jeweils gekennzeichnet ist, und die, während man von Zugang zu Zugang weitergeht,immer kleiner und kleiner werden. Wähl die Bereiche so, daß sie leicht zu benennen sind und man jemandem den Weg erklären kann, indem man die Bereiche aufzählt,durch die er gehen muß.

 

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Behandle die ersten Zugänge zum ganzen Erschließungssystem,die größten überhaupt, als Tore - HAUPTTORE (53); mach aus den größeren Bereichen, die von den Toren wegführen, Fußgängerstraßen oder öffentliche Flächen - GEMEINSCHAFTSFLÄCHEN (67), FUSSGÄNGERSTRASSE (100); schaff weiters kleinere Bereiche mit Einzelgebäuden, Höfen und Innenstraßen ~ HAUPTGEBÄUDE (99), PASSAGE DURCHS GEBÄUDE (101), HIERARCHIE DER AUSSENRÄUME (114), BELEBTE INNENHÖFE (115); und kennzechne den Eingang zu diesen kleineren Bereichen durchkleinere Eingänge, die aber deutlich hervortreten - FAMILIE VON EINGÄNGEN (102), HAUPTEINGANG (110). Leg die Wege nach WEGE UND ZIELE (120) an ....

 

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... viele unserer Muster steuern gegen die Abhängigkeit vom Auto; wir hoffen,· daß diese Muster den Bedarf an großen Parkplätzen und Parkhäusern nach und nach verringern - LOKALVERKEHRSZONEN (11), NEUN PROZENT PARKPLÄTZE (22). Freilich sind in bestimmten Fällen leider noch immer große Stellplatzflächen nötig. Wo immer das der Fall ist, muß der Parkraum sehr am Anfang der Planung untergebracht werden, umsicher zustellen, daß er nicht den GEBÄUDEKOMPLEX (95) als Ganzen zerstört.

 

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Große, mit Autos angefüllte Garagen sind unmenschlich und tot - keiner will sie sehen oder an ihnen entlanggehen. Andererseits ist für den Fahrer die Einfahrt in die Garage der Haupteingang ins Gebäude- muß also sichtbar sein.

Mit NEUN PROZENT PARKPLÄTZE (22) haben wir bereits eine Obergrenze für die Gesamtzahl der Parkplätze in einer Nachbarschaft festgelegt. In KLEINE PARKPLÄTZE (103) geben wir die beste Größe und die Verteilung von ebenerdigen Parkplätzen an. In bestimmten Fällen ist es jedoch trotzdem notwendig,größere Parkplätze oder Garagen zu bauen. Die Umwelt kann diese größeren Parkplätze und Garagen zu bauen. Die Umwelt kann diese größeren Parkplätze und -gebäude verkraften, wenn sie so angelegt sind, daß sie das Land rundherum nicht belasten.

Das ist ein einfaches biologisches Prinzip. Im menschlichen Körper z. B. gibt es Abfallprodukte; die Abfallprodukte sind Teile der Körperfunktionen, und es leuchtet ein, daß sie einen ~Platz haben müssen. Aber Magen und Darm sind so gebaut,daß sie die anderen inneren Organe von den Giften der Abfälle abschirmen.

Dasselbe gilt für eine Stadt. Im gegenwärtigen Zeitabschnitt braucht die Stadt eine bestimmte begrenzte Stellfläche; darüber kann man sich im Augenblick nicht hinwegsetzen. Aber der Parkraum muß so angelegt werden, daß er abgeschirmt ist - durch Geschäfte, Häuser, gras bewachsene Hügel, Mauern oder andere Gebäude irgendwelcher Art -, egal wodurch, solange das Innere der Garage und die Autos von außen nicht zu sehen sind. Zu ebener Erde ist die Abschirmung besonders entscheidend.Geschäfte sind gut, weil sie sofort einen Fußgängermaßstab schaffen. Und da das Bedürfnis nach Parkraum oft mit kommerzieller Bebauung Hand in Hand geht, sind Geschäfte wirtschaftlich oft sehr leicht anzusiedeln.

 

Eine Muster Sprache   97 ABGESCHIRMTES PARKEN

 

Und natürlich können die Häuser selber diese Rolle übernehmen.In Paris sind viele der bezauberndsten und schönsten Wohnhäuser um Innenhöfe herum angeordnet, die das-Parken im Innern, abseits der Straße erlauben. Es sind nicht allzu viele Autos, so daß sie den Innenhof nicht zerstören; und die Straße bleibt von geparkten Autos völlig frei.

Zugleich mit der Notwendigkeit, Garagen abzuschirmen, gibt es die ebenso dringende Notwendigkeit für den Fahrer, die Garage rasch finden zu können - und zu sehen, wie sie mit seinem Zielgebäude verbunden ist. Eine der häufigsten Klagen über die Parkmöglichkeit bei einem Gebäude ist nicht, daß sie zuweit entfernt ist, sondern daß man nicht weiß, wo man einen Parkplatz suchen soll und wie, man dann zum Gebäude zurückkommt.

Dies bedeutet, daß

1. Parkraum, den vor allem Besucher benützen, aus den Zufahrtsrichtungen deutlich bezeichnet sein muß, auch wenn die Garage als Ganze abgeschirmt ist. Die mit dem Auto ankommende Person wird das Gebäude suchen, nicht die Garage.Die Garageneinfahrt muß deutlich gekennzeichnet sein - ein Tor -, sodaß man sie automatisch sieht, während man das Gebäude sucht. Die Einfahrt muß so liegen, daß man sie ungefähr gleichzeitig mit dem Haupteingang des Gebäudes findet.

2. Während man den Wagen parkt, muß man den Ausgang sehen, der von der Garage ins Gebäude führt. Dann kann man auch den günstigsten Stellplatz suchen und muß nicht herumgehen,um den Ausgang zu finden.

 

Daraus folgt:

Lege alle großen Parkplätze oder Garagen hinter irgendeine Art von natürlicher Wand, so daß die Autos und die Garagen von außen nicht zu sehen sind. Diese Wand kann ein Gebäude sein, eine Hausreihe; oder Wohnhügel, Böschungen oder Geschäfte.

Mach aus der Einfahrt zum Parkplatz ein natürliches Tor des Gebäudes, zu dem er gehört, und leg sie so an, daß man den Haupteingang des Gebäudes von der Einfahrt aus leicht sehen kann.

 

Eine Muster Sprache   97 ABGESCHIRMTES PARKEN 1

 

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Zu den Abschirmungen siehe WOHNHÜGEL (39), WOHNEN DAZWISCHEN (48), GESCHÄFTE IN PRIVATBESITZ (87), OFFENE TREPPEN (158), DIE GALERIE RUNDHERUM (166). Eine der billigsten Methoden, einen Parkplatz abzuschirmen, sind Markisen - das Segeltuch kann viele Farben haben: das gibt darunter schönes Licht - MARKISENDÄCHER (244). Überprüfe, ob die wichtigsten Gebäudeeingänge von der Einfahrt in den Parkplatz klar sichtbar sind und ebenso von dort, wo man den Parkplatz zu Fuß verläßt - ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE (98), FAMILIE VON EIN~GÄNGEN (102), HAUPTEINGANG (110). In gedeckten Garagen zeigt durch einen deutlichen TageslichteinfalI, wohin man gehen muß, um den Parkraum zu verlassen - WECHSEL VON HELL UND DUNKEL (135); für die tragende Raumkonstruktion schließlich denk zunächst an DIE KONSTRUKTION FOLGT DEN SOZIALEN RÄUMEN (205) ....

 

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