187 EHEBETT

 

187.0

... das Muster BEREICH DES PAARS (136) betont die Bedeutung des gemeinsamen Privatlebens für ein Ehepaar in einem Haushalt. Innerhalb des Bereichs des Paars ist natürlich die Lage und Beschaffenheit des Bettes das Wichtigste.

 

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Das Bett ist der Mittelpunkt im Zusammenleben eines Paars: der Ort, wo beide zusammen liegen, sprechen, einander lieben, schlafen, lange liegenbleiben und bei Krankheiten füreinander sorgen. Aber Betten und Schlafzimmer sind oft nicht so gemacht, daß ihre wahre Bedeutung hervortritt, und deshalb können diese Erfahrungen sich nicht verwurzeln.

 

Natürlich gibt es überbreite Betten, spezielle Tagesdecken und Bettrahmen, Wasserbetten, weiche Beleuchtung und alles mögliche Zubehör für den Nachttisch. Aber das ist im wesentlichen alles nur Beiwerk, durch das noch lange kein Bett entsteht, das der Intimität und Liebe dient.

Es gibt drei weitaus grundlegendere Punkte, die ein gutes Ehebett ausmachen.

  1. Der Raum um das Bett ist um das Bett herum geformt. Er hat eine niedrige Decke oder einen Baldachin über dem Bett. Die Wände und Fenster sind so angelegt, daß sie das Bett umschließen. Siehe BETTNISCHE (188).
  2. Es ist überaus wichtig, daß das Paar den richtigen 'Zeitpunkt zum Bau des Bettes abwartet und nicht gleich irgendeines kauft. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß ein Bett das richtige Gefühl vermittelt, wenn ein Paar nicht zuerst gemeinsam ein paar Tiefen durchlaufen hat und über eine Reihe von gemeinsamen Erfahrungen verfügt.
  3. Finde einen Weg, dem Bett und dem Räum rundherum etwas hinzuzufügen, sodaß sie im Laufe der Jahre persönlicher und einzigartiger werden; zum Beispiel ein Betthaupt, das geschnitzt, bemalt und übermalt wird, oder einen Baldachin, der verändert, verziert werden kann.

Die Bedeutung des Bettes als Mittelpunkt im Leben eines Paars kommt in der folgenden Passage von Horner gut heraus.

Odysseus ist nach 20 Jahren Wanderung und Mißgeschick wieder zu. Hause. Seine Frau, Penelope erkennt ihn nicht — es gab zu viele Betrüger, und er war so lange fort. Er fleht sie an, ihm zu glauben, aber sie ist unsicher. Enttäuscht wendet sich Odysseus von ihr ab. Penelope sagt:

Wunderlicher, mich hält so wenig Stolz wie Verachtung/ oder Wunderlicher, mich hält so wenig Stolz wie Verachtung/ oder Befremden zurück; ich weiß recht gut, wie du aussahst,/ als du von Ithaka fuhrst . ./ Aber wohlan, bereite sein Lager ihm, Eurykleia, außerhalb des schönen Gemachs, das er selber Bebauet./ Setzt das zierliche Bett hinaus und leget zum Ruhen/ wollichte Felle hinein und nächtige Decken und Mäntel."/ Also sprach sie zum Schein, den Ciemahl zu versuchen. Doch zürnend/ wandte sich Odysseus zu seiner edlen Gemahlini „Wahrlich, o Frau, dies Wort hat meine Seele verwundet/ Wer hat mein Bette denn anders gesetzt; Das könnte ja schwerlich/ selbst der erfahrenste Mann, wo nicht der Unsterblichen einer/ durch sein allmächtiges Wort es leicht von der Stelle versetzte" doch kein sterblicher Mensch, und trotzt' er in Kräften der Jugend,/ könnt es hinwegarbeiten! Ein wunderbares Geheimnis/ war an dem künstlichen Bett, und ich selber baut' es, kein anderer!! Innerhalb des Gehegs war ein weitumschattender Ölbaum,/ stark und blühenden Wuchses; der Stamm glich Säulen an Dicke./ Rings um diesen erbaut' ich von dichtgeordneten Steinen/ unser Ehegemach und wölbte die obere Decke,/ und verschloß die Pforte mit festeinfugenden Flügeln./ Hierauf kappt' ich die Äste des weitumschattenden Ölbaums/ und :behaute den Stamm an der Wurzel, glättet' ihn ringsum/ künstlich und schön mit dem Erz und nach dem Maße der Richtschnur,/ schnitzt' ihn zum Fuße des Bettes und bohrt' ihn rings mit dem Bohrer,/ fügete Bohlen daran und baute das zierliche Bette,! welches mit Gold und Silber und Elfenbeine geschmückt war,/ und durchzog es mit Riemen und purpurfarbener Stierhaut./ Dies Wahrzeichen sag ich dir also. Aber ich weiß nicht,/ Frau, ob es noch so ist wie vormals, oder ob jemand/ schon den Fuß von der Wurzel gehaun und das Bette versetzt hat."/

Also sprach er. Der Fürstin erzitterten Herz und Kniee,/ als sie die Zeichen erkannte, die ihr Odysseus verkündet./ Weinend lief sie hinzu -und fiel mit offenen Armen/ ihrem Gemahl um den Hals und küßte sein Antlitz und sagte:/ „Sei mir nicht bös, Odysseus! Du warst ja immer ein guter/ und verständiger Mann! Die Götter gaben uns Elendil denn zu groß war das Glück, daß wir beisammen inintracht/ unserer Jugend genössen und sanft dem Alter uns nahten! / Aber du mußt mir jetzo nicht zürnen noch gram sein,/ daß ich, Geliebter, dich nicht beim ersten Blick bewillkommt/ siehe, mein armes Herz war immer in Sorgen, es möchte/ irgendein Sterblicher kommen und mich mit tauschenden Worten/ hintergehn; es gibt ja so viele schlaue Betrüg-er!.../ Jetzo, da du, Geliebter, mir so umständlich die Zeichen/ unserer Kammer nennst, die doch kein Sterblicher sahe,/ sondern nur du und ich und die einzige Kammerbediente,/ Aktorts, welche mein Vater mit mitgab, als ich hierher zog,/ die uns beiden die Pforte bewahrt des festen Gemachs —/ jetzo besiegst du mein Herz, und alle Zweifel verschwinden." (Aus Odyssee, übers. von Johann Heinrich Voß, 1781.)

Der Übersetzer der englischen Ausgabe, W. H. D Rouse, merkt in einer Fußnote dazu an: „Das ist das erste Mal der gesamten ereignisreichen Erzählung, daß Odysseus impulsiv spricht; er wär auf alles vorbereitet, aber diese unerwartete Nebensache öffnet ihm das Herz."

Um ehrlich zu sein: wir sind nicht sicher, ob dieses Muster sinnvoll ist oder nicht. Einerseits ja: Es ist eine schöne) fast idyllische Vorstellung. Aber angesichts der harten Tatsachen, der Ehekämpfe und Trennungen rings um uns kann man sich nur schwer vorstellen, daß es wirklich durchführbar ist. Wir .: haben uns entschlossen, es drinnen zu lassen, weil es eine schöne Vorstellung ist. Man sollte es aber wie Oblomows Traum behandeln, als ein Bild, wirklicher als die Wirklichkeit selbst, einen unmöglichen Traum von perfekten und idyllischen Zuständen, der vielleicht unserem verworrenen Alltag etwas mehr Sinn gibt — aber nur, wenn wir es nicht ganz wörtlich nehmen.

 

Daraus folgt:

Es ist wichtig, daß ein Paar zum richtigen Zeitpunkt für sich selbst ein besonderes Bett baut — einen intimen Mittelpunkt in ihrem Leben; leicht umschlossen, mit einer niedrigen Decke oder einem Baldachin und einem entsprechend geformten Raum; vielleicht ein um das Bett herum gebautes kleines Zimmer mit vielen Fenstern. Gib dem Bett eine eigene Form, vielleicht mit vier Pfosten und einem Haupt, das im Laufe der Jahre handgeschnitzt oder bemalt wird.

 Eine Muster Sprache 187 EHEBETT

 

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Leg nahe dem Bett zwei getrennte Ankleidezimmer oder Nischen an — ANKLEIDEZIMMER (189); was die Einzelheiten des Raums um das Bett herum betrifft, siehe BETTNISCHE (188); senk die Decke über dem Bett ab — VERSCHIEDENE RAUMHÖHEN (190), und sieh vor, daß ein besonderes Ornament rundherum angebracht werden kann — ORNAMENT (249). Was die genaue Form des Raums um das Bett herum betrifft, siehe DIE FORM DES INNENRAUMS (191) ...

 

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